Nikolaus Lenau an Emilie von Reinbeck, 6. Oktober 1842:
Betty Paoli hat mir ihre mir gewidmeten Gedichte nebst einem Briefe zugesendet, so voll berauschenden Lobes und warmer Gesinnung der innigsten Theilnahme, daß ich fast einige Augenblicke äquilibriren mußte um nicht von einem selbstüberschätzenden Taumel ergriffen zu werden. Doch, ich bin gerettet; nicht blos bei meiner Geige bin ich mir der falschen Griffe und des Gefitschels bewußt. – Ich habe die Dichterin besucht und fand sie sehr liebenswürdig und vernünftig. Leider konnte ich aber meiner gewohnten Verschlossenheit nicht dasjenige Maß von Freundlichkeit zur Gegengabe abgewinnen, das die gute, edle Seele verdient hätte.
Durch den Kindle (ich habe Vorbehalte) und andere E-Book-Reader ging in den USA der Verkauf von gedruckten Liebesromanen zurück. Das ergibt eine aktuelle Studie des Nielsen BookScan. Kein Grund zur Panik:
Die deutsche Buchbranche wird bis 2014 im Schnitt jährlich um 1,7 Prozent wachsen. Das hat die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers in ihrem neuen „media outlook: 2010–2014“ errechnet.
Und der Anteil der E-Books dabei?
Bei belletristischen E-Books geht PWC gar von einem Anstieg um 93,6 Prozent jährlich aus. Der Umsatz läge 2014 bei 284 Millionen Euro im Jahr. (Mehr dazu im Börsenblatt.)
Vielleicht wird’s ein OYO…
Mit dem Thema Differenz und Hybridität habe ich mich in den letzten Monaten eingehend beschäftigt. Ein Ergebnis davon ist die Nummer 4 der Zeitschrift „Aussiger Beiträge“, die ich gemeinsam mit Renata Cornejo und Jana Hrdli?ková herausgegeben habe und die soeben im Praesens Verlag erschienen ist.
Seit über einem Jahr betreibe ich gemeinsam mit einer Ko-Salonière (anfangs) bzw. einem Salonherren (Detlef Thofern, Sozialwissenschaftler) die salonartigen „Kaffeehausgespräche“, in denen es ein Mal im Monat um Bücher geht. So auch beim nächsten Termin, der dem Thema „Das politische Buch“ gewidmet sein wird.
Zeit: Donnerstag, 21. Oktober 2010, 19.00 Uhr
Ort: Kulturcafé Chavis, Detlev-Bremer-Straße 41, 20359 Hamburg
Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen: www.kaffeehausgespraeche.de
Für die Neuausgabe des Killy Literaturlexikons habe ich einen Artikel über Betty Paoli geschrieben. Vor einigen Wochen ist der betreffende Band erschienen und jetzt auch online beim Verlag de Gruyter verfügbar. Ich schreibe immer gern über Paoli, dieser Lexikonbeitrag hat mir aber besondere Freude gemacht. Denn der Artikel aus dem Killy von 1991, verfasst von Eda Sagarra, war für mich ein wichtiger Startpunkt für mein literaturwissenschaftliches Interesse an der Dichterin. Dieses hat seither zu einer Monographie, Zeitschriften- und Buchbeiträgen geführt und ist – wie Sie auch aus diesem Blog ersehen können – noch nicht erlahmt.
Ein neues Buch hat in meine Sammlung von Lyrikanthologien Aufnahme gefunden (herzlichen Dank an Susanne), nämlich Auf Flügeln des Gesanges, herausgegeben von der Freiin v. Hohenhausen. Es handelt sich um die sehr schöne Ausgabe aus dem Leipziger Verlag Gustav Fock, gedruckt 1899, mit Illustrationen unter anderem von Ludwig Richter.
Bei der Herausgeberin handelt es sich um Elise von Hohenhausen, einer Förderin von Annette von Droste-Hülshoff und einer Verehrerin Heinrich Heines. Von Betty Paoli hat Hohenhausen das Gedicht „Gabe“ in die Sammlung aufgenommen. Die erste Strophe lautet:
Alles hinzugeben
Ist der Liebe Brauch;
Nimm denn hin mein Leben,
Und mein Sterben auch!
Das Gedicht wurde von der Wiener Komponistin und Dirigentin Lise Maria Mayer (1894-1968) und von Erik Meyer-Helmund (1861-1932) vertont.
Als Betty Paoli nach Paris reiste, lernte sie durch Elise von Hohenhausens Vermittlung Heinrich Heine kennen.