Montag, 6. April 2009 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in Literaturwissenschaft

Mein Beitrag zum Darwin-Jahr 3

In seinem Buch „Darwin’s Dangerous Idea: Evolution and the Meanings of Life“ (New York, 1995), einem Meilenstein der sogenannten Darwin-Industrie, sagt der Philosoph Daniel C. Dennett:

Darwin’s idea is a universal solvent, capable of cutting right to the heart of everything in sight.

Das klingt für einige Literaturwissenschaftler offenbar verlockend und es trägt, wie schon in Teil 1 und 2 dieser Blog-Serie erzählt, durchaus lesbare Früchte. Vor der Gleichsetzung von Natur und Kultur im Zuge eines Darwin-Hypes warnte vor sechsundachtzig Jahren der Anglist Levin Ludwig Schücking:

Einen Versuch, die großen Umwälzungen im Leben der Literatur methodisch zu erklären, hatte seinerzeit schon der berühmte französische Literarhistoriker und Kritiker Ferdinand Brunetière gemacht. Aber seine ‚Evolution des genres dans l’histoire de la literature‘, erschien zu einer Zeit (1890), wo die Welt so berauscht von den Ergebnissen der Naturwissenschaften war, daß sie sich allzu rasch bereit fand, in den Erklärungen, die Darwin und seine Nachfolger für die Vorgänge der Natur gefunden hatten, nun auch die Schlüssel der Probleme des geistigen Lebens zu sehen. […] Er übersah dabei, daß hier Dinge gleichgesetzt werden, die sich in Wirklichkeit nicht gleichsetzen lassen und die nur eine scheinbare Ähnlichkeit miteinander haben. Hier Leben, das sich unabhängig durch Zeugung und Besamung fortpflanzt, dort Schöpfungen, die vom menschlichen Denken abhängig sind. (Aus: Levin Ludwig Schücking: Die Soziologie der literarischen Geschmacksbildung. Rösl&Cie.: München 1923, S. 6)

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