Mittwoch, 6. Juli 2016 von Karin S. Wozonig
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Cerri anschmiegsam

Mehrfach wurde in diesem Blog der Dichter-Beamte Cajetan Cerri erwähnt, ein Betty-Paoli-Verehrer, der die Dedikation an die Stelle setzte, an der es ihm deutlich an Talent fehlte. Wie er das im einzelnen machte und worin seine eigenen lyrischen Leistungen bestanden, lässt sich in dem Aufsatz „Friedrich Hebbel und Cajetan Cerri. Mit einer unbekannten Widmung an Hebbel“ von Walter Hettche nachlesen (Hebbel-Jahrbuch 71/2016). Walter Hettche stellt Cerris systematisches Anbiedern an die literarische Szene und die Literaturgeschichte durch Widmungen und Motti sehr informativ und durchaus amüsant dar.

Cerris ungeniertes textliches Anschmiegen an bedeutende Dichter kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er selbst in der unteren Liga der Almanachverseschmiede spielt – im Gegenteil. Seinem „Franz Grillparzer gewidmet“ in der Gedichtsammlung Glühende Liebe (1850) schickt er z.B. ein Gedicht hinterher, das nicht nur den Bescheidenheitstopos bedient, sondern außerdem recht typisch Cerri ist:

Ich weiß, es sollten diese schlichten Klagen
Es kaum versuchen sich zu Dir zu heben,
Denn kühne Adler sollten nur es wagen
Zum Sonnenstrahl im stolzen Flug zu schweben.

Doch sieh‘, der Sturm, der an dem Blätterrauschen
Der Eichen nur gewohnt – er mag’s doch leiden
Muß er auch manchmal dem Geflüster lauschen,
Das ihm engegentönt vom Blatt der Heiden.

D’rum zürn‘ auch du dem Lied nicht, das sich leise
Zu dir erschwingt, du mächtiger Sangesstreiter:
Denk‘ an des Vögleins schlichte Abendweise –
Du hörst ihr zu – und gehst dann lächelnd weiter.

 

Dienstag, 5. Juli 2016 von Karin S. Wozonig
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Stifter mit Goethe

Am 13. Juli gibt es wieder ein Kaffeehausgespräch, in dem es um einen österreichischen Autor gehen wird, nämlich um Adalbert Stifter (1805-1866). Statt aller weiteren Rechtfertigung, warum ausgerechnet er, sei hier ausnahmsweise Goethe zitiert:

In der Poesie gibt es keine Widersprüche, diese sind nur in der wirklichen Welt, nicht in der Welt der Poesie. Was der Dichter schafft, das muss genommen werden, wie er es geschaffen hat. So wie er seine Welt gemacht hat, so ist sie. Was der poetische Geist erzeugt, muß von einem poetischen Gemüt empfangen werden. Ein kaltes Analysieren zerstört die Poesie und bringt keine Wirklichkeit hervor. Es bleiben nur Scherben übrig, die zu nichts dienen und nur inkommodieren. (Goethe, 1806)