Montag, 1. August 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur | Keine Kommentare

Poesie von Frauenhand

Robert Prutz, Deutsches Museum, August 1856

Das „Aurora-Album“ bringt zunächst eine Reihe von Gedichten, unter denen sich die ersten und beliebtesten Namen der wiener Literatur, vermischt mit einigen fremden, finden. … Von Betty Paoli bringt das „Album“ zwei Gedichte: „Kleopatra“ und „Morituri te salutant“, beide in dem eigenthümlich schwungvollen, leidenschaftlichen Stile, der für diese Dichterin charakteristisch ist. Doch können wir nur mit dem zweiten vollkommen einverstanden sein; das erste, das uns die berühmte Königin Aegyptens schildert, wie sie ihre Liebhaber unmittelbar nach durchschwelgter Nacht hinrichten läßt, scheint uns trotz der prachtvoll farbenreichen Darstellung doch kein geeigneter Gegenstand für die Poesie und am wenigsten (so altväterisch sind wir noch) mögen wir ihn von Frauenhand ausgeführt lesen.

Freitag, 22. Juli 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Viel- und Schönschreiber

Gestern fand ein Salongespräch zum Thema „Literatur und Musik“ statt. Wie üblich bei den Kaffeehausgesprächen war ich für die historische Einführung zuständig. Ich widmete mich dem Kunstlied der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und da ganz besonders dem Autor Friedrich Rückert. Das gab mir Gelegenheit, einen meiner Lieblingsalmanache, die Aglaja aus dem Jahr 1823, herumzuzeigen, denn sie enthält einen Rückert-Erstdruck. Bis vor kurzem dachte ich, das sei etwas Besonderes. Aber ich habe einen (literarischen) Salon gegründet, um etwas zu lernen, und so weiß ich jetzt, dass Rückert in der Zeit von 1813 bis zu seinem Tod ca. 2150 Gedichte in Almanachen, literarischen Taschenbüchern und Zeitschriften veröffentlichte (nachzulesen in dem hübschen Katalog: Georg Drescher, Rudolf Kreutner und Claudia Wiener: »O sehet her! die allerliebsten Dingerchen …« – Friedrich Rückert und der Almanach. Ergon Verlag, Würzburg, 2000.)

Außerdem habe ich über Emanuel Geibel gesprochen, oder eigentlich über Wilhelm Buschs Bildergeschichte „Balduin Bählamm der verhinderte Dichter“, deren Protagonist eine gewisse Ähnlichkeit mit Geibel hat.

Das Werk von Busch beginnt mit dem schönen Vers:

Wie wohl ist dem, der dann und wann
Sich etwas Schönes dichten kann!

und ist im Ganzen lesens- und sehenswert.

Freitag, 15. Juli 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Musik und Literatur

Das nächste Kaffeehausgespräch wird sich einem Thema widmen, an dem niemand vorbei kommt, der sich mit der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts beschäftigt, nämlich der Verbindung von Literatur und Musik. Die Vertonung von Gedichten ist gerade in der Zeit des sogenannten Biedermeier sehr häufig zu finden und in die literarischen Taschenbücher und Almanache werden immer wieder auch Noten aufgenommen. Auch einige Gedichte von Betty Paoli wurden vertont. Über eines davon – es trägt den Titel „Gute Nacht“ – habe ich vor einiger Zeit bereits berichtet.

Donnerstag, 7. Juli 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Eine Geschichte schreiben

oder die Geschichte schreiben… In Vorbereitung auf einen Kurs über deutschsprachige Gegenwartsliteratur beschäftigt mich zur Zeit das Buch „Sunset“ von Klaus Modick. Der Autor erzählt die Geschichte Lion Feuchtwangers (geboren am 7. Juli 1884, gest. 21. Dezember 1958), und er verankert dabei die Biographie in einem Tag im erzählten Leben. Um diesen Tag herum baut Modick Episoden, die ein durchaus plastisches Bild eines ganzen Lebens ergeben. Das liest sich gut und ist meines Erachtens eine kluge Art damit umzugehen, dass jede biographische Erzählung eine Erfindung ist.

Sonntag, 26. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Veröffentlicht in Literatur,Schreiben für das Internet,Welt | Keine Kommentare

Über Literatur schreiben

Vor einiger Zeit habe ich mich im Zuge einer Recherche zum Thema „Literaturkritik und Internet“ intensiv mit Buchrezensionen im Feuilleton deutschsprachiger sogenannter Qualitätszeitungen befasst. Eine geballte Ladung Borniertheit eines Kritikers hat mich davongetrieben und ich habe mich daran erinnert, dass Literatur schreibende Menschen immer auch Literatur lesende Menschen sind, die gelegentlich über Literatur schreiben. Und so erfreue ich mich seit einiger Zeit an den Texten von Ruth Klüger („Was Frauen schreiben“, Wien 2010) und Brigitte Kronauer („Favoriten. Aufsätze zur Literatur“, Stuttgart 2010). Die beiden Autorinnen schreiben unter anderem über Werke und Leben von J.K. Rowling, Margaret Atwood, Wilhelm Raabe, Robert Walser und Jean Paul. Das tun sie fast immer in einem Ton, der zur Literatur hinführt. Das sollte Literaturkritik meines Erachtens auch können und zwar begründet. Ich meine nicht, dass die Literaturkritik unbedingt zu einem besprochenen Werk hinführen sollte – Gefälligkeitskritiken gibt es ohnedies zu oft –, sondern dass Literaturkritik die Kunst, deren Material die Sprache ist, würdigen sollte. Das fällt jenen leichter, die es selbst einmal ausprobiert haben.

