Sonntag, 2. Oktober 2016 von Karin S. Wozonig
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die Götter zu versöhnen

Als Ergänzung zu Marie von Ebner-Eschenbachs klugem Ausspruch zum Thema Zigarren gibt es heute ein Gedicht von einem Bekannten Betty Paolis, nämlich von Ernst Freiherr von Feuchtersleben (1806-1849), dem Experten für Psychosomatik.

Rauchlied

Laßt uns unsre Pfeifen stopfen!
Alles in der Welt ist Rauch;
Herzen, die vor Wonne klopfen,
Bange Herzen, sind es auch.

In den lieben blauen Wölkchen
Blasen wir die Grillen weg;
Sind wir doch ein eignes Völkchen,
Ohne Arbeit, ohne Zweck;

Hören nicht des Mißmuths Flüstern,
Der nur fern von Rauchern schleicht;
Hören bloß der Blätter Knistern,
Wie das Feuer durch sie streicht;

Riechen nicht, wie weis’re Männer,
Schon von fern Verrätherluft;
Riechen nur als Kräuterkenner,
Unsres lieben Krautes Duft.

Unsre Feinde müssen weichen,
Dampf und Qualm sind unser Schutz;
Unser Trost bei bösen Streichen
Ist: auch wir sind nicht viel nutz.

Drum, die Götter zu versöhnen,
Zündet ihnen Opfer an!
Zwischen des Gesanges Tönen
Dampft mit Andacht himmelan!

Dienstag, 2. August 2016 von Karin S. Wozonig
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Ratio(n)

Nicht nur in ihren Aphorismen, sondern auch in ihren Briefen hält Marie von Ebner-Eschenbach Gedanken von zeitloser Gültigkeit fest. So z.B. im Brief an Betty Paoli vom 17. Juni 1878:

Die drei Cigarren im Tage sind freilich etwas knapp bemessene Ration aber giebt es ein Opfer dieser Art das man nicht brächte wenn man dadurch gesünder werden kann?

Dienstag, 27. April 2010 von Karin S. Wozonig
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Geselligkeit mit Betty Paoli

Anfang April 1861: Also um 5 Uhr: Erster Besuch im Salon Laube, zur täglichen Empfangsstunde. Frau Iduna saß auf ihrem Sofaplatz … Laube fragte die Dichterin Betti Paoli, ob es wahr sei, daß … na, irgend etwas, das er über sie gelesen habe. „Ach“, sagte die Paoli, schlug die schönen dunklen Augen gen Himmel und machte einen Zug an ihrer langen Zigarre,  „ach nein, das hat ja nur dieser Esel von Cerri geschrieben!“ Laube: „Hier sitzt er!“

Erinnerungen an das alte Burgtheater. Von Auguste Wilbrandt-Baudius. In: Der Greif, 1. Jg.,  2. Bd. 1914

Montag, 28. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Der anonyme Anblick einer Emanzipierten

… nicht von Louise Aston, der Freischärlerin, will ich Ihnen erzählen, sondern von dem demokratischen Frauenklubb, Leipzigerstraße, der vergangenen Donnerstag, am 28. September, daselbst stattgefunden hat. […] Ehe ich weiter gehe, muß ich Ihre Neugierde befriedigen und Ihnen den Anblick einer eigentlichen Emancipirten getreulich portraitiren.

Die Emancipirte ist 25 – 40 Jahre alt. Was darüber hinausgeht, ist vom Uebel. Sie hat schwarzes, oft mit silbernen Fäden geziertes Haar, keine oder unglückliche Kinder. Sie glaubt nicht an Gott, reitet am Sonntage auf gemietheten Pferden aus, macht Volksrednern den Hof und raucht schlechte Cigarren. Wie sie ihre Existenz sichert, ist ein komplettes Räthsel.

X. X.: Zur preußischen Chronik. Feuilleton. In:  Die Presse, 10. Oktober 1848