„Die Blätter sind überhaupt voll prächtiger Nachrichten. – Vor Allem die Berichte vom glorreichen Custozza-Tage – Du solltest Dir diese Zeitungen aufheben, Martha.“
Und ich habe sie aufgehoben. Das sollte man immer thun; und wenn ein neuer Völkerzwist heranzieht, dann lese man nicht die neuesten Zeitungen, sondern die, welche von vorigem Kriege datieren, und man wird sehen, was all den Prophezeiungen und Prahlereien und auch den Berichten und Nachrichten für Wahrheitswert beizumessen ist. Das ist lehrreich.
Bertha von Suttner: „Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte“ (1889)
„Die Blätter sind überhaupt voll prächtiger Nachrichten. – Vor Allem die Berichte vom glorreichen Custozza-Tage – Du solltest Dir diese Zeitungen aufheben, Martha.“
Und ich habe sie aufgehoben. Das sollte man immer thun; und wenn ein neuer Völkerzwist heranzieht, dann lese man nicht die neuesten Zeitungen, sondern die, welche von vorigem Kriege datieren, und man wird sehen, was all den Prophezeiungen und Prahlereien und auch den Berichten und Nachrichten für Wahrheitswert beizumessen ist. Das ist lehrreich.
Zitat aus dem Roman: „Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte“, erschienen 1889, von Bertha von Suttner, geboren am 9. Juni 1843 in Prag, gestorben am 21. Juni 1914 in Wien.
In Vorbereitung auf die hier bereits mehrfach erwähnte Konferenz in Long Beach, bei der die Rolle Österreichs im Gefüge der Regionen, Staaten, Nationen und Landschaften aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurde, habe ich mich ausführlich mit nationaler Identität beschäftigt. Besonders fasziniert hat mich bei meiner Forschung, wie das Konzept der Nation aus prinzipiell vernünftigen, friedliebenden Menschen (z.B. Autoren) lauthals nach Krieg und Zerstörung schreiende Dummköpfe macht. Nun ist das keine neue Erkenntnis, vielmehr eine die sich z.B. auch durch die Lektüre von Karl Kraus‚ „Die letzten Tage der Menschheit“ (auch sehr zu empfehlen: die gekürzte Fassung gelesen von Helmut Qualtinger) oder Bertha von Suttners „Die Waffen nieder“ erlangen lässt. Und gerade habe ich Frederic Mortons Buch „Thunder at Twilight“ gelesen, die ausführlich recherchierte und gut erzählte Darstellung der Zeit unmittelbar vor „Ausbruch“ des Ersten Weltkriegs.
Grillparzer sagt es 1849 so:
Der Weg zur neuen Bildung geht
Von Humanität
Durch Nationalität
Zur Bestialität.