Am Versöhnungstage
Die Zeit, wo aus dem Herzen, unbeklommen
Die Segenspalme der Vergebung grünt,
Der Tag der Buße war herangekommen,
Wo Israel sich vor dem Herrn entsühnt;
Da flossen Thränen, bange Seufzer bebten;
Der Sturm der Andacht riß die Seelen fort;
Gebete, Opfer und Gesänge schwebten,
Als Friedensmittler zwischen hier und dort.
Im Auge tiefen Mitgefühles Spende,
Versenk‘ ich mich in diesen großen Schmerz
Und presse, träumerisch-sinnend, meine Hände
Auf mein erschüttert-überwältigt Herz.
„O Israel!“ so drängt es mich zu rufen,
„Was feierst Du noch dieses Sühnungsfest?
Ward dir nicht an des Opferaltars Stufen
Schon längst der letzte Jammerschrei erpreßt?
Betty Paoli, 1855
Keine Kommentare »
Bis jetzt keine Kommentare.
RSS für Kommentare und Beiträge. TrackBack URI.