Montag, 23. Mai 2011 von Karin S. Wozonig
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Der Geist der Poesie

Notizen von „Asmodeus“: Von literarischen Erscheinungen sind zu nennen: Otto Prechtler’s Gedichte, Betty Paoli’s und Stifter’s Novellen. … Betty Paoli mit ihren Novellen würde uns leicht Karoline Pichler vergessen machen, wenn wir je an dieses Ideal eines Blaustrumpfs als an eine Dichterin gedacht hätten. Ja, Betty Paoli ist uns mehr als Gräfin Ida, der sie an Geist ebenbürtig, an poetischem Gemüthe überlegen ist. Die Dichterin ist Gesellschaftsdame der Fürstin Schwarzenberg. Wahrhaftig, ein interessantes Haus! Die geistreiche, vielerfahrne Frau, der chevalereske Lanzenknecht, die Dichterin der „Briefe an einen Verstorbenen“, das liberale, das aristokratische Princip und der über allen Parteien schwebende Geist der Poesie.

Zeitung für die elegante Welt. 15. Mai 1844

Montag, 18. April 2011 von Karin S. Wozonig
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Noch mehr Stimmen aus dem Ausland

Foreign poetesses are not a whit better than English; think of Madame DesbordesValmont (we think that is the way she spells her name), think of her pitiful wails and lamentations, „Mes Pleurs“ and „Mes Larmes“ innumerable, enough to fill an ocean. As for Germany’s songstresses, though she has several, they are all unknown to fame, save „Betty Paoli“, whom we admire greatly, and should rank upon a level with Mrs. Browning and Miss Lowe, for artistic power; that is, we recognize hers as a kindred spirit with those of Germany’s greatest bards, one who may justly claim equality with them; but then we have always called her „the female Byron,“ so sad is she, so bitter, so painfully passionate; nevertheless, she is great. We recommend Betty Paoli’s poems to the study of every lover of German poetry; they are pure and noble artistic creations, earnest-hearted and earnest-minded, and, above all, not diffuse (wonderful to relate); her words rarely or never outrun the thoughts they represent.

Still, in every country, female poetry it doleful or morbid, and generally speaking it is weak and diffuse, and therefore, as we said at starting, it does not present a too delightful theme.“

The eclectic magazine of foreign literature, science, and art. Volume 2, 1851

Donnerstag, 7. April 2011 von Karin S. Wozonig
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Frühlingsstimmen aus dem Ausland

A new poetess, Betty Paoli, has created a great sensation here amongst the literary world. Her poems, which are published in one volume by a bookseller in Pesth, contain much that is truly admirable. Great things are expected from this modern Sappho (for Betty Paoli sings chiefly of love), and judging from these her first published poems, she may indeed be considered as an oasis amongst the somewhat barren desert of modern German poetry.

The Foreign and Colonial Quarterly Review, April 1843

PS

Samstag, 2. April 2011 von Karin S. Wozonig
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Stifter erfindet eine Fürstin

In Adalbert Stifters Roman „Der Nachsommer“ finden wir die Beschreibung einer Fürstin und ihrer Vorleserin, in denen wir, wenn wir wollen, die Fürstin Maria Anna zu Schwarzenberg (geb. 1767, gestorben am 2. April 1848) und Betty Paoli erkennen können:

Es lebte eine alte, edle verwitwete Fürstin in unserer Stadt, deren zu früh verstorbener Gemahl den Oberbefehl in den letzten großen Kriegen geführt hatte. Sie war häufig mit ihm im Felde gewesen und hatte da die Verhältnisse von Kriegsheeren und ihren Bewegungen kennen gelernt, sie war in den größten Städten Europas gewesen und hatte die Bekanntschaft von Menschen gemacht, in deren Händen die ganzen Zustände des Weltteiles lagen, sie hatte das gelesen, was die hervorragendsten Männer und Frauen in Dichtungen, in betrachtenden Werken und zum Teile in Wissenschaften, die ihr zugänglich waren, geschrieben haben, und sie hatte alles Schöne genossen, was die Künste hervorbringen. … Weil aber, obwohl ihre Augen noch nicht so schwach waren, das viele Lesen, das sie sich hatte auflegen müssen, bei ihrem Alter doch hätte beschwerlich werden können, hatte sie eine Vorleserin, welche einen Teil, und zwar den größten, des Lesestoffes auf sich nahm und ihr vortrug. Diese Vorleserin war aber keine bloße Vorleserin, sondern vielmehr eine Gesellschafterin der Fürstin, die mit ihr über das Gelesene sprach, und die eine solche Bildung besaß, daß sie dem Geiste der alten Frau Nahrung zu geben vermochte, so wie sie von diesem Geiste auch Nahrung empfing. Nach dem Urteile von Männern, die über solche Dinge sprechen können, war die Gesellschafterin von außerordentlicher Begabung, sie war im Stande, jedes Große in sich aufzunehmen und wieder zu geben, so wie ihre eigenen Hervorbringungen, zu denen sie sich zuweilen verleiten ließ, zu den beachtenswertesten der Zeit gehörten.

