Dienstag, 18. September 2018 von Karin S. Wozonig
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Hype

Die Romantiker, besonders Novalis, waren an Unordnung interessiert, das Chaos war für sie verlockend und erschreckend zugleich. Dass etwas Neues, Unvorhersagbares entsteht (zum Beispiel ein Romanesco), wenn es auf das Chaotische zugeht, übt einen Reiz auf uns aus, aber so ganz geheuer ist es uns meistens nicht. Und weil diese Ambivalenz zum Denken anregt, kann man ruhig wieder einmal über die Chaostheorie reden, finde ich: Kaffeehausgespräch zum Thema.

 

Romanesco (c) Wikipedia

Romanesco (c) Wikipedia

Mittwoch, 5. Juni 2013 von Karin S. Wozonig
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Systemics

Ich habe als Mitherausgeberin eines Sammelbandes mit dem Titel „Die Kunst der Systemik“ fungiert und freue mich, dass das Buch jetzt erschienen ist. Das Projekt geht auf die Initiative von Roman Mikulás zurück, der in diesem Blog bereits mehrmals genannt wurde. „Systemics“ oder „Systemik“ bezeichnet, vereinfacht gesagt, die Untersuchung von Systemen unter Berücksichtigung des größeren Ganzen, mit denen die Systeme in Beziehung und Austausch stehen. Ein solcher ganzheitlicher Zugang versucht, der Komplexität von Kunst und Kunstwerken systematisch gerecht zu werden. Wie das gehen kann, dafür haben wir, Roman Mikulás, Sibylle Moser und ich, in diesem Buch Beispiele gesammelt. Sibylle Moser beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Sprache als synästhetischem Prozess, also als Kombination unterschiedlicher Wahrnehmungsbereiche. Daneben haben wir Texte unter anderem zu Computerspielen, dem Verhältnis zwischen Kunst und Wirtschaft und zur wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung des systemischen Denkens (z.B. der Beitrag von Roman Mikulás) in „Die Kunst der Systemik“ aufgenommen.

Donnerstag, 14. März 2013 von Karin S. Wozonig
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Privilegierte Orte der Selbsterschaffung

Und wieder kann ich von einem Artikel aus meiner Feder berichten: „Nichtlineares Erzählen. Die chaostheoretische Literaturwissenschaft und ihre Möglichkeiten“ habe ich für das Buch Kultur – Wissen – Narration. Perspektiven transdisziplinärer Erzählforschung für die Kulturwissenschaften verfasst. Der Band wurde von der Grazer Kulturwissenschaftlerin Alexandra Strohmaier herausgegeben, die darin Beiträge einer Tagung und weitere Texte zusammengestellt hat. Die einzelnen Bereiche des Buchs beschäftigen sich mit „Narration und Narratologie(n)“, „Wissen und Narration“ und „Narration (und ihre Grenzen) in Literatur, Kunst und Alltagskultur“.

Wie im vorigen Blogbeitrag ausführlich erklärt, interessiert mich die Frage, wie Leben erzählt werden – von denen die sie leben und von den anderen, z.B. von Biographinnen. In mehreren Beiträgen in Kultur – Wissen – Narration finden sich dazu anregende Thesen. So mündet der Text von Bettina Rabelhofer zum „Erzählen in der Psychoanalyse“ (343-358) in die bedenkenswerte Beobachtung:

Die Couch und die Literatur sind jene privilegierten Orte, an denen symbolische Selbsterschaffung stattfindet.

Freitag, 7. Januar 2011 von Karin S. Wozonig
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Linker und Rechter Skeptizismus

Vor fünfzehn Jahren wurde der sogenannte Sokal-Hoax veröffentlicht, ein Artikel, der die geringen naturwissenschaftlichen Kenntnisse von Philosophen, Geistes- und Sozialwissenschaftlern und ihre dilettantische Kritik an „objektivem“ Wissen bloßstellen sollte. In zahlreichen weiteren Texten hat der Autor Alan Sokal seine Hauptaussage, Nicht-Naturwissenschaftler würden naturwissenschaftliche Begriffe verwenden, ohne sie zu verstehen, wiederholt. Ein interessanter Aspekt der Diskussion (mit dem ich mich auch in meinem Buch „Chaostheorie und Literaturwissenschaft“ beschäftigt habe)  ist die Frage nach der Verwendung von Metaphern in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Democracy beschäftigt sich der Kulturwissenschaftler Michael Bérubé in einem lesenswerten Beitrag mit dem politischen Aspekt der Sokal-Debatte und kommt zum Schluss, dass eine krude Abwandlung des von Sokal (implizit) aufs Korn genommenen linken Relativismus den „Klimaskeptikern“ und den Vertretern des „Intelligent Design“ in die Hände spielt.

