Mittwoch, 9. Januar 2013 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli und Jakob Kaufmann

Betty Paoli hatte viele interessante Freundinnen und Freunde. Durch ihre literarischen Erfolge lernte sie Dichter, Verleger und Redakteure kennen und bei ihrer Arbeit als Gesellschafterin traf sie auf die Salongäste ihrer Arbeitgeberinnen, auf Intellektuelle, Künstlerinnen und Künstler, Politiker und Mäzene. Für Paoli waren diese Beziehungen sehr wichtig, denn sie verschafften ihr die soziale Anerkennung, die sie qua Geburt (Stand und Geschlecht) nicht hatte. Die Freundschaftssemantik nimmt deshalb auch einen wichtigen Platz in Paolis Lyrik ein.

Die Anfrage eines Doktoranden, der sich mit einem Autor aus Paolis Freundeskreis beschäftigt, der heute fast vergessen ist, hat mich dazu gebracht, ein Huldigungsgedicht Paolis an diesen brüderlichen Freund, Jakob Kaufmann, wieder zu lesen. Kaufmann nahm an den vormärzlichen Bewegungen in Österreich und Deutschland Teil und war Mitarbeiter von Gustav Freytag bei den „Grenzboten“.

An Jakob Kaufmann

In der Heimath trauter Haft
Wolltest du nicht weilen;
Mög‘ auf deiner Wanderschaft
Dich mein Gruß ereilen.

Schmerzlich, freudig, mög‘ er dich
An die Zeit gemahnen,
Wo für flücht’ge Stunden sich
Kreuzten unsre Bahnen.

O wie froh ließ ich dein Wort
Meinen Geist umranken,
Und empfing von dir den Hort
Ew’ger Lenzgedanken!

Einen Strom von Poesie
Fühlt‘ ich mich umschwellen,
Meine Seele läuternd, wie
Heil’gen Stromes Wellen! –

Bruder! grüße ich dich leis‘
Hier in meinem Sange,
Weil ich keinen Namen weiß,
Der von süßrem Klange.

O gewiß! dein Herz verkennt
Nicht was meines flüstert:
Daß wir, ob für stets getrennt,
Doch für stets verschwistert.

Mittwoch, 28. November 2012 von Karin S. Wozonig
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Über den Weltschmerz

Ich kann vermelden, dass ein neuer Artikel von mir erschienen ist, und zwar:

„Die Schwester Lenaus? Betty Paoli und der Weltschmerz.“ In: Edinburgh German Yearbook Bd. 6, Sadness and Melancholy in German Literature and Culture. Herausgegeben von Mary Cosgrove und Anna Richards. Rochester, New York: Camden House 2012. S. 71-94.

Donnerstag, 8. November 2012 von Karin S. Wozonig
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Friederike Kempner und der Kanon

Vor einiger Zeit habe ich in diesem Blog die Mysterien von Parodie und unfreiwilliger Komik anhand des dankbaren Gegenstands der Kempnerschen Gedichte bedacht. Nun ist mir ein Aufsatz untergekommen, verfasst von der feministischen Literaturwissenschaftlerin Susanne Kord, der den vielversprechenden Titel „The Genius of Involuntary Humour: The Kempner-Effect and the Rules of Fiction“ trägt. (Oxford German Studies, 41.2)

Kord versucht Friederike Kempner als subversiv zu lesen. Sie vermutet bei Kempner eine (absichtliche) Lachgemeinschaft mit den Leserinnen und Lesern, Ausdruck von Solidarität mit allen verkannten Dichtern oder Karikaturen der „großen“, männlichen Literatur. Diese jeweiligen Kempner-Effekte (Kord spricht nur von einem) würden erzielt, unabhängig davon, ob Kempner das wollte oder nicht, unabhängig also davon, ob sie das Genie der unfreiwilligen Komik oder ihr poetisches Danebenhauen Absicht sei.

Das „Vergnügen“ an Kempners Gedichten sei, so Kord, sogar noch größer, wenn/da man nicht wisse ob die Dichterin den komischen Effekt erzielen wollte oder nicht. Die nicht ganz kohärenten Schlussfolgerungen Kords machen die Leserinnen und Leser zu Komplizen Kempners, die Kempner-Gedichte nur witzig finden, weil sie eine Vorstellung von „guter“ Literatur haben. Das ist sicher richtig – wären alle jemals geschriebenen deutschen Gedichte von Kempner-Qualität, wäre Kempner nicht besonders lustig. Was Kord nicht erwähnt: Kempner hatte auch eine Vorstellung von „guter“ Literatur und zählte in Kenntnis der Werke von Schiller, Goethe und Heine ihre eigene dazu.

