Ich habe mir von Halle zur Winterunterhaltung die Geschichte Roms im Mittelalter von Gregorovius, einem meiner Lieblingsschriftsteller, mitgebracht. Denn in Ihren Willkommensruf an den schönen, weißen Winter stimme ich nicht ein; so lange ich von meinem Leben weiß, ist er mein Todfeind gewesen, habe ich mich bei seinem Nahen leidenschaftlich unter einen milderen Himmel gesehnt und da mir niemals Flügel wachsen wollten, hätte ich mich gern unter die Erde gekrabbelt, um wie ein Murmeltier das unholde Walten zu verschlafen. Da bin ich denn schließlich auf das Hülfsmittel verfallen, mich durch die Phantasie – die schwächste Partie meines Ingeniums – in glücklichere Zeiten und Zonen zu versetzen. Vorig Jahr war Griechenland dran; heuer Rom. Die 8-10 dicken Bände füllen wohl – täglich ein paar Stündchen – die langen, kümmerlichen Monde aus.
Louise von François an C. F. Meyer, Oktober 1881
Conrad Ferdinand Meyer an seinen Verleger Hermann Haessel:
Haben Sie Recensirex. an die N. Zürcher Zeitg gesendet? U: Betty Paoli vergeßen Sie nicht!
Betty Paoli schreibt eine Rezension über die dritte Auflage von Huttens letzte Tage für die „Presse“.
Louise von François an C. F. Meyer:
Ich weiß, daß weibliches Urteil und weiblicher Preis männlichen Ohren verdächtig klingen und einem namhaften Dichter schwerlich genehm sind. Mit dem Artikel des Frl. Paoli – Ihrer großen Bewundererin – mache ich eine Ausnahme. Wenn eine Oesterreicherin und Katholikin den Hutten, sei es auch nur als Dichtergebild, ihren österreichischen, katholischen Landsleuten zur gerechten Würdigung empfiehlt, das ist ein Zeichen seltener Geistesfreiheit und daß die Poetennatur bei ihr „zu unterst“ liegt.
Weitere Marketingmaßnahmen sind das Thema der Briefe zwischen Meyer und Haessel, gedruckt in der historisch-kritischen Ausgabe, Band 4.3. Eine Rezension dazu können Sie hier lesen.