Montag, 5. Januar 2009 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literaturwissenschaft

Betty Paoli trifft Otto Ludwig

In der Neuen Freie Presse vom 10. Januar 1866 schrieb Betty Paoli über den Schriftsteller, der den Begriff „poetischer Realismus“ prägte:

Es war im September des Jahres 1858, als ich, auf der Durchreise einige Tage in Dresden verweilend, diese Gelegenheit, Otto Ludwig persönlich kennen zu lernen, zu benutzen beschloß. Nicht ohne eine gewisse Beklommenheit machte ich mich auf den Weg. Kein Empfehlungsschreiben, kein Anknüpfungspunkt, wie gemeinsame Freunde ihn bieten, vermittelte die Bekanntschaft, nach der es mich verlangte. Ich fragte mich, ob die Verehrung, die ich dem Dichter entgegenbrachte, mir das Recht gebe, in seine Häuslichkeit einzudringen. Solche Zweifel beschäftigten mich noch, als ich auf dem Wege nach Ludwigs ziemlich entlegener Wohnung die Promenade entlang schritt. Ich unterdrückte sie jedoch und sagte mir, daß die Bescheidenheit, die uns verleiten möchte, unser Lieben und Bewundern zu verschweigen, im Grunde nur verkappter Hochmut sei, der sich nicht der Gefahr einer Zurückweisung aussetzen will […]

Das zweiteilige Feuilleton Paolis über das Leben und Werk von Otto Ludwig ist auf ANNO, dem Projekt AustriaNNewspaperOnline, nachzulesen.

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