Zur Winterunterhaltung in den Süden
Ich habe mir von Halle zur Winterunterhaltung die Geschichte Roms im Mittelalter von Gregorovius, einem meiner Lieblingsschriftsteller, mitgebracht. Denn in Ihren Willkommensruf an den schönen, weißen Winter stimme ich nicht ein; so lange ich von meinem Leben weiß, ist er mein Todfeind gewesen, habe ich mich bei seinem Nahen leidenschaftlich unter einen milderen Himmel gesehnt und da mir niemals Flügel wachsen wollten, hätte ich mich gern unter die Erde gekrabbelt, um wie ein Murmeltier das unholde Walten zu verschlafen. Da bin ich denn schließlich auf das Hülfsmittel verfallen, mich durch die Phantasie – die schwächste Partie meines Ingeniums – in glücklichere Zeiten und Zonen zu versetzen. Vorig Jahr war Griechenland dran; heuer Rom. Die 8-10 dicken Bände füllen wohl – täglich ein paar Stündchen – die langen, kümmerlichen Monde aus.
Louise von François an C. F. Meyer, Oktober 1881
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