Freitag, 23. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Wider die professionelle Deformation

Ist das vorwegnehmende Erzählen einer Mammutjagd ein evolutionärer Vorteil und der Anfang von Literatur? Und falls ja: Hat der Umstand, dass sich Keule auf Beule reimt etwas damit zu tun? Jede Zusammenkunft in meinem literarischen Salon, den ich auf Anregung von Erika Werner im Vorjahr gegründet habe und den ich mittlerweile mit Detlef Thofern, Religionswissenschaftler, leite, beschert mir dank der klugen Fragen und Kommentare der Gäste eine neue Perspektive auf die Literatur. Allen LiteraturwissenschaftlerInnen, die einer Déformation professionnelle vorbeugen wollen, empfehle ich: Gründet literarische Salons! Oder besucht sie.

Dienstag, 20. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Mein Beitrag zum Darwin-Jahr 5

Dass Menschen, die sich den Geistes- und Kulturwissenschaften widmen, auch etwas zur biologischen Evolution zu sagen haben, liegt in der Natur der biologischen Evolution: Ihre Beschreibbarkeit und ihre „Beschriebenheit“ sind ein kulturell und gesellschaftlich relevantes Geistesprodukt.

Dass diese Menschen sich in Bezug auf die hinter der Beschreibung liegende Wirklichkeit gelegentlich auf dem Kenntnisstand des 19. Jahrhunderts befinden, kann passieren. Ich persönlich finde das nicht besonders schlimm. Andere scheint das Anachronistische im geistes- und kulturwissenschaftlichen Reden über die Evolutionsbiologie aber aufzuregen, so z.B. den Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera.

Nicht um seinen, im Lichte des seit Jahrzehnten üppig wuchernden Diskurses über die Unterschiede der „Zwei Kulturen“ (C. P. Snow 1959) unbedeutenden Text geht es in meinem heutigen Beitrag zum Darwin-Jahr, sondern um eine Replik darauf. Diese stammt von dem gelegentlich etwas gestelzt schreibenden aber klugen Kulturtheoretiker Remigius Bunia. Die Replik trägt den Titel „Wir Verbalwissenschaftler“ (womit alle gemeint sind, die sich wissenschaftlich mit Sprache beschäftigen, ein sehr weiter, aber durchaus praktischer Begriff) und endet in einer hübschen Doppelvolte:

Daher lässt sich Kutscheras Diktum über das ,Licht der Biologie‘ unter Abwandlung eines anderen Wittgenstein-Zitats verallgemeinern und zugleich zurückweisen: ,Die Naturwissenschaft ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Allpräsenz der Sprache.‘ Im Gegenzug, so wäre hinzuzufügen, können Verbalwissenschaftler aber davor schützen, dass sich neue Allpräsenzen – etwa eine Allpräsenz der Biologie – durchsetzen.

Samstag, 17. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Wirklich nützliche Dinge

Heute: Die sonnenbetriebene Bibliothek

Mr. Ki Yong Kim, head of the Solar Cell Office at LG Display noted, “E-books are attracting a lot of attention because they offer the advantage of storing thousands of books’ worth of contents in an easy-to-carry device. The idea of e-book combined with solar cell will offer users the added benefit of longer usage. We will continue to provide users with enhanced convenience and value to solidify our lead in next-generation, environmentally friendly products.”

Dienstag, 13. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Das Leid der Myrte

Ob Rudolf von Gottschall recht hat, die dichtenden Frauen in zwei Gruppen, nämlich verheiratete und solche einzuteilen, die nie das Leid und die Freuden der Ehe kennen lernten, möge schon aus dem Grunde dahingestellt bleiben, weil er in geistreicher und witziger Weise zwar den ersteren den Preis zuerkennt, als größte Dichterinnen des XIX. Jahrhunderts aber die Freiin Annette von Droste-Hülshoff und Betty Paoli nennen muss, deren Locken, wie bekannt, nie die Myrte schmückte.

Karl Schrattentahl: Die deutsche Frauenlyrik unserer Tage. Mitgabe für Frauen und Töchter gebildeter Stände. Leipzig: Naumburg [1892]

Freitag, 9. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Montag, 5. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Kaffeehausgespräch über Anfänge

Die Kaffeehausgespräche werden sich im Oktober dem Thema Anfänge widmen. Wie an dieser Stelle aus Anlass des Darwin-Jahrs mehrfach bemerkt, gibt es seit einiger Zeit literaturwissenschaftliche Versuche, Literatur für evolutionsbiologisch unvermeidlich zu erklären – eine Idee, die mir sehr gut gefällt. Deshalb werde ich in der bei den Kaffeehausgesprächen üblichen, kurzen Einleitung darüber reden (am 21. Oktober 2009 um 19.00 im Kaffeekontor, Schanzenstraße 14, Hamburg).

