Sonntag, 5. April 2009 von Karin S. Wozonig
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Buch mit Ende

Vor einiger Zeit empfahl sich mir der Roman „Ich.bin.eine.Mörderin“ von Claudia Cornelsen. Der etwas gesuchte Titel lässt einen Krimi erwarten, der Klappentext behauptet ähnliches, Rezensionen sprechen gar von einem Psycho-Thriller. Kein Wort davon ist wahr. Der Roman spielt in einer psychiatrischen Anstalt, die Handlung wird aus der Perspektive einer Ich-Erzählinstanz präsentiert und ist mit collageartigen Elementen durchsetzt, die auf die Argonautensage anspielen. Der Text lebt von der beklemmenden Schilderung eines gewaltsamen Familienlebens und von Parallelen zur Geschichte der Medea. Claudia Cornelsen kann sich nicht jeden Kalauer und nicht jeden Manierismus verkneifen. Generell aber ist „Ich.bin.eine.Mörderin“ beeidruckend gut gemachte Literatur. Und wer den Schluss des Romans ernst nimmt, bekommt zwei Bücher zum Preis von einem.

Dienstag, 24. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Zum 198. Geburtstag von Fanny Lewald

Fanny Lewald wurde am 24.3.1811 in Königsberg geboren, sie starb am 5.8.1889 in Dresden. Zum Geburtstag dieser bedeutenden Schriftstellerin möchte ich heute einige Lektüre-Empfehlungen aussprechen.

Wer Lewalds Haltung zur Emanzipation und ihren Stil kennenlernen will, sollte den Roman „Jenny“ lesen. Äußerst amüsant ist Lewalds Satire „Diogena“, in der sie sich über die sentimentalen Frauenromane Ida Hahn-Hahns (die von Lorm als „verrückte Romanstrickerin“ bezeichnet wurde) lustig macht. Und interessant sind auch Lewalds italienischen Reisebeschreibungen, die Christina Ujma in einen größeren historischen Kontext gestellt hat.

Selbstverständlich könnte man – wie das oft mit sogenannter Frauenliteratur des 19. Jahrhunderts passiert – die Werke Lewalds auf Belege für eine Frauenbiographie (die der Autorin) oder für die Geschichte „der Frau“ reduzieren. Sollte man aber nicht. Lesen Sie Lewald, die ist wirklich gut.

Samstag, 21. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Poesie

Der 21. März ist der Welttag der Poesie.

Donnerstag, 19. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Vortrag über Marie von Ebner-Eschenbach

Ankündigung

Ein Zitat aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach habe ich als Titel für einen Vortrag gewählt, den ich im Rahmen der Mühlberger-Tage 2009 in Eislingen halten werde:

Ich will daß mein Blut an jedem Worte hänge das ich schreibe.

Ich freue mich ganz besonders, dass der Vortrag von einer Lesung aus Werken von Marie von Ebner-Eschenbach durch die Autorin Tina Stroheker begleitet wird.

Donnerstag, 12. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Die Kaffeehausgespräche gehen weiter

Neuer Ort, neuer Termin und neues Thema: Die Kaffeehausgespräche im März widmen sich der Frage, wie das Tier ins Buch kommt und was es dort macht. Ich werde einleitend über Fabeln sprechen, danach soll sich das Gespräch über Eisbären, Bambi, Frösche, Hunde etc. in freier Salon-Manier entwickeln.
Ort: Café Heile Welt, Weidenallee 10 b (Hinterhof), 20357 Hamburg
Zeit: Mittwoch, 18. März 2009, 19:30 Uhr

Sonntag, 8. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Heldinnen? 3. und letzter Teil

„Besonders interessant ist, dass es Heldinnen nur mit Attribut oder Ergänzung gibt. Es sind also keine Heldinnen – Punkt. Sondern es sind Heldinnen der Liebe, der Nächstenliebe, der Fürsorge oder christliche Heldin, auch Heldinnen des politischen Widerstands oder Heldinnen des Alltags. Mir fällt keine literarische weibliche heldenhafte Figur ein, die einfach nur Heldin ist. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Das Heldenhafte in der traditionellen Definition und damit in der Literatur ist männliche Heldenhaftigkeit. Dazu wurden dann Abweichungen und Teilmengen erfunden und in dieser Teilheldenhaftigkeit finden Frauen ihren Platz.

Am deutlichsten kann man die Geschlechtsspezifik von Heldentum meiner Meinung nach daran sehen, dass literarische Heldinnen, wenn sie tatsächlich einfach nur Heldinnen zu sein versuchen – also Heldin Punkt –, das am ehesten noch als Heldenjungfrauen sein können, als Virago, z.B. „Penthesilea“ von Kleist. Die Heldenjungfrau ist allerdings meistens eine Frau, der die biologische Weiblichkeit irgendwie abhanden gekommen ist, ein Mannweib im schlechtesten Fall. […] Selbstständige Frauen, gebildete Frauen, Frauen die Macht haben, strategisch denkende Frauen… kurz gesagt weibliche Figuren, die zum heldenhaften, vorbildlichen Handeln ermächtigt werden, sind in der Literatur traditionell hässlich (im neunzehnten Jahrhundert bedeutet das: groß und dunkelhaarig), unverheiratet oder unglücklich verheiratet und fast immer kinderlos. Oder sie sind (wie) Kinder (Pipi Langstrumpf) oder durch irgend einen Trick geschlechtslos gemacht. […] Auf jeden Fall ist die Folge des weiblichen heldenhaften Handelns nicht nachhaltig, wie z.B. die Gründung einer Stadt, die Rettung der Welt etc.“

