Das heutige Kaffeehausgespräch, der monatliche literarische Salon, den ich gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Detlef Thofern leite, widmet sich dem Thema „Konsum“. Aus diesem Anlass möchte ich die Worte des Warenhausbesitzers Octave Mouret aus „Das Paradies der Damen“ von Emile Zola (1883) zitieren, der seinem Bankier erklärt,
der Handel basiere jetzt auf der ununterbrochenen und raschen Umsetzung des Kapitals, wobei es darum gehe, dieses so oft wie möglich innerhalb eines Jahres in Waren zu verwandeln… Wir bedürfen keines großen Betriebskapitals. Wir müssen uns lediglich bemühen, uns sehr schnell der eingekauften Waren zu entledigen, um sie durch andere zu ersetzen… Auf diese Weise können wir uns mit einem kleinen Gewinn begnügen… Nur werden daraus schließlich doch Millionen, wenn man nur mit erheblichen Warenmengen arbeitet, die unaufhörlich erneuert werden.
Die Kunst ist eine zusammengepresste Natur und die Natur eine auseinandergelaufene Kunst.
Friedrich Hebbel
Die Natur hat mit dem Menschen in die Lotterie gesetzt und wird ihren Einsatz verlieren.
Friedrich Hebbel
Ich hatte das Vergnügen, an der Konferenz „Uferdasein. Quellen und Strömungen germanistischer Forschung“ im winterlichen Ústí nad Labem teilzunehmen. In meinem Vortrag habe ich mir Gedanken gemacht über die evolutionsbiologisch interessierte Literaturwissenschaft, die mich seit dem Darwin-Jahr 2009 beschäftigt. Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren!
George Sand. Die Sand ist doch ein ungewöhnliches Weib, was man auch sonst über sie denken und sagen möge. Das hat sie denn neuerdings bewiesen durch die Offenheit, mit der sie ihren 40sten Geburtstag gefeiert hat; eine gewöhnliche Frau würde diesen Moment in Nacht und Vergessenheit begraben haben.
Sonntags-Blätter, 12. November 1843, Nr. 46, S. 1089
Um meine Mini-Serie zur Ankündigung des nächsten Kaffeehausgesprächs abzuschließen, zitiere ich Goethe – oder wars Schiller? – in Reaktion auf die Äußerung Joseph II., Bücher seien wie Käse zu verkaufen:
Mit dem Käsehandel verglich er Euer Geschäft?
Wahrlich der Kaiser, man sieht’s, war auf dem Leipziger Markt.
Nicht nur Joseph II. soll im Zusammenhang mit dem Thema des nächsten Kaffeehausgesprächs (Buchmessen) zu Wort kommen, sondern auch Freiherr Knigge, (der übrigens selbst schon einmal Gesprächsstoff für den Salon geliefert hat):
Der müßige Haufen will ohne Unterlaß etwas Neues hören; ernsthafte, wichtige Werke werden von den Buchhändlern nicht halb so gern in Verlag genommen und vom Publikum nicht halb so eifrig gelesen als jene Modeware; wenn man sich nun herabläßt, die Wahrheiten, die man zu sagen hat, wenigstens in ein solches Gewand zu hüllen, wie es der große Haufen gern sieht, so läuft wohl freilich je zuweilen ein unnützes Wort mit unter, und das ist vielleicht auch mein Fall gewesen.
Knigge: Über den Umgang mit Menschen, 3. Aufl. 1790
Gelegentlich (so ca. alle vier Wochen) veranstalte ich gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Detlef Thofern den literarischen Salon Kaffeehausgespräche. Beim nächsten Termin (18. November) wird es einen Abend zum Thema „Buchmessen“ geben. Aus diesem Anlass zitiere ich heute Joseph II.
Um aus der Lesung der Bücher einen wahren Nutzen zu ziehen, da braucht es viel Kopf, und würden wenig die Prüfung aushalten, ob ihnen das Lesen wahrhaft nutzbar sey. Um aber Bücher zu verkauffen braucht es keine mehrere Kenntnisse, als um Käß zu verkauffen. Nämlich ein jeder muß sich die Gattung von Büchern oder Käß zeitlich anschaffen, die am mehresten gesucht werden und das Verlangen des Publikums durch Preise reizen und nützen.
Nikolaus Lenau an Emilie von Reinbeck, 6. Oktober 1842:
Betty Paoli hat mir ihre mir gewidmeten Gedichte nebst einem Briefe zugesendet, so voll berauschenden Lobes und warmer Gesinnung der innigsten Theilnahme, daß ich fast einige Augenblicke äquilibriren mußte um nicht von einem selbstüberschätzenden Taumel ergriffen zu werden. Doch, ich bin gerettet; nicht blos bei meiner Geige bin ich mir der falschen Griffe und des Gefitschels bewußt. – Ich habe die Dichterin besucht und fand sie sehr liebenswürdig und vernünftig. Leider konnte ich aber meiner gewohnten Verschlossenheit nicht dasjenige Maß von Freundlichkeit zur Gegengabe abgewinnen, das die gute, edle Seele verdient hätte.
Durch den Kindle (ich habe Vorbehalte) und andere E-Book-Reader ging in den USA der Verkauf von gedruckten Liebesromanen zurück. Das ergibt eine aktuelle Studie des Nielsen BookScan. Kein Grund zur Panik:
Die deutsche Buchbranche wird bis 2014 im Schnitt jährlich um 1,7 Prozent wachsen. Das hat die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers in ihrem neuen „media outlook: 2010–2014“ errechnet.
Und der Anteil der E-Books dabei?
Bei belletristischen E-Books geht PWC gar von einem Anstieg um 93,6 Prozent jährlich aus. Der Umsatz läge 2014 bei 284 Millionen Euro im Jahr. (Mehr dazu im Börsenblatt.)
Vielleicht wird’s ein OYO…