Freitag, 5. März 2010 von Karin S. Wozonig
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Wirklichkeitssinn, Möglichkeitssinn, Wirklichkeit…

Die Ausgründung des Salons Kaffeehausgespräche, die den Titel „Neigungsgruppe ‚Der Mann ohne Eigenschaften'“ trägt und sich in unregelmäßigen Abständen mit einzelnen Kapiteln des „Jahrhundertromans“ von Robert Musil beschäftigt, hat sich für das nächste Treffen das Kapitel Wenn es Wirklichkeitssinn gibt, muß es auch Möglichkeitssinn geben vorgenommen. Mal schaun, was dabei herauskommt.

Das ist so eine Sache, mit der Wirklichkeit, vor allem, wenn man sie mit der Kunst vergleicht. Falls man meint, dass es da etwas zu vergleichen gäbe. Was der Autor Adalbert Stifter (Vorleser der Fürstin Maria Anna Schwarzenberg bevor Betty Paoli die Stelle bekommen hat, Revolutionsbefürworter und -ablehner wie Paoli und irgendwann aus mir nicht bekannten Gründen bei Paoli in Ungnade gefallen) dazu zu sagen hat, können Sie in Auszügen in einer Rezension seiner Erzählung Nachkommenschaften lesen, die ich für readme.cc verfasst habe.

Montag, 1. März 2010 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli und die Menschenliebe

Leopold Kompert’s newspaper project for the lower classes

In 1850, the Jewish author Leopold Kompert, born in Bohemia in 1822, contacted [Betty] Paoli to present her with his project for a people’s newspaper aimed at the education of the lower classes.  Kompert had been the chief editor of the Feuilleton – the features section – of the Austrian newspaper Lloyd from 1848 and intended to publish his people’s paper as a supplement to the Lloyd. This newspaper was financed by aristocrats and provided a platform for moderate conservative voices. […]

The structure and line of argument in Paoli’s letter […] suggest that Paoli expected Kompert to include her letter in the Feuilleton of the Lloyd, which was to provide his project with publicity and funding.  […]

With reference to the newspaper project, Paoli writes: „If it did not appear too presumptuous, I would say: thank you [for the idea] in the name of those, who are not yet capable of grasping the value of the gift presented to them.“ Paoli’s premise here is that the ‘public’ to which Kompert addresses himself was not yet able to appreciate his well-intended attempt at education. Here the bourgeois notion of superiority is expressed, an elitist assumption that enables members of the educated classes not only to distinguish between their position and the lower, that is, uneducated classes, but also to assert their position as intellectual and educational benefactors. At the same time, the importance of educational issues is confirmed by Paoli, and the possibility of individual and general educational development in the future is implied  […]

Karin S. Wozonig: „Philanthropy and Fear. Austrian Bourgeoisie and the Social Question.“ In:  I.M. van den Broek, C.A.L. Smit and D. J. Wolffram (eds): Imagination and commitment. Representations of the social question. Groningen Studies in Cultural Change. Leuven: Peeters 2010. 19-36

Mittwoch, 17. Februar 2010 von Karin S. Wozonig
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Pathologische Romane

Aus dem Tagebuch von Betty Paoli:

14.1. [1890]: Über Grillparzer und an Helene B. geschrieben. … Abends allein; Germinie Lacerteux zu Ende gelesen. Wenn doch alle diese pathologischen Romane der Teufel holte!

Sonntag, 14. Februar 2010 von Karin S. Wozonig
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Happy Valentines Day mit Betty Paoli

Hier sehen Sie eine Postkarte mit einem Gedichtanfang von Betty Paoli, verschickt im Jahr 1903, aus dem Bestand des San Jose Postcard Club.

Das Gedicht trägt den Titel „Gute Nacht!“ und lautet vollständig:

Im tiefsten Innern
Ein süß Erinnern
Und einen Gruß
Zum Tagesschluß.

Daß Gottes Güte
Mein Glück behüte,
Daß seine Treu‘
Stets mit dir sei;

Daß deine Seele
Sich mir vermähle
Auf ewiglich:
Das bete ich.

Auf ihn nur zähl‘ ich,
Uns beid‘ empfehl‘ ich
Fromm seiner Macht –
Nun, gute Nacht!

Dabei handelt es sich um eines der populärsten Gedichte Betty Paolis. Es wurde mindestens fünf Mal vertont: Von Robert Franz (1815-1892), Hans Hermann (1870-1931), Ernst Ludwig (1852-1925), der Prager Komponistin Katerina Emingerová (1856-1934)

sowie von Walter Battison Haynes (1859–1900) mit einer Übersetzung von Th. Baker:

Donnerstag, 11. Februar 2010 von Karin S. Wozonig
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Zu viel Satire

Aus dem Tagebuch von Betty Paoli:

8.2. [1880] Abends im „Wippchen“ gelesen. Über einen einzelnen Witz mag man lachen, eine Collection von Witzen erregt leicht Langeweile.

Nachzuprüfen in: Wippchens charmante Scharmützel. Erträumt v. Julius Stettenheim. In Erinnerung gebracht von Siegfried Lenz u. Egon Schramm. Hoffmann u. Campe. Hamburg 1983.

Sonntag, 7. Februar 2010 von Karin S. Wozonig
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Ins Theater

Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach:

13. Jänner 1867: Abds im Burgtheater. Gringoire v. Th: Banville. Ein allerliebstes einaktiges Stück, von B. Paoli vortrefflich übersetzt.

