schreibenzeichnensingen
In Vorbereitung auf meinen verflossenen Gastauftritt beim literarischen Kamingespräch „tea for three“ (Dank an Daniela Strigl und Klaus Nüchtern für die Einladung!) habe ich das Buch „Verbannt!“ von Ann Cotten gelesen, eine wilde Geschichte mit einer auf eine Palme gebrachten Protagonistin mit Persönlichkeitsstörung und mit dem personifizierten Internet, das, wie könnte es anders sein, ein Kabel ist; aber nicht irgendeines, sondern eines, das einem letscherten Soletti ähnelt.
Das alles ist in Pseudo-Spenser-Strophen verfasst, oder auch nicht, wie es der Autorin gerade einkömmt. Auf jeden Fall reimt sie viel, und was sich reimt, ist gut. Allerdings reimt sie auch ziemlich viel nicht und das ist auch nicht schlecht. Thematisch bewegt sich dieses Versepos sehr behände zwischen Plastikmüll, Medienschelte, Kapitalismuskritik und Massentierhaltung – und noch einigem anderen.
Das Buch eignet sich sehr gut für das solitäre Lautlesen und für das Vorlesen in geselliger, Wortwitz schätzender Runde. Hier meine Lieblingsstellen, dem Metadiskurs entnommen:
„Macht also besser gleich Bier aus den jungen Dichtern!
Malzapparate gibt es schon zuhauf.
Macht Bier auch aus den Kritikern und Kunstrichtern!
Lasset sie kommen, stampfet sie und sauft!“
„Ein Wort haut das andere, dieses haut zurück, und dann
kommen noch mehr dazu.“
Soviel zum Buch, das von der Autorin selbst herzerwärmend illustriert wurde und eine lohnende Lektüre ist.
Dank des Salons „Musenküsse“ von Eva Geber und Verena Dürr weiß ich, dass Ann Cotten außer schreiben und zeichnen auch noch singen kann. Und dazu möchte ich sagen: Sollten Ann Cotten und ihre Schwester Lucy (sie spielt Cello und als Combo sind sie „dental princes“) in Ihrer Nähe einen Auftritt haben, lassen Sie alles liegen und stehen und gehen Sie hin. Sie werden es nicht bereuen.