Am 25. August 1916 begann ein Artikel: „In dieser furchtbaren Zeit!“ Niemandem fiel es auf. Am 25. August 1915 hätte man den Schreiber zensuriert, am 25. August 1914 gelyncht. Da hieß es noch die „große“ Zeit. Wie schnell vergißt man.
Georg Hermann: Randbemerkungen (1914-17). Berlin 1919
Ich begreife nicht, wie anfangs die Begeisterung für den Krieg zustande kam; denn ich habe im letzten Jahre keinen Menschen gesprochen, der nicht sagte, ich bin von Anfang an gegen den Krieg gewesen, ich habe den Taumel nicht mitgemacht, habe mich auch nicht eine Sekunde bluffen lassen.
Georg Hermann: Randbemerkungen (1914-17). Berlin 1919
Wenn uns jemand gesagt hätte, daß am 1. August 1914 der Begriff der Kultur in Europa suspendiert werden würde, Harakiri begehen würde, daß Millionen und aber Millionen Leute, weggerissen aus der Arbeit, dem Fortschreiten der Welt würden, daß Kunst, Literatur, Wissenschaft, Handel, alles, alles plötzlich dem einen systematischen Mord hintangesetzt werden sollte, wenn uns jemand das gesagt hätte, dem hätten wir als Verleumder an der Menschheit ins Gesicht gespuckt. Nun – und wenn uns heute, Ende 1914, jemand sagt, daß das geschehen ist, daß mit diesem Datum, mit dem 1. August 1914, Europa auf ungewisse Zeit jegliche Kultur zum Tempel hinausgejagt hat, um an seiner Stelle den blanken Mord zu proklamieren, nun dann spucken wir dem Mann gleichfalls ins Gesicht … als Verleumder des „heiligen“ Krieges.
Georg Hermann: Randbemerkungen (1914-17). Berlin 1919