Mittwoch, 16. Juni 2010 von Karin S. Wozonig
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Lyrische Gedichte, eine Gebrauchsanweisung, 2. Teil

Wie soll ein lyrisches Gedicht genossen werden, und was ist, und wie entsteht ein lyrisches Gedicht?

Wer hat denn Muße, zu träumen, Muße, sich einzuspinnen in das Reich des schönen Scheins, und nun gar in das Reich lyrischer Empfindungen? Ist nicht Lyrik weiche, süßliche Kost, unwürdig eines zum praktischen, zum „politischen“ Leben und Denken erwachten Deutschen?

Es giebt eben immer noch Leute – und die Race wird nie aussterben -, welche, nicht zufrieden mit des Tages Treiben, mit Kämpfen und Ringen, über der realen Alltagswelt sich eine ideale Welt aufbauen müssen, welche ein Doppelleben führen …, ernst und streng und gewissenhaft ihrer praktischen Arbeit sich hingeben und dann in stillen, geweihten Stunden des Ausruhens dem Schönen alle ihre Herzenspforten öffnen, welche in der Morgenfrühe in den Wald hinauseilen, im Schatten der Bäume ruhen oder an die See aus der Enge der Stadt sich flüchten, an den murmelnden Wellen träumen oder in die großartige Einsamkeit der Bergesriesen emporstreben und zur Begleitung ein Büchlein mitnehmen, und zwar gerade ein Bändchen lyrischer Gedichte.

Aus: Alfred Biese: Lyrische Dichtung und neuere deutsche Lyriker. Berlin: Hertz, 1896

Donnerstag, 3. Juni 2010 von Karin S. Wozonig
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Der Beamte als Schriftsteller

Während Eduard Mautner an den kleinen Freuden des menschlichen Lebens noch immer so regen Antheil nimmt, ergibt sich ein anderer vaterländischer Dichter, Herr Cajetan Cerri, leider immer mehr tiefsinnigen Betrachtungen der bedenklichsten Art, wie die „Rückblicke und Ausblicke“ verrathen, die er in dem neuesten Bande der „Dioskuren“, des poetischen Jahrbuches des Oesterreichischen Beamtenvereins, veröffentlicht. Es ist interessant, daß die meisten österrechichen Dichter früher Beamte waren – ja, Müßiggang ist aller Laster Anfang! Ich glaube nicht, daß die Literarhistoriker schon hierauf ihr Augenmerk gerichtet haben. Nach meiner Ansicht erhalten viele unserer Beamten die dichterische Anregung durch ihre Vertrautheit mit den Schönheiten der Natur, deren geheimnißvolles Walten sie durch fortwährendes Hinausschauen zum Fenster während der Amtsstunden belauschen. Der k.k. Hof-Secretär Cerri hat diesmal die steife Uniform des Verses abgelegt und erscheint im ungezwungensten prosaischen Gedanken-Négligé.

Daniel Spitzer: Wiener Spaziergänge. NFP, 1. Januar 1881, S. 6f.

Dienstag, 25. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Literarhistoriker

Der Literarhistoriker

Was nennst du ihn Schurke, alter Brummtopf?
Er verleumdet nicht, er ist nur ein Dummkopf.

Franz Grillparzer, Epigramme 1865

Donnerstag, 20. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Thomas Stangl bei MALCA

Konferenz der Modern Austrian Literature and Culture Association

Von 22. bis 25. Mai 2010 findet die jährliche Konferenz der Modern Austrian Literature and Culture Association in North-America (MALCA) erstmals in Wien statt. Anna Babka und Susanne Hochreiter vom Institut für Germanistik der Universität Wien organisieren die internationale Tagung zum Thema „Überkreuzungen. Verhandlungen kultureller, ethnischer, religiöser und geschlechtlicher Identitäten in österreichischer Literatur und Kultur“. Tagungsort ist das Hauptgebäude der Universität Wien.