Nun ist die Darstellung der Wirklichkeit, vor allem real existierender Personen, in literarischen Texten aber eine komplizierte Angelegenheit. Man könnte sagen, die Fürstin und die Vorleserin in Stifters Roman haben nichts mit der Fürstin Maria Anna zu Schwarzenberg und der Dichterin Betty Paoli zu tun, und dass es nichts zur literarischen Sache tut, dass Stifter die Fürstin und Paoli gekannt hat. Ich möchte zu dieser Frage eine Erfindung Stifters, den Protagonisten der Erzählung „Nachkommenschaften“, zu Wort kommen lassen:

Freilich sagt man, es sei ein großer Fehler, wenn man zu wirklich das Wirkliche darstelle: man werde da trocken, handwerksmäßig, und zerstöre allen dichterischen Duft der Arbeit. Freier Schwung, freies Ermessen, freier Flug des Künstlers müsse da sein, dann entstehe ein freies, leichtes, dichterisches Werk. Sonst sei alles vergeblich und am Ende – das sagen die, welche die Wirklichkeit nicht darstellen können. Ich aber sage: warum hat denn Gott das Wirkliche gar so wirklich und am wirklichsten in seinem Kunstwerke gemacht, und in demselben doch den höchsten Schwung erreicht, den ihr auch mit all euren Schwingen nicht recht schwingen könnt? In der Welt und in ihren Teilen ist die größte dichterische Fülle und die herzergreifendste Gewalt. Macht nur die Wirklichkeit so wirklich wie sie ist, und verändert nicht den Schwung, der ohnehin in ihr ist, und ihr werdet wunderbarere Werke hervorbringen, als ihr glaubt, und als ihr tut, wenn ihr Afterheiten malt und sagt: Jetzt ist Schwung darinnen.

Donnerstag, 24. März 2011 von Karin S. Wozonig
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Zwei interessante Erscheinungen

Heute bringe ich eine Neuerscheinung zur Kenntnis:

Anlässlich des 200. Geburtstags von Fanny Lewald [geboren am 24. März 1811 in Königsberg, Preußen] erscheint folgender Band:
Christina Ujma (Hg.)
Fanny Lewald (1811-1889)
Studien zu einer großen europäischen Schriftstellerin und Intellektuellen
Vormärz-Studien Bd. XX, Aisthesis 2011

Das ist aber keine der beiden Erscheinungen, von denen der Titel dieses Blogeintrags spricht. Dieser bezieht sich vielmehr auf  folgende Bemerkung der Elise von Hohenhausen (1789–1857, Lyrikerin, Erzählerin, Publizistin und Übersetzerin; ihre Tochter, eine Schriftstellerin und Salonière, wurde in diesem Blog als Herausgeberin einer Lyrikanthologie gewürdigt), festgehalten in einem Brief an Heinrich Heine:

Varnhagen hat mich mit alter Freundschaft aufgenommen — Betty Paoli, Fanny Lewald, die ich hier kennen lernte, sind interessante neue Erscheinungen…

Sonntag, 13. März 2011 von Karin S. Wozonig
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Zur Erinnerung

Aus dem Tagebuch von Betty Paoli, 13. März 1882:

27ster Jahrestag von meiner ersten Begegnung mit Ida.

Freitag, 11. März 2011 von Karin S. Wozonig
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Radiotipp

Am Sonntag den 13. März, 8.15, liest Nicole Heesters in der Sendung „Du holde Kunst“ auf Ö1 unter anderem ein Gedicht von Betty Paoli. Die Sendung steht unter dem Titel „Ich weiß, was ich will“, einem Zitat aus dem Gedicht „Ich“ von Paoli, über dessen Verbreitung in den Medien ich bereits berichtet habe.