Freitag, 29. Januar 2010 von Karin S. Wozonig
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Winter 1886

Wien 25 Januar 1886.

Geehrtester Herr!

Ich hoffe, daß der Aufenthalt in Meran Ihnen recht wohl bekommt und möchte Sie eindringlich ermahnen, denselben ja nicht eigenmächtig abzukürzen. Wir haben hier einen zwar nicht übermäßig strengen, aber abscheulichen schneereichen Winter und müssen uns auf ein elendes Frühjahr gefaßt machen. Kehren Sie ja nicht nach Wien zurück, bevor man, soweit das in unserem Klima überhaupt möglich ist, auf gutes, warmes Wetter rechnen darf; Sind Sie einmal in Wien, so machen Sie mir hoffentlich auch das Vergnügen mich zu besuchen. Inzwischen verbleibe ich mit besonderer Hochachtung

Ihre ergebene
Betty Paoli

Samstag, 16. Januar 2010 von Karin S. Wozonig
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Grillparzer wird gefeiert

Am 15. Jänner 1868 bringt Marie von Ebner-Eschenbach dem Dichter Franz Grillparzer, der an diesem Tag seinen 77. Geburtstag feiert, einen Blumenstrauß. Sie notiert in ihrem Tagebuch:

Nach dem Besuch bei ihm ging ich hinüber zu den Fräuleins Fröhlich und fand Betty Paoli dort.

Montag, 11. Januar 2010 von Karin S. Wozonig
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Schauspielerinnen und Bürger

Für die Schauspielerinnen der Hof- wie der Vorstadttheater gilt: Sie befinden sich innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft des neunzehnten Jahrhunderts in einem Dilemma: […] Ihr Beruf macht es nötig, dass sie zwischen bürgerlichem, weiblichem Wohlverhalten und ihrer eigenen Ausnahmestellung aufgrund ihrer bezahlten, öffentlichen Berufstätigkeit vermitteln, dass sie sozusagen zwischen Normerfüllung und Normbruch lavieren. […] Der Aufstieg des Bürgertums im neunzehnten Jahrhundert, zu dem unabdingbar die bürgerlich definierte moralische und kulturelle Integrität gehört, macht dieses Problem der Schauspielerin aber zusätzlichen kompliziert: Die soziale Definition (und Selbstdefinition) der Schauspielerin wird ambivalent, denn ihre Kunst des Rollenspiels zählt nun auch im Rahmen des bürgerlichen Zusammenlebens zu den erstrebenswerten „soft skills“. Die Darstellungskunst überlagert sich mit einer bürgerlichen Alltagskompetenz. „Soziale Theatralität“ durchdringt jeden Bereich der bürgerlichen Gesellschaft, das Spielen der richtigen Rolle innerhalb der Familie, der sozialen Schicht, des Berufsumfeldes etc. ist für die bürgerliche Existenz unabdingbar. Schauspielerinnen (und Schauspieler), die die Integration in die bürgerliche Gesellschaft anstreben, spielen dauerhaft zwei Rollen und ihre bürgerliche Privatrolle wird, parallel zur Zunahme der Bedeutung des Bürgertums als Publikum […] im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wichtiger.

Karin S. Wozonig: Betty Paoli und die schönen Frauen. In: NESTROYANA. Blätter der Internationalen Nestroy-Gesellschaft. 29. Jahrgang 2009, Heft 1–2. 72-81.

Brief von Carl von Lewinski an Josephine von Wertheimstein

Brünn, 11. Jänner 1866 … Die edelste Seele der Dorotheergasse und einiger anderer Welttheile ist auch öfter so gut, mich au courant zu halten über wichtige Vorkommnisse in der heiligen Stadt Wien, in welcher der Geist der Verneinung, i. e. des Wolterianismus bedenklich zuzunehmen scheint. – Ich habe mit aller sittlichen Entrüstung, deren ich in der Eile habhaft werden konnte, erfahren, daß diese Delila bei Samson auf dem Balle war, und freue mich, daß der gerechte Himmel dieses freche Eindringen des Weltkindes… durch dreimaliges Tanzen mit Boskowitz rasch und strenge bestrafte.

Gomperz, Heinrich/Kann, Robert A. (Hg.): Briefe an, von und um Josephine von Wertheimstein. Wien 1981

Carl/Karl von Lewinski, 1813-1869, liberal gesinnter Zensurbeamter
„edelste Seele der Dorotheergasse“: Sophie Todesco
Samson: Wiener Salon
Julius Boskowitz, Architekt

Samstag, 19. Dezember 2009 von Karin S. Wozonig
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Brief von Betty Paoli an Friedrich Hebbel

Geehrtester Herr!

Meine auf morgen festgesetzte Abreise macht es mir leider unmöglich, Ihre freundliche Einladung für den Christabend zu benutzen, wie ich so gerne möchte. Mein Bedauern ist um so lebhafter als mir auch zugleich das Vergnügen entzogen wird, die persönliche Bekanntschaft Ihrer Frau Gemahlin zu machen, der ich so viele der schönsten Genüsse schulde. […] Mich Ihrer freundlichen Erinnerung empfehlend verbleibe ich mit wahrer Hochachtung Ihre ergebene Betty Paoli.

Freitag, 22. Dezember [1848]