Ausschnitt aus meiner Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 19. Februar 2009 zum Thema “Heldinnen – starke Frauen in der Literatur”

Sonntag, 1. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Heldinnen? 2. Teil

„[…] In einer patriarchalen Gesellschaft, in der die Macht vom Vater auf den Sohn übergeht, gibt es keine Städtegründerinnen und Volksmütter, auf die man sich berufen kann. Frauen können heldenhaft sein – z.B. stark und klug –, aber die heroische Grundidee, nämlich dass sie ganze Völker – oder genereller gesagt, eine Gruppe von Menschen – in ihrem Selbstverständnis legitimieren, die geht bei ihnen nicht auf. In diesem antiken, klassischen Heldenverständnis können Frauen Heldentaten vollbringen, können kämpfen und sich in ihrer Herkunft auf Götter und Helden berufen (z.B. Olympias, die Mutter von Alexander dem Großen, stammt von Archilles ab), aber sie können diese Macht nicht weitergeben. Das Heldentum von Frauen nimmt mit dem individuellen Leben sein Ende. Und ein Held, der nicht weiterlebt, ist kein Held. […]“ (Schluss folgt)

Ausschnitt aus meiner Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 19. Februar 2009 zum Thema “Heldinnen – starke Frauen in der Literatur”

Samstag, 28. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Probleme mit dem Erstlingswerk

Im Jahr 1858 erschien anonym ein schmales Buch mit dem Titel „Aus Franzensbad“, in dem eine adelige junge Frau mit feinem Spott ihre Beobachtungen über das Treiben im Kurbad festhält. Ziel der Kritik in dieser Briefsatire sind die oberflächlichen, langweiligen und gelangweilten Standesgenossinnen der Briefeschreiberin, bürgerliche Emporkömmlinge und geltungssüchtige Journalisten. Die Autorin des Buchs ist Marie von Ebner-Eschenbach.

1867, in der Zeit, in der Ebner-Eschenbach versucht als Dramenautorin Fuß zu fassen, holt ihre literarische Vergangenheit sie ein. Die Fürstin Auersperg, Ehefrau des Oberstkämmerers Fürst Auersperg, der für das Burgtheater zuständig ist, kann der Baronin ihren Erstling nicht verzeihen.

Als Marie von Ebner-Eschenbach Jahrzehnte später mit ihren Erzählungen und Aphorismen zur Bestsellerautorin geworden war, witterte ein Verlag ein gutes Geschäft in der Neuauflage des Buchs, diesmal selbstverständlich mit Nennung des Namens der Verfasserin. Marie von Ebner-Eschenbach versuchte sich dagegen zu wehren. Aus dem Tagebuch Marie von Ebner-Eschenbachs von 1913:

12. Februar: Eckelhafte Geschichte mit dem Nachdruck v. Aus Franzensbad.
17. Februar: Dr. Georg Paetel schreibt: Ich hoffe dass der Buchhandel ihren Willen respektieren wird (in der Angelegenheit v. aus Franzensbad.)
26. Februar: Frl. Bucher vorm. Wir schrieben an H. Paetel dass die Neuauflage v. aus Franzensbad jedenfalls unterbleiben solle. Es heisst also H. Fiedler eine Spekulation abkaufen.
3. März: Bf. v. H. Paetel. Mitteilung seines Rechtsfreundes. Summa Summarum. Ich bin rechtlos. Das gute hülfreiche Frl. Bucher kam zum Glück, wir schrieben an H. Paetel. Breuer u. Frl. Luggin, die abds. ein gutes Stück des Machwerks aus Franzensbad vorlas, sind dafür, das Zeug einfach erscheinen zu lassen u. keine Notiz davon zu nehmen.

Das Buch wird gegen den Willen der Autorin gedruckt.

Dienstag, 24. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Heldinnen? 1. Teil

„[…] Ein Held ist eine Figur mit besonderen herausragenden Fähigkeiten oder Eigenschaften, die sie zu hervorragenden Leistungen, sogenannten Heldentaten, befähigt. Ganz wichtig bei dieser Definition ist die Vorbildfunktion. Nur was in der Zeit und in der Gesellschaft für erwünscht und vorbildlich gehalten wird, gilt als Heldentat. Heldentum kann also nur aus dem Kontext heraus erklärt werden. Körperliche Kraft oder geistige Fähigkeiten sind für sich genommen kein Zeichen dafür, dass eine Figur ein Held ist. […] Heldentum ist also eine Frage des Weltbilds, keine Eigenschaft der Figur.

Ich glaube, dass die klassische Definition von Heldentum, die aus der Antike stammt, uns bis heute begleitet und unsere Vorstellung davon, was ein Held ist, immer noch beeinflusst – und sei es auch nur, indem wir uns davon distanzieren. […] Damit kommen wir zu einem Problem der Heldin: Es gibt sie nicht.“ (Fortsetzung folgt)

Ausschnitt aus meiner Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 19. Februar 2009 zum Thema „Heldinnen – starke Frauen in der Literatur“

Freitag, 13. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Gespräch über Heldinnen

Das nächste Kaffeehausgespräch wird zum Thema „Heldinnen, starke Frauen in der Literatur“ stattfinden.

ORT: Wie es Euch gefällt, Juliusstr. 16, 22769 Hamburg
ZEIT: Donnerstag, 19. Februar 2009, 19:30 Uhr
Der Eintritt ist frei