Über Literatur schreiben
Vor einiger Zeit habe ich mich im Zuge einer Recherche zum Thema „Literaturkritik und Internet“ intensiv mit Buchrezensionen im Feuilleton deutschsprachiger sogenannter Qualitätszeitungen befasst. Eine geballte Ladung Borniertheit eines Kritikers hat mich davongetrieben und ich habe mich daran erinnert, dass Literatur schreibende Menschen immer auch Literatur lesende Menschen sind, die gelegentlich über Literatur schreiben. Und so erfreue ich mich seit einiger Zeit an den Texten von Ruth Klüger („Was Frauen schreiben“, Wien 2010) und Brigitte Kronauer („Favoriten. Aufsätze zur Literatur“, Stuttgart 2010). Die beiden Autorinnen schreiben unter anderem über Werke und Leben von J.K. Rowling, Margaret Atwood, Wilhelm Raabe, Robert Walser und Jean Paul. Das tun sie fast immer in einem Ton, der zur Literatur hinführt. Das sollte Literaturkritik meines Erachtens auch können und zwar begründet. Ich meine nicht, dass die Literaturkritik unbedingt zu einem besprochenen Werk hinführen sollte – Gefälligkeitskritiken gibt es ohnedies zu oft –, sondern dass Literaturkritik die Kunst, deren Material die Sprache ist, würdigen sollte. Das fällt jenen leichter, die es selbst einmal ausprobiert haben.
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