Samstag, 3. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Mehr über Fürst Friedrich Schwarzenberg

Betty Paoli, die damals nur erst sinnige Dichterin, noch nicht Recensentin des Burgtheaters und Kritikerin, wohnte im Hause der Fürstin von Schwarzenberg, einer ehrwürdigen unterrichteten, scharfurtheilenden Dame, deren Sohn oder Neffe, ich weiß es nicht, der bekannte „Lanzknecht“ war. Letzterer, Fürst Friedrich Schwarzenberg, vertrat eine politische Anschauung, die noch über die Metternich’sche hinausging. […] Diese Weltanschauung ist eine dem österreichischen Adel so gemeinsame, daß sie sich sogar mit allen Blumen moderner Bildung, mit Citaten aus Byron, Ironieen aus Heine bei ihm verbindet. Selbsterlebtes, „als Manuscript gedruckte“ Erinnerungen an Sonnenuntergänge auf Ischia und Capri, hier ein Bonmot vom Fürsten Ligne, dort eine Strophe von Manzoni – das ist die Schule, der sogar Kaiser Maximilian, der Aermste, das Opfer von Queretaro, angehörte. Liest man, was der letztere geschrieben, so möchte man sagen, seine Mission sei gewesen, Feuilletonist einer wiener Zeitung zu werden.

Karl Gutzkow: Rückblicke auf mein Leben. Berlin: Hofmann, 1875, S. 287f.

Mittwoch, 30. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Der Fürst im Almanach

Die lose Reihe über Almanache in diesem Blog geht weiter mit einer Abbildung aus Libussa. Jahrbuch für 1854, einem in Prag erscheinenden Almanach, dessen Verkaufserlös wohltätigen Zwecken zukommt.

Fürst Friedrich Schwarzenberg, geboren am 30. September 1800 bei Pressburg, gestorben am 6. März 1870 in Wien, war Schriftsteller, Offizier und Gutsbesitzer. Außerdem war er ein Freund von Betty Paoli, die von 1843 bis 1848 die Gesellschafterin und Pflegerin seiner Mutter Maria Anna Schwarzenberg war. Moritz Hartmann beschreibt ihn so: „Ein romantisch-eingefleischter Aristokrat von Geist und doch gewissermaßen borniert.“

In der Libussa von 1854, dem dreizehnten Jahrgang dieses Almanachs, findet sich neben dem hier gezeigten Bild ein Prosatext von Friedrich Schwarzenberg mit dem Titel „Eine Morgenpromenade in Wien“. Dieser Text wurde bereits in der Thalia von 1847 gedruckt und ist Teil des Buchs Aus dem Wanderbuch eines verabschiedeten Lanzknechts.

Montag, 28. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Der anonyme Anblick einer Emanzipierten

… nicht von Louise Aston, der Freischärlerin, will ich Ihnen erzählen, sondern von dem demokratischen Frauenklubb, Leipzigerstraße, der vergangenen Donnerstag, am 28. September, daselbst stattgefunden hat. […] Ehe ich weiter gehe, muß ich Ihre Neugierde befriedigen und Ihnen den Anblick einer eigentlichen Emancipirten getreulich portraitiren.

Die Emancipirte ist 25 – 40 Jahre alt. Was darüber hinausgeht, ist vom Uebel. Sie hat schwarzes, oft mit silbernen Fäden geziertes Haar, keine oder unglückliche Kinder. Sie glaubt nicht an Gott, reitet am Sonntage auf gemietheten Pferden aus, macht Volksrednern den Hof und raucht schlechte Cigarren. Wie sie ihre Existenz sichert, ist ein komplettes Räthsel.

X. X.: Zur preußischen Chronik. Feuilleton. In:  Die Presse, 10. Oktober 1848

Samstag, 26. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Ein Wort zur Wahl

Der berühmte Villeroy, Gouverneur Ludwig XV. sagt: „wer immer Finanzminister wird, so erkläre ich im Voraus, daß ich wenigstens sein Freund, und selbst von seiner Anverwandtschaft bin.“

„Pecuniäre Wahlverwandtschaft.“ In: Sonntags-Blätter, No. 5, 30. Jänner 1842, S. 78