Mittwoch, 29. August 2012 von Karin S. Wozonig
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Henriette Hanke gegen reisende Schriftstellerinnen

Im neunzehnten Jahrhundert war es für schreibende Frauen sehr wichtig, den Weiblichkeitsvorstellungen zu entsprechen. Sich durch das Veröffentlichen von Büchern zu exponieren, hat nicht dem Frauenideal („Und drinnen waltet/Die züchtige Hausfrau,/Die Mutter der Kinder,/Und herrschet weise/Im häuslichen Kreise“ etc.) entsprochen. Wenn es aber unbedingt sein musste, dann konnte man wenigstens aus den richtigen Gründen und über die richtigen Themen schreiben, so wie Henriette Hanke. Sie hat geschrieben, um die fünf Kinder aus den ersten Ehen ihres Mannes zu ernähren und ihr bevorzugtes Genre waren sentimentale „Frauenromane“. Am Ende eines langen, erfolgreichen Schriftstellerinnenlebens („Gesammelte Werke“ in hundertsechsundzwanzig Bändchen) gab sie dem (aus ihrer Perspektive in beunruhigend großer Menge vorhandenen) weiblichen schriftstellerischen Nachwuchs gute Ratschläge und warnte vor Verirrungen:

Als ein Irrthum erscheint es mir, daß die Schriftstellerinnen der Jetztzeit Reisen über Land und Meer für nöthig erachten, um Stoff zu sammeln. Dagegen ist ein geweiheter Blick in das Innere des Hauses, in die Tiefe des Herzens weit dringender zu empfehlen. […] Indem Du Dir von allen Vergänglichkeiten dieses Daseins die Liebe rettest, erweisest Du, von wannen Du bist.
Henriette Hanke: Offnes Sendschreiben an die jüngeren Schriftstellerinnen Deutschlands. 1858

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