Mittwoch, 4. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in Literaturwissenschaft

Mein Beitrag zum Darwin-Jahr 2

Wie schon bemerkt, gibt es einen Trend in der Literaturwissenschaft, Evolutionsbiologie zur Erklärung von Literatur heranzuziehen. 2005 fragte Christopher Shea „Does Darwin have anything to say about Beowulf and Madame Bovary?“ und antwortet:

[…]  the readings often get stuck at the level of: Madame Bovary cheated because she lusted for an alpha male.

Der Transfer von Theorien und Methoden aus einer Disziplin (z.B. Biologie) in die andere (z.B. Literaturwissenschaft) geht oft mit Simplifikation einher. Immer wieder gehören Halbwissen und Missverständnisse zur interdisziplinären Arbeit. Und das ist gut so, denn das gibt der produktiven Ignoranz eine Chance, über die Günther Anders schreibt:

Zuweilen geschieht es, daß einer ein Phänomen prima vista in einem Lichte sieht, in dem es von den Spezialisten niemals hatte gesehen werden können; und daß er nun (ohne die geringste Ahnung von seiner eigenen Originalität, aber wirklich auch ohne das mindeste Verdienst) einfach deshalb, weil er auf Grund seiner Ignoranz das ungetrübteste und vorurteilsfreieste Auge besitzt, Aussagen über dieses Phänomen machen kann, deren Folgen sich als umwälzend herausstellen. Wenn es diese ‚produktive Ignoranz‘ nicht gäbe, wäre Philosophieren die lächerlichste Zeitvergeudung. (Philosophische Stenogramme, München 2002, S. 122)

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