Samstag, 28. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft

Probleme mit dem Erstlingswerk

Im Jahr 1858 erschien anonym ein schmales Buch mit dem Titel „Aus Franzensbad“, in dem eine adelige junge Frau mit feinem Spott ihre Beobachtungen über das Treiben im Kurbad festhält. Ziel der Kritik in dieser Briefsatire sind die oberflächlichen, langweiligen und gelangweilten Standesgenossinnen der Briefeschreiberin, bürgerliche Emporkömmlinge und geltungssüchtige Journalisten. Die Autorin des Buchs ist Marie von Ebner-Eschenbach.

1867, in der Zeit, in der Ebner-Eschenbach versucht als Dramenautorin Fuß zu fassen, holt ihre literarische Vergangenheit sie ein. Die Fürstin Auersperg, Ehefrau des Oberstkämmerers Fürst Auersperg, der für das Burgtheater zuständig ist, kann der Baronin ihren Erstling nicht verzeihen.

Als Marie von Ebner-Eschenbach Jahrzehnte später mit ihren Erzählungen und Aphorismen zur Bestsellerautorin geworden war, witterte ein Verlag ein gutes Geschäft in der Neuauflage des Buchs, diesmal selbstverständlich mit Nennung des Namens der Verfasserin. Marie von Ebner-Eschenbach versuchte sich dagegen zu wehren. Aus dem Tagebuch Marie von Ebner-Eschenbachs von 1913:

12. Februar: Eckelhafte Geschichte mit dem Nachdruck v. Aus Franzensbad.
17. Februar: Dr. Georg Paetel schreibt: Ich hoffe dass der Buchhandel ihren Willen respektieren wird (in der Angelegenheit v. aus Franzensbad.)
26. Februar: Frl. Bucher vorm. Wir schrieben an H. Paetel dass die Neuauflage v. aus Franzensbad jedenfalls unterbleiben solle. Es heisst also H. Fiedler eine Spekulation abkaufen.
3. März: Bf. v. H. Paetel. Mitteilung seines Rechtsfreundes. Summa Summarum. Ich bin rechtlos. Das gute hülfreiche Frl. Bucher kam zum Glück, wir schrieben an H. Paetel. Breuer u. Frl. Luggin, die abds. ein gutes Stück des Machwerks aus Franzensbad vorlas, sind dafür, das Zeug einfach erscheinen zu lassen u. keine Notiz davon zu nehmen.

Das Buch wird gegen den Willen der Autorin gedruckt.

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