Mittwoch, 12. Januar 2011 von Karin S. Wozonig
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Lesestoff für hundert Jahre

Wie in diesem Blog mehrfach angekündigt, habe ich eine meiner Lieblingstätigkeiten, nämlich das Lesen, auf sogenannte elektronische Bücher ausgedehnt. Als Werkzeug dafür (danke Gerda!) dient mir ein Gerät mit der eigentümlichen Bezeichnung OYO, das unter anderem über eine sehr simple Webshop-Funktion verfügt, mit deren Hilfe man hürdenlos Bücher der Buchhandelskette Thalia (294 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz) kaufen kann, ein Geschäftsmodell, dass sich, glaubt man den Pressemeldungen von Amazon, bewährt.

Wer so wie ich Bücher des neunzehnten Jahrhunderts schätzt, kann mittlerweile auch diese im e-Book-Format käuflich erwerben (der Preis beträgt zwischen 90 Cent und 2 Euro pro Buch). Alternativ stellen diversen Plattformen, unter anderem google books, gemeinfreie Bücher aller Art gratis in den entsprechenden Formaten (der OYO erkennt unter anderem pdf- und epub-Dateien) zur Verfügung. Die Qualität der Digitalisate lässt allerdings oft zu wünschen übrig und die Auswahl ist gleichermaßen überwältigend wie enttäuschend.

Daher habe ich jetzt zu einer altmodischen Lösung gegriffen und mir eine DVD des etwas glücklosen Unternehmens Direct Media Publishing gekauft, das mit seiner Digitalen Bibliothek bereits vor Jahren ein großes Digitalisierungsprojekt realisiert hat, mit seiner proprietären Software – die durchaus gute Funktionalitäten aufweist – allerdings den Geist der Zeit nicht ganz verstanden hat. Neben der von Seiten des Anbieters etwas optimistischen Möglichkeit, durch den Kauf einer Konvertierungssoftware aus den Texten der Digitalen Bibliothek e-Reader-lesbare Dateien zu machen, gibt es auch die Möglichkeit „Die große eBook-Bibliothek der Weltliteratur“ zu erstehen. In meiner Version sind von den knapp 3.000 Texten (davon ca. 1.800 deutschsprachige „Klassiker“) fünf im epub-Format fehlerhaft, lassen sich aber durch die entsprechenden pdf-Files ersetzen. Die Texte sind gut redigiert, Funktionen wie Volltextsuche und Inhaltsverzeichnisse sind vorhanden. Ab heute habe ich nicht nur die Lutherbibel und Goethes „Faust“ sondern auch mehrere Gedichtbände von Ada Christen, den „Witiko“ von Stifter und das publizistische und lyrische Hauptwerk von Betty Paoli immer bei mir.

Donnerstag, 30. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Geburt einer Pythia

Heute vor 196 Jahren wurde Betty Paoli geboren.

Betty Paoli: „Die Pythia“

Ich dichte nicht in frohen Stunden –
Mein Leben ist an solchen leer!
Ich dichte nicht, um zu gesunden –
Genesung gibts für mich nicht mehr.

Ich dichte nicht, um zu erstreben
Des Ruhmes gleißnerische Pracht,
Die, statt Unsterblichkeit zu geben,
Ein zweites Mal nur sterben macht.

Ich dichte nicht, um mich zu krönen
Mit meiner Leiden Dorngeflecht;
Die Menge würde mich verhöhnen
Und sprechen: Es geschah Dir Recht!

Mein Lied quillt aus demselben Borne,
Aus dem das Wort der Pythia brach,
Als rauh und wild im Siegerzorne
Der Macedonier zu ihr sprach.

Des Schicksals nachtumflorten Willen,
Der Zukunft keimevollen Grund
Sollt‘ ihm ihr Seherspruch enthüllen,
Allein verschlossen blieb ihr Mund.

Doch nichts kann sein Verlangen wenden,
Nichts beugen seinen starren Sinn!
Mit frevelhaft vermessnen Händen
Faßt er die bleiche Priesterin.

Zum Schlunde, dunkel, unergründlich,
Drängt er sie zürnend mit Gewalt,
Bis: »Ja! du bist unüberwindlich!«
Sie angst- und zorndurchschauert lallt. –

Sonntag, 12. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Kunst und Natur nach Hebbel

Die Kunst ist eine zusammengepresste Natur und die Natur eine auseinandergelaufene Kunst.

Friedrich Hebbel