Weihnachten im Taschenbuch Iduna
Heute geht es in meiner losen Blog-Reihe zum Thema Almanache um die Iduna für das Jahr 1852.
In ihr ist ein Bild mit dem Titel „Der Waisen Weihnacht“
und ein gleich betiteltes Gedicht enthalten.
Heute geht es in meiner losen Blog-Reihe zum Thema Almanache um die Iduna für das Jahr 1852.
In ihr ist ein Bild mit dem Titel „Der Waisen Weihnacht“
und ein gleich betiteltes Gedicht enthalten.
Das Verfassen von Rezensionen ist im besten Falle eine kurzweilige, erfreuliche und zufriedenstellende Sache. So z.B. wenn man die zu besprechenden Werke selbst wählen darf und die Absicht der Empfehlung des Buchs hinter der Rezension steckt. Das ist für mich der Fall, wenn ich für das Portal readme.cc schreibe. Kürzlich ging dort meine Rezension über den Märchenroman „Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns“ von Gisela und Bettina von Arnim online.
Schwierig ist es hingegen, Sammelbände zu besprechen, wie ich wieder einmal bemerken konnte, als ich für die dritte Nummer der Aussiger Beiträge den Band „Österreichische Literatur ohne Grenzen“, hg. von Attila Bombitz u.a., zu rezensieren hatte. Die unterschiedlichen Beiträge wollen in ihrer Besonderheit gewürdigt sein, um alle zu besprechen fehlt der Platz, ein abschließendes Urteil über das Gesamtunternehmen ist zumeist nicht zu finden. Kurz, das Rezensieren von Sammelbänden ist eine undankbare Aufgabe.
Auf eine originelle Art hat diese Aufgabe der Rezensent R. L. (Rolf Löchel) im Rezensionsforum literaturkritik.de gelöst, als er über den Sammelband „Körperkonstruktionen und Geschlechtermetaphern“, hg. von Veronika Zangl und Marlen Bidwell-Steiner, geschrieben hat. Das Ergebnis ist hier nachzulesen. (Und ich bedanke mich.)
Vor kurzem wurde mir ein Artikel über „Die Kunst, pathetisch zu sprechen“ zur Kenntnis gebracht (Reinhart Meyer-Kalkus, FAZ 11. November 2009). Das bringt mich dazu, über Josef Lewinsky, geboren 1835 in Wien, gestorben 1907 ebenda, Hofschauspieler, Regisseur, Schriftsteller und gefeierter Rezitator, zu berichten. Von 1858 bis 1907 war Lewinsky Charakterdarsteller am Wiener Burgtheater, ab 1870 arbeitete er auch als Regisseur.
Seine ersten Rollen spielte er in „Die Räuber“ und in „Clavigo“. Von der Theaterkritikerin der Oesterreichischen Zeitung, Betty Paoli, mit der ihn später eine enge Freundschaft verband, wurde Lewinsky hymnisch hochgeschrieben. Paoli nahm sich seines Sprechstils und seiner Interpretation an und unterstützte ihn mit ihrer Expertise als Sprachlehrerin, Übersetzerin französischer Stücke und Autorin formstrenger Gedichte.
Es gibt ein Tonzeugnis der Vortragskunst Josef Lewinskys: Die Österreichische Mediathek stellt seine Rezitation des Gedichts „Die drei Zigeuner“ von Nikolaus Lenau aus dem Jahr 1901 zur Verfügung.
In ihrem Roman „Possession“ hat A. S. Byatt einer besonderen Spezies ein Denkmal gesetzt: Der historisch arbeitenden Literaturwissenschaftlerin, die von der Vergangenheit und von den Dokumenten über Leben und Werk einer Autorin oder eines Autors besessen ist.
Ich danke Dr. Rainer Theobald (Sammlung Theobald), Spezialist für das Theater des 17. bis 19. Jahrhunderts und Verfasser von zahlreichen Aufsätzen (z.B. „‘Nur nicht zu ultraliberal!‘“ Drei Briefe von M. G. Saphir, aus den Handschriften mitgeteilt“, Nestroyana, Bd. 28, 2008), dafür, dass er meine Besessenheit unterstützt.
Wien 29 November 1877.