Donnerstag, 15. Juli 2010 von Karin S. Wozonig
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Chaostheorie als Lebensweisheit

Ein Schlüsselbegriff der Chaostheorie ist die Bifurkation. Sie bezeichnet eine qualitative Zustandsänderung eines nichtlinearen Systems. Der Begriff geht auf den Mathematiker und Physiker Henri Poincaré zurück, der ihn in diesem Sinn erstmals 1885 verwendet. Auch die Gabelung eines Flusses oder einer Pflanze wird als Bifurkation bezeichnet. Und gelegentlich wird beobachtet, dass es auch auf Lebenswegen Bifurkationen gibt:

In jedem Menschenleben treten Perioden ein, von wo aus sich, wie die Knotenpunkte an einem Pflanzenstengel, neue Entwicklungen erschließen, welche entweder die äußeren Verhältnisse und Schicksale oder die innere Geistesrichtung für lange Zeit, vielleicht für das ganze Leben bestimmen.
Aus: Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, 1885

Montag, 21. Juni 2010 von Karin S. Wozonig
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Chaostheorie in Graz

Annual Conference of the Centre for Cultural Studies, University of Graz, Austria, June 23-26
Kultur – Wissen – Narration. Perspektiven transdisziplinärer Erzählforschung für die Kulturwissenschaften

Donnerstag, 10. Dezember 2009 von Karin S. Wozonig
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Angeregte Diskussionen über das Chaos

Vor einigen Tagen wurde ich sehr freundlich in den schönen Räumen des Österreichischen Kulturforums in Bratislava empfangen, um dort gemeinsam mit dem Mitherausgeber Roman Mikúlaš in einem illustren Kreis über unseren Sammelband „Chaosforschung in der Literaturwissenschaft“ zu diskutieren.

Nach Referaten von Mgr. Róbert Gáfrik, PhD. und Mgr. Judit Görözdi, PhD. vom Institut für Weltliteratur der Slowakischen Akademie der Wissenschaften und von Dr. Karin Harrasser von der Kunsthochschule für Medien Köln, hatte ich die Gelegenheit, mich über die Modellierung hochkomplexer Systeme, über Hermeneutik und über Wissensproduktion in Natur- und Geisteswissenschaften auszutauschen. Sehr anregend und bereichernd!

Freitag, 9. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Montag, 1. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Chaostheoretische Literaturwissenschaft als Kulturanalyse

Von ihrer ersten Formulierung in den 1970er Jahren an übte die sogenannte Chaosforschung eine starke Anziehungskraft auf Geisteswissenschaftler(innen), Philosoph(inn)en und Soziolog(inn)en aus. Der Lorenz-Attraktor, Iteration, Bifurkation und die Beschreibung von Dynamiken der Selbstorganisation haben auch die Aufmerksamkeit von Literaturwissenschaftler(innen) geweckt. Von den Anfängen bis zum Ende der 1990er Jahre wurden literaturwissenschaftliche Arbeiten, die von der sogenannten Chaosforschung inspiriert waren, oft mit der Bemerkung geschlossen, es werde sich erst in Zukunft weisen, ob der Ideentransfer aus der Naturwissenschaft die Literaturwissenschaft bereichern könne, ob die Terminologie der „neuen Physik“ etwas zur Analyse des Gegenstandsbereichs und zur Erklärungsmacht der Disziplin würde beitragen können. Mittlerweile lässt sich feststellen, dass der Ansatz „chaostheoretische Literaturwissenschaft“ einige Einsichten in den Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaft und sehr viele in die Disziplin bringt. Darüber hinaus kann konstatiert werden, dass ihre Einfügung in ein Repertoire kulturanalytischer Instrumente die „chaostheoretische Literaturwissenschaft“ zur methodischen und theoretischen Bereicherung einer Literaturwissenschaft im Rahmen der Kulturwissenschaften macht.

Auszug aus der deutschen Fassung von: Karin S. Wozonig: Teória chaosu a literárna veda. In: Slovak Review of World Literature Research 2/XVI (2007) S. 35-43. Übersetzt von Roman Mikuláš

Samstag, 27. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Chaosforschung, interdisziplinär

Die Erforschung nichtlinearer Dynamik (Chaosforschung) hat in den 1980er Jahren die Grenzen von den Naturwissenschaften und der Mathematik in andere wissenschaftliche Felder übersprungen. Durch populärwissenschaftliche Vermittlung (Werke von Briggs/Peat, James Gleick, Friedrich Cramer u.a.) wurden ihre Voraussetzungen und Ergebnisse auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften rezipiert. Seither wurden zahlreiche Versuche unternommen, die Chaostheorie in diesen wissenschaftlichen Bereichen zu etablieren.

Die Konferenz Chaosforschung in der Literaturwissenschaft: interdisziplinäres Paradebeispiel oder disziplinäres Missverständnis? fragt nach der Funktionstüchtigkeit dieses Theorieimports, nach der methodischen Erweiterung und den Folgen für die Selbstdefinition der Literaturwissenschaft durch diese Übertragung aus den Naturwissenschaften.

Konzept und Organisation: Dr. Roman Mikulaš und Dr. Karin S. Wozonig
Zeit: 28. 1. 2009, 9-17.00
Ort: Mozartsaal, Österreichisches Kulturforum Bratislava, Zelená 7
811 01 Bratislava, Slowakische Republik

TeilnehmerInnen:
Dr. Ulrike Goldschweer, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Karin Harrasser, Humboldt-Universität Berlin/Universität Wien
Prof. Susanne Hartwig, Universität Passau
Dr. Pavel Matejovic, Slowakische Akademie der Wissenschaften
Dr. Roman Mikulas, Slowakische Akademie der Wissenschaften
Dr. Sibylle Moser, LOOP. Inst. für systemische Medienforschung, Wien
Dr. Stephan-Immanuel Teichgräber, Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur, Wien
Prof. Thomas Wägenbaur, International University, Bruchsal
Prof. Friedrich Wallner, Universität Wien
Dr. Karin S. Wozonig, Hamburg/Wien
Prof. Dieter Wrobel, Universität Würzburg
Prof. Peter Zajac, Slowakische Akademie der Wissenschaften