Mehrsprachige Emotionsforschung
Für die NZZ hat die Literaturwissenschaftlerin Franziska Meier einen sehr schönen Text über den lange vernachlässigten französischen Autor François-René de Chateaubriand geschrieben. Meier schreibt über Chateaubriand so, dass ich es wieder einmal bedaure, nicht gut genug Französisch zu können, um die sprachlichen Finessen von Chateaubriands Roman „René“ (1802) genießen zu können. Der Autor hat darin “le mal du siècle” beschrieben, also das, was in der Literatur als Weltschmerz weiterlebt, ein Thema, das mich sehr interessiert.
Sowohl „René“ als auch die umfangreichen „Erinnerungen“ und einige Erzählungen von Chateaubriand sind ins Deutsche übersetzt worden, unter anderem von Stefan Zweig, wenn ich mich recht erinnere. Aufgrund der sprachlichen Unterschiede (so nehme ich an) wird aus der Innerlichkeit des französischen Autors, aus den literarischen Seufzern und der genauen Selbstbeobachtung im Deutschen aber ganz schnell ein etwas nervendes, egozentrisches Pathos. Wie auch an Byron und bei Betty Paoli zu beobachten: Weltschmerz liest sich am überzeugendsten im Original. Warum ist das so? Gibt es eine Emotionsforscherin oder einen Emotionsforscher aus der Kulturwissenschaft, die oder der darauf eine Antwort hat? Ich bitte um Hinweise und Aufklärung, danke.
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