Theuerste Baronin!Störungen aller Art, – darunter auch längeres Unwohlsein, – haben mich verhindert Ihnen für Ihre freundlichen Glückwünsche und das sie begleitende Geschenk schon früher zu danken. […]
Ich dachte häufig an Sie, liebste Baronin, in den prachtvollen Tagen, welche dieser Herbst uns ausnahmsweise brachte, ich erinnere mich keines so heiteren, sonnigen Novembers. Da muß das Leben auf dem Lande, trotz der kurzen Tage, doch recht angenehm gewesen sein, man konnte ja viele Stunden im Freien verbringen. Jetzt gehen Sie wohl bald nach Salzburg und dann nach Paris. […]
Hier in unserem kleinen Kreise spinnt sich das gewohnte Leben fort, nur mit dem betrübenden Unterschied, daß Sie und Frau von Littrow fehlen. […]
Leben Sie wohl, theuerste Baronin, und empfangen Sie wiederholt meinen beßten Dank für ihre freundliche Erinnerung. Mit den herzlichsten Wünschen für Ihr Wohlergehen und die ungehinderte Durchführung Ihrer Reiseprojekte
Ihre wahrhaft ergebene Betty Paoli
Josephine Freiin von Knorr (1827-1908) war Lyrikerin, Übersetzerin und Briefpartnerin von Marie von Ebner-Eschenbach. Durch Knorrs Vermittlung lernte Ebner-Eschenbach Franz Grillparzer und die Schwestern Fröhlich kennen.
Nicht nur in den literarischen Werken ihrer Zeitgenossen werden Gedichte von Betty Paoli erwähnt, sondern auch im Fernsehfilm „Späte Aussicht“ (2007). Darin zitiert eine Figur die ersten Zeilen des Gedichts „Ich“. Das Gedicht wurde zuerst 1841 veröffentlicht und lautet:
Ich
Ich kann, was ich muß! o seltnes Geschick!
Ich will, was ich muß – – o doppeltes Glück.Mein Herz ist an Stärke dem Felsen gleich,
Mein Herz ist, wie Blumen, sanft und weich.Mein Wesen gleicht Glocken von strengem Metall:
Schlag kräftig d’ran, gibt es auch kräftigen Schall.Mein Geist stürmt auf eiligem Wolkenroß hin;
Mein Geist spielt mit Kindern mit kindlichem Sinn.Ich weiß, was ich will! und weil ich es weiß,
Drum bann‘ ich’s zu mir in den magischen Kreis.Ich weiß, was ich will! das ist ja die Kraft,
Die sich aus dem Chaos ein Weltall entrafft.Ich weiß, was ich will! und wenn ich’s erreich‘,
Dann gelten der Tod und das Leben mir gleich.
In dem Film wirkt die Schauspielerin Rosemarie Fendel mit, eine Paoli-Kennerin. Sie spricht Paoli-Gedichte in den Hörbüchern „Das Dichterinnen Projekt“ und „Seelenbalsam“.
Weibliche Autoren giebt es relativ wenig in Wien. Betty Paoli, Ada Christen und die Baronin von Ebner-Eschenbach halten indessen die Fahne der Frauenliteratur zur Ehre ihres Geschlechtes ziemlich hoch. Betty Paoli, ein Talent erster Ordnung, ein edler Geist und edles Herz, ist durch ihre lyrischen Gedichte eine europäische Berühmtheit geworden.
Paul Vasili [Katharina von Radziwill]: Die Wiener Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig: H. le Soudier 1885. S. 304f.
Betty Paoli war in ihrer Zeit eine der populärsten Lyrikerinnen, was sich auch darin niederschlägt, dass ihre Verse in anderen literarischen Werken zitiert werden.
„Der Kampf, der mich zur Vernunft gebracht hat, war schwer, aber kurz, gottlob. Statt eines Führenden bin ich ein Dienender geworden.
‚Ich dien‘! Den Wahlspruch stark und mild
Trug jenes Luxemburgers Schild,
Der kämpfend bei Crécy gefallen.'“
Kamilla hatte ihm mit hingebendem Interesse zugehört. Daß er so offen über sich selbst mit ihr sprach, war ihr schmeichelhaft, und als der Dragonerleutnant nur gar Verse von Betty Paoli, ihrer Lieblingsdichterin, zitierte, erschien er ihr als das entzückendste aller Phänomene.
Marie von Ebner-Eschenbach: Der Herr Hofrat. Eine Wiener Geschichte
Der Erfolgsautor
“The book can’t compete with the screen,” Roth says, and the Kindle won’t change that. “It couldn’t compete beginning with the movie screen. It couldn’t compete with the television screen, and it can’t compete with the computer screen.”
Drehbuchautorinnen und -autoren sind die letzten, die noch Romane lesen?
Ist das vorwegnehmende Erzählen einer Mammutjagd ein evolutionärer Vorteil und der Anfang von Literatur? Und falls ja: Hat der Umstand, dass sich Keule auf Beule reimt etwas damit zu tun? Jede Zusammenkunft in meinem literarischen Salon, den ich auf Anregung von Erika Werner im Vorjahr gegründet habe und den ich mittlerweile mit Detlef Thofern, Religionswissenschaftler, leite, beschert mir dank der klugen Fragen und Kommentare der Gäste eine neue Perspektive auf die Literatur. Allen LiteraturwissenschaftlerInnen, die einer Déformation professionnelle vorbeugen wollen, empfehle ich: Gründet literarische Salons! Oder besucht sie.