Donnerstag, 29. Juli 2010 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft

Die Dichterin im Zweifel und zu Pferde

Die österreichische Erzählerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1914) stand in regem Briefkontakt mit der Lyrikerin Sephine von Knorr. Gerade werden die Briefe dieser beiden Frauen in einem Projekt an der Universität Salzburg unter der Leitung von Ulrike Tanzer ediert. Nach einer Phase der theorielastigen Literaturwissenschaft kann man in den letzten Jahren wieder die Frage stellen: Sind DichterInnenbriefe aufschlussreich für das Verständnis des Werks? Ich möchte heute der anekdotischen Neugier das Wort reden und aus einem Brief Marie von Ebner-Eschenbachs an Sephine von Knorr aus 1853 zitieren:

Seitdem ich in Znaim bin, beschäftige ich mich fast ausschließlich mit ernsthaften Studien: ich muß solchen noch Jahre meines Lebens widmen, denn meine Unwissenheit ist mir all und überall ein Stein des Anstoßes. Niemals war ich überzeugter als jetzt, daß ich meine goldenen Träume von einem in der Poesie für mich erreichbaren, wünschenswerten Ziel aufgeben muß, daß ich vollkommen talentlos sei. Du bist glücklich, Sefine, Du besitzest ein großes, einziges Talent, dem Du Dein Leben widmen kannst. Meine Freude ist hier, daß ich täglich allein ausreiten kann, und die Stunden dieses einsamen Rittes sind die besten im Tage! Da bin ich frei, da bin ich vergnügt, ich versichere Dich, man begreift von zu wenig Seiten die Poesie des Reitens…

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