Freitag, 11. Mai 2012 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft

Wissenskulturen

Ich freue mich darüber, dass in das aktuelle Jahrbuch des Forum Vormärz Forschung ein Beitrag von mir über den komplexen Text „Zur Diätetik der Seele“ von Ernst von Feuchtersleben aufgenommen wurde. Ich danke den Herausgebern Gustav Frank und Madleen Podewski für diese Möglichkeit, an einer multiperspektivischen Behandlung der „Wissenskulturen des Vormärz“ mitzuwirken.

Je eingehender ich mich mit dem Biedermeier beschäftige, desto deutlicher überträgt sich die zeitgenössische Erschütterung aller Sicherheiten und die Problematik der Formulierung und Verfestigung neuer sozialer und ästhetischer Normen auf meine Erkenntnis. Und das meine ich im positiven Sinn.

Den Begriff „Biedermeier“ lerne ich immer mehr zu schätzen, einerseits als passenden Hinweis darauf, dass in der Zeit zwischen 1815 und 1848 das (Klein)Bürgertum zu einem relevanten kulturellen und politischen Faktor wurde, und andererseits, weil die weite Verbreitung der Bezeichnung das Ergebnis einer Paraodie ist. Einer ihrer Urheber ist Ludwig Eichrodt, der unter dem Pseudonym Rudolf Rodt unter anderem Gedichte mit dem Titel  „Dachstubenpoesie der Lenautiker“ und „Das Frauenauge und der elektromagnetische Telegraf“ verfasst hat. Sein Wanderlied beginnt mit den schönen Zeilen

Nach Italien, nach Italien!
Möcht ich, Alter, jetzt einmaligen!
Wo die Pomeranze wohnt…

Und dieses zu seiner Zeit durchaus populäre Gedicht, erschienen 1849 in den Fliegenden Blättern, enthält auch ein paar Strophen zum Sehnsuchtsland Kalifornien. Die erste davon lautet:

Aber jetzt! nach Kalifornigen
Jagt es mir den Sinn den zornigen,
Der schon längst dahin geschwärmt:
Wo die goldnen Adern ziehen,
Durch die schweigenden Prairieen,
Und der Sakramenter lärmt –
Dahin, Alter, laß mich ziehn!

Die nächsten Strophen liefere ich in den kommenden Tagen hier in diesem Blog.

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