Mittwoch, 29. August 2012 von Karin S. Wozonig
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Henriette Hanke gegen reisende Schriftstellerinnen

Im neunzehnten Jahrhundert war es für schreibende Frauen sehr wichtig, den Weiblichkeitsvorstellungen zu entsprechen. Sich durch das Veröffentlichen von Büchern zu exponieren, hat nicht dem Frauenideal („Und drinnen waltet/Die züchtige Hausfrau,/Die Mutter der Kinder,/Und herrschet weise/Im häuslichen Kreise“ etc.) entsprochen. Wenn es aber unbedingt sein musste, dann konnte man wenigstens aus den richtigen Gründen und über die richtigen Themen schreiben, so wie Henriette Hanke. Sie hat geschrieben, um die fünf Kinder aus den ersten Ehen ihres Mannes zu ernähren und ihr bevorzugtes Genre waren sentimentale „Frauenromane“. Am Ende eines langen, erfolgreichen Schriftstellerinnenlebens („Gesammelte Werke“ in hundertsechsundzwanzig Bändchen) gab sie dem (aus ihrer Perspektive in beunruhigend großer Menge vorhandenen) weiblichen schriftstellerischen Nachwuchs gute Ratschläge und warnte vor Verirrungen:

Als ein Irrthum erscheint es mir, daß die Schriftstellerinnen der Jetztzeit Reisen über Land und Meer für nöthig erachten, um Stoff zu sammeln. Dagegen ist ein geweiheter Blick in das Innere des Hauses, in die Tiefe des Herzens weit dringender zu empfehlen. […] Indem Du Dir von allen Vergänglichkeiten dieses Daseins die Liebe rettest, erweisest Du, von wannen Du bist.
Henriette Hanke: Offnes Sendschreiben an die jüngeren Schriftstellerinnen Deutschlands. 1858

Dienstag, 21. August 2012 von Karin S. Wozonig
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Land der Biere

Es ist Reisezeit und ich widme mich dem entsprechend der Reiseliteratur. Heute lasse ich Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, an den Erkenntnissen des Autors J. G. Kohl teilhaben, der 1850 in Bayern folgende Bemerkung macht:

Diese Bier-Passion ist wirklich in Baiern etwas Bewunderungswürdiges, und man findet in der That – ich glaube – in keinem Lande etwas Aehnliches wieder. Der Franzose liebt seinen Wein, das ist wahr, aber er spricht doch nicht unaufhörlich davon. Der Italiener liebt seine Macaroni, aber er erzählt dir doch nicht bei Gelegenheit von Rimini oder Capua oder Ancona, daß man dort gute Macaroni esse. Der Russe liebt auch den Kisli Tschi*, aber er hat doch viele Augenblicke, wo er ihn ganz vergißt. Mit dem Baiern ist dieß in Bezug auf sein Bier nicht der Fall. Er vergißt es so wenig, wie ein Irrsinniger seine fixe Idee, und ist fast eben so beständig mit der Kritik, dem Lobe oder dem Tadel des Biers, das er eben trinkt, oder deßjenigen, das man hier oder dort trinkt, beschäftigt, wie die Leute in andern Ländern mit der Kritik des guten oder schlechten Wetters beschäftigt sind. Eine große und raffinirte Feinschmeckerei in Bezug auf ein so edles Getränk, wie der Wein ist, finde ich sehr begreiflich; aber dieselbe Feinschmeckerei und „G’naschigkeit“, wie die Baiern sich selbst ausdrücken, auf das Bier angewendet zu sehen, kann billig in Verwunderung setzen, da doch das beste Bier zu den feinen Weinen sich immer noch verhält, wie ein Hanfstrick zu Brüsseler Spitzen.

*Kisli Schtschi = Kwas

Mittwoch, 1. August 2012 von Karin S. Wozonig
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wunderliche uebersetzungen

Die wunderliche Übersetzung meines letzten Blogeintrags, für die ich mich sehr herzlich bedanken möchte, hat mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, woher automatische Übersetzungstools ihre Informationen beziehen und welche Technik hinter maschinellen Übersetzungen steckt, und dieser Satz ist so lang, um Susan die Möglichkeit zu geben zu testen, wie gut Babylon wirklich ist.

Ich habe einiges über künstliche Intelligenz und Computerlinguistik gelernt. Mein liebster Erkenntniszuwachs in dem Bereich der maschinellen Übersetzung: Die in den 1960er Jahren geschaffene Datenbank für automatische Übersetzungen von Dokumenten der EWG enthält Einträge in allen Amtssprachen und in Latein. Lernen kann man das in der Publikation „Geschichte des Übersetzungsdienstes der Europäischen Kommission“, die es als kostenlosen PDF-Download (in drei Sprachen) gibt.