Die überreizte Salonnase in Leipzig
1870 reiste Betty Paoli von Dresden nach Leipzig und hielt in einem Reisefeuilleton für die Neue Freie Presse fest:
Mir war zu Muthe, als wäre ich aus einer von Blüthen umrankten Säulenhalle voll edlen Schmuckes plötzlich in das Gedränge eines Marktplatzes versetzt worden.
Empört schreibt ein Redakteur der Gartenlaube, die ihren Redaktionssitz in Leipzig hat:
Wir haben schon hie und da einen recht verständigen und wohlgeschriebenen Aufsatz von Betty Paoli gelesen. Um so mehr hat uns die anstandswidrige Dreistigkeit überrascht, mit der sie hier ganz in der unmotivirten Manier einer scharfzüngigen Theeschwester über eine deutsche Stadt abspricht, die schon durch die frische und geschmackvolle Lieblichkeit ihrer kranzartigen Stadtpromenade die Augen der Fremden erfreut […]. Wenn Fr. Paoli von Leipzig nichts anderes zu sagen weiß, als daß sie daselbst ihre Geschäfte abgemacht, so läßt sich dagegen nichts einwenden, denn die einfache und gesunde, aber gründlich gebildete Bürgerstadt hat in der That nichts von dem zweifelhaften belletristischen Parfüm, dessen gewisse überreizte Salonnasen zu ihrem persönlichen Wohlsein bedürfen mögen.