Montag, 20. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Die Ehre der österreichischen Lyrik

Zeitung für die elegante Welt, 21. Juni 1843:

Carl Beck ist angekommen, um einige Monate hier zu bleiben, und wurde von einigen seiner vielen Freunde und Verehrer mit einem, ihm zu Ehren veranstalteten Diner im Prater freudig empfangen. Ein größeres Gedicht, das er in Pesth geschrieben, soll die ausgesprengten Gerüchte von früher Ermüdung aufs Siegreichste Lügen strafen. – Nun, es thut fast schon Noth, um die Ehre der anerkannten österreichischen Lyrik zu retten. – Von den zwanzig Bänden lyrischer Gedichte, die seit zwei Jahren erschienen, ist keiner außer den beiden Bänden von Betti Paoli stark genug dazu.

Donnerstag, 16. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , ,
Veröffentlicht in Literatur,Welt | Keine Kommentare

Gegenwartsliteratur

Vorige Woche hatte ich das Vergnügen, in der Buchhandlung Schopf vor einem äußerst liebenswürdigen Publikum über Buch-Neuerscheinungen zu sprechen, die ich in meinen Urlaubskoffer packen würde. Herzlichen Dank an Silke und Dietrich für die Einladung!

Ganz oben auf meiner Bücherliste standen an diesem Abend Homer&Langeley von E. L. Doctorow und das sehr schöne Buch  Das Herz auf der Haut (mare-Verlag), eine Sammlung von Texten über das Tattoo. Das zweite wird wohl auch auf meiner Liste für eine sommerliche Veranstaltung zum Thema Neuerscheinungen deutscher Gegenwartsliteratur stehen, nicht nur wegen der vielen lesenswerten Texte, sondern auch weil das Buch aufgrund seiner liebevollen Gestaltung eine gewisse Almanach-Anmutung hat.

Dienstag, 14. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Betty Paolis Roman

Aus dem Tagebuch der Ottilie von Goethe, 12. Juni 1841: „Mr. Stout der Amerikaner besuchte mich, dann Herr Hartmann der junge böhmische Poet den mir Dr. Frankl angekündigt; er brachte mir in Frankls Nahmen den Roman von Fl Glück (Betty Paoli) für den ich einen Verleger suchen soll.) Direktor Schmidt kam, Herr von Griesinger kam; Mr. Travers der Engländer kam; Betty Glück kam.“

Bei dem Roman handelt es sich um „Die Ehre des Hauses“, der 1844 – nicht auf Vermittlung von Frau von Goethe – als erster Band der Novellensammlung „Die Welt und mein Auge“ bei Cotta erschien.

Dienstag, 7. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in Literatur,Welt | Keine Kommentare

Was machen Sie eigentlich am Bloomsday?

Die Literaturgeschichte lebt, so könnte man meinen, von einigen wenigen einflussreichen Schriftstellern und ganz wenigen einflussreichen Schriftstellerinnen. Und dann gibt es da noch ein paar einflussreiche Protagonisten. „Bloom“ gehört dazu, und ihm zu Ehren gibt es den Bloomsday. Am diesjährigen Bloomsday werde ich mit meinem Salonherrn Detlef ein Kaffeehausgespräch leiten, in dem es – nein, nicht um Ulysses, sondern um den Einfluss ungelesener Bücher gehen soll. Also wenn es nach mir geht. Aber die Kaffeehausgespräche sind ein Salon, und für den gilt: Erlaubt ist, was interessiert.

Montag, 30. Mai 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte:
Veröffentlicht in Literatur,Literatur im Netz,Welt | Keine Kommentare

Kindle führt zum Klassiker

Heute gibt es wieder einmal etwas über das elektronische Lesen zu sagen. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, dass ich mir gedacht hätte, ich würde es hier in meinem Blog gar nicht mehr erwähnen. Jetzt gibt es aber wieder etwas zu berichten, nämlich: Der Verkauf des Kindle durch Amazon in Europa führt dazu, dass auch wir, die wir den Kindle aufgrund seiner wie ich finde ausgesprochen unsympathischen Benennung nicht verwenden, und statt dessen z.B. auf dem OYO lesen, eine große und vor allem recht gut geordnete und gut durchsuchbare Plattform für Klassiker und generell ältere Literatur im E-Reader-lesbaren Format bekommen haben. Mit einem kleinen Programm, das das proprietäre Kindle-Format für den PC oder Mac konvertiert und einer Software für die Verwaltung von E-Books (Calibre bietet sich hier an), stehen jetzt sehr viele gut edierte Bücher zur Verfügung. Andere Anbieter, z.B. Thalia, haben das auch, aber Amazon macht (wieder einmal) vor, wie es richtig geht.