Donnerstag, 31. Juli 2014 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in Welt

Großer Krieg 1

Wenn uns jemand gesagt hätte, daß am 1. August 1914 der Begriff der Kultur in Europa suspendiert werden würde, Harakiri begehen würde, daß Millionen und aber Millionen Leute, weggerissen aus der Arbeit, dem Fortschreiten der Welt würden, daß Kunst, Literatur, Wissenschaft, Handel, alles, alles plötzlich dem einen systematischen Mord hintangesetzt werden sollte, wenn uns jemand das gesagt hätte, dem hätten wir als Verleumder an der Menschheit ins Gesicht gespuckt. Nun – und wenn uns heute, Ende 1914, jemand sagt, daß das geschehen ist, daß mit diesem Datum, mit dem 1. August 1914, Europa auf ungewisse Zeit jegliche Kultur zum Tempel hinausgejagt hat, um an seiner Stelle den blanken Mord zu proklamieren, nun dann spucken wir dem Mann gleichfalls ins Gesicht … als Verleumder des „heiligen“ Krieges.

Georg Hermann: Randbemerkungen (1914-17). Berlin 1919

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