Teil des Programms (Montag, 24. Mai, 14.00-15.30, ÜR 5):

Sonntag, 16. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Die Elektrisier-Maschine im Haus

Betty Paoli war, wie bereits erwähnt, bei Sigmund Freud in Behandlung, er wandte an ihr die Elektrisier-Therapie an. Später ließ sich Paoli regelmäßig hypnotisieren, allerdings nicht von Freud, sondern von Ludwig Frey. Der Hausarzt der Familie Fleischl-Marxow und Betty Paolis war Josef Breuer. Über die zahlreichen Krankheiten Paolis und über die diversen Therapien, denen sich die etwas hypochondrisch veranlagte Schriftstellerin unterzogen hat, berichtet Helene Gasser, angestellt im Hause Fleischl-Marxow seit 1864:

Auch über ihre Krankheiten, die Curen, die sie gebraucht hat wäre viel zu schreiben; man hat da sogar was gelernt. Anfangs hat sie im Arm längere Zeit Schmerzen gehabt, […] da hat Dr. Breuer das Massieren verordnet, […] ob es geholfen hat, das weiss ich nicht mehr. […] Einmal frägt mich die gnäd. Frau: „Du, was soll ich dem Frl. zu ihrem Geburtstag kaufen?“ u. ich sage „na, eine Elektrische Maschine.“ „Was fällt Dir denn ein“, hat die Gnädige gemeint. Es hat nicht lange gedauert da war eine da; anfangs hat Dr. Breuer seine geliehn, dann war eine im Hause.

Donnerstag, 13. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli, Elektrizität und Literatur

Vor einigen Tagen habe ich davon berichtet, dass die Lyrikerin und Journalistin Betty Paoli von Sigmund Freud „electrifiziert“ wurde. Es handelt sich beim Elektrisieren um eine Behandlung neurologischer Beschwerden, die Freud bei dem Französischen Arzt Jean-Martin Charcot kennengelernt hatte. Was Literatur und Elektrizität miteinander zu tun haben, können Sie in einem interessanten Aufsatz von Rupert Gaderer, derzeit Post-Doc am Graduierten Kolleg Mediale Historiographien (Bauhaus-Universität Weimar, Universität Erfurt und Friedrich-Schiller-Universität Jena), nachlesen.

Samstag, 8. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli bei Goethes Schwiegertochter

Tagebuch Ottilie von Goethe, 8. Mai 1855: „Abends kam Fl Glück war sehr amüsant.“

Mittwoch, 5. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli und Sigmund Freud

Betty Paoli schreibt am 5. Mai 1888 an Helene Bettelheim-Gabillon:

Ich werde jetzt täglich von Dr. Freud electrifiziert, und genieße die Annehmlichkeit mich jeden Morgen um neun Uhr auf dem Schottenring einfinden zu müssen, denn der Apparat ist so mächtig groß, daß man ihn nicht Tag für Tag transportieren kann.

Sonntag, 2. Mai 2010 von Karin S. Wozonig
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Familienliteratur

Kürzlich erschien von mir ein Aufsatz über den einzigen Roman, den Betty Paoli verfasst hat („Die Ehre des Hauses“, 1844). Details können Sie hier nachlesen.

Dienstag, 27. April 2010 von Karin S. Wozonig
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Geselligkeit mit Betty Paoli

Anfang April 1861: Also um 5 Uhr: Erster Besuch im Salon Laube, zur täglichen Empfangsstunde. Frau Iduna saß auf ihrem Sofaplatz … Laube fragte die Dichterin Betti Paoli, ob es wahr sei, daß … na, irgend etwas, das er über sie gelesen habe. „Ach“, sagte die Paoli, schlug die schönen dunklen Augen gen Himmel und machte einen Zug an ihrer langen Zigarre,  „ach nein, das hat ja nur dieser Esel von Cerri geschrieben!“ Laube: „Hier sitzt er!“

Erinnerungen an das alte Burgtheater. Von Auguste Wilbrandt-Baudius. In: Der Greif, 1. Jg.,  2. Bd. 1914