Göttinnen-, Musen, Nymphen- und Blumennamen
Der Druck, der [im Vormärz] auf dem Drucke lastete, hat eine doppelte Literatur hervorgerufen: eine, die sich ihm fügte, eine andere, die ihm entfloh. […] Ersterer Richtung entsprang die für jene Zeit charakteristische, in üppiger Fülle aufsprossende Saat der im alltäglichen Sinne durch Einband und Inhalt elegant sein wollenden Wiener Almanachs- und Taschenbücherliteratur, unter deren, allen Kreisen der antiken Mythologie und der einheimischen wie fremden Pflanzenwelt entliehenen Göttinnen-, Musen, Nymphen- und Blumennamen, auf goldgeränderten Blättern meist dilettirende Verskünstler harmlose Gefühle und Einfälle preisgaben.
Aber auch echte Dichter wie Bauernfeld, Betty Paoli, Deinhardstein, Frankl, Gabriel Seidl, Nepomuk Vogl, der schwungvolle Sänger der ‚Todtenkränze‘ und der ‚Nächtlichen Heerschau‘, Zedlitz, der feinsinnige Verfasser der Detail-‚Studien‘, Adalbert Stifter, ja selbst Grillparzer, dessen plastisch gemeisseltes Charakterbild ‚Der alte [!] Spielmann‘ zuerst in der ‚Iris‘ erschien, und Fr. Halm verschmähten es nicht, in die durch alle Stände sich ausbreitende Region von Seide und Gold schimmernder, ungefährlicher ‚Lesefrüchte‘ herabzusteigen.
Robert Zimmermann: Wissenschaft und Literatur. In: Wien, 1848-1888: Denkschrift zum 2. Dezember 1888. Herausgegeben vom Gemeinderathe in Wien, Wien 1888
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