Donnerstag, 4. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in Literatur,Literatur im Netz,Schreiben für das Internet

Das Buch im Zeitalter des Internets

„Das Internet hat für viele von uns Veränderungen gebracht. Auch der Bereich der Bücher, des Lesens und Schreibens, der Literatur ist davon betroffen. Oft sind die Folgen zwiespältig, die sich aus der Durchdringung unseres Alltags mit elektronischer Kommunikation ergeben. Wir bestellen vielleicht mit einem Mausklick billige Bücher bei Amazon und sehen gleichzeitig mit Bedauern, dass die kleine Buchhandlung in der Nachbarschaft zusperren muss. […]

Oder ein anderes Beispiel: Einerseits wird durch das Internet das Reden über Bücher erleichtert, man denke nur an Leserrezensionen, die manchmal mehr aussagen, als die gedrechselten Sätze des Feuilletonisten eines Printmediums – oder an die Kaffeehausgespräche, zu denen ein Blog gehört, in dem unser Reden über Bücher dokumentiert wird. Andererseits folgt aber auch der Buchmarkt einer beschleunigten Aufmerksamkeitsökonomie und kleine bunte Banner auf Websites verheißen ‚den besten Roman des Jahres‘ oder das ‚wichtigste Sachbuch zum Thema X‘ – und hinter der begeisterten ‚Leserrezension‘ auf Amazon verbirgt sich nicht selten der Autor des Buchs selbst. Allerdings hat schon Karl Marx für den ersten Band von ‚Das Kapital‘ unter Pseudonymen Rezensionen geschrieben; das hat also Tradition, 19. Jahrhundert sag ich nur. […]

Ich möchte in der gebotenen Kürze drei Aspekte aufgreifen, der erste ist ein Materieller, der mit Büchern im Allgemeinen aber auch mit Literatur zu tun hat, die beiden weiteren Beispiele sind literarischer Art. […] Ich beginne mit meinen Beispielen dort, wo man immer anfängt, wenn ums Internet geht: Bei Google. Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung über die Digitalisierung von Büchern aus 29 großen Bibliotheken durch Google ist übertitelt mit ‚Vom Buch zum Byte‘ – nun ja, das ist nicht gerade originell. Was ich spannender fand, ist die rhetorische Frage des Autors, Helmut Martin-Jung, Redakteur beim Computer-Teil der Süddeutschen: ‚Eine Suchmaschine als Retter der Weltliteratur?‘ Das ist ein interessanter Ansatz. Ich stelle hier die Frage – auch, ohne sie zu beantworten: Ist die Weltliteratur ohne Google dem Untergang geweiht?“ (aus: Einleitung zum Kaffeehausgespräch „Das Buch im Zeitalter des Internets“, unveröffentlicht)

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