Sonntag, 21. Oktober 2012 von Karin S. Wozonig
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Walter Scott, Übersetzungsvergleich

In den beiden letzten Blogeinträgen habe ich die erfolgreiche Rezitation des „Hochländischen Kriegslieds“ von Betty Paoli durch den Schauspieler Josef Lewinsky erwähnt. Die Neue Freie Presse schreibt darüber:

Als er (Lewinsky) das hochländische Kriegslied mit so zündender Gewalt des Wortes und der Geberde gelesen hatte, daß wir fast die nervenaufregenden Klänge des altschottischen Pibrochs zu hören meinten, brach ein Beifallssturm los, der erst endete, als der Vorleser die Wiederholung des Gedichtes begann.

Heute finden Sie hier dieses Gedicht in drei Fassungen: das Original von Walter Scott, eine Übersetzung von Ferdinand Freiligrath und – als erstes – die Bearbeitung von Betty Paoli.

Betty Paoli: Hochländisches Kriegslied aus dem XV. Jahrhundert

Pibroch von Donald Dhu,
Schalle! ertöne!
Wecke aus träger Ruh‘
Clan Donald’s Söhne!
Kommet in Eil‘ heran,
Kommt im Vereine,
Kriegerisch angethan,
Herr’n und Gemeine!

Kommt aus der Thäler Grund,
Kommt von den Höhen!
Seht unser Banner, bunt,
Trutziglich wehen!
Kommt, von dem Plaid bedeckt,
Herzen voll Treue!
Tapf’re, die nichts erschreckt,
Zeigt euch aufs neue!

Laßt eu’rer Heerden Schaar
Achtlos entweichen,
Öde den Traualtar,
Grablos die Leichen!
Lasset den Hirsch, das Reh,
Netze und Schlingen!
Muthiger gilt’s als je
Schwerter zu schwingen!

Kommt wie der Sturm, wenn er
Wälder zersplittert!
Kommt wie das grimme Meer,
Wenn es gewittert!
Kommet, o kommet All‘!
Kommt zum Gefechte!
Häuptling und Lehnsvasall,
Freie und Knechte!

Kommen schon seh‘ ich sie,
Waffen erblitzen!
Feder und Heideblüh‘
Auf ihren Mützen!
Rasch auf die Feinde zu!
Spart nicht mit Streichen!
Pibroch von Donald Dhu,
Schmett’re das Zeichen!

Walter Scott: Pibroch of Donuil Dhu (1816)

Pibroch of Donuil Dhu,
Pibroch of Donuil,
Wake thy wild voice anew,
Summon Clan Conuil.
Come away, come away,
Hark to the summons!
Come in your war array,
Gentles and commons.

Come from deep glen, and
From mountain so rocky,
The war-pipe and pennon
Are at Inverlochy.
Come every hill-plaid, and
True heart that wears one,
Come every steel blade, and
Strong hand that bears one.

Leave untended the herd,
The flock without shelter;
Leave the corpse uninterr’d,
The bride at the altar;
Leave the deer, leave the steer,
Leave nets and barges:
Come with your fighting gear,
Broadswords and targes.

Come as the winds come, when
Forests are rended;
Come as the waves come, when
Navies are stranded:
Faster come, faster come,
Faster and faster,
Chief, vassal, page and groom,
Tenant and master.

Fast they come, fast they come;
See how they gather!
Wide waves the eagle plume,
Blended with heather.
Cast your plaids, draw your blades,
Forward each man set!
Pibroch of Donuil Dhu,
Knell for the onset!

Ferdinand Freiligrath: Pibroch of Donald Dhu

Donuil Dhu’s Kriegsgesang!
Schlachtlied von Donuil!
Töne mit wildem Klang,
Wecke Klan Conuil!
Kommt herbei, kommt herbei;
Auf zum Gefechte!
Horcht auf das Feldgeschrei,
Herren und Knechte!

Meidet die Schlucht, so wild,
Felsige Bahnen!
Hört, wie die Pfeife schrillt!
Schaut auf die Fahnen!
Hügel-Plaid, Hochlands-Schwert,
Kommet hernieder!
Und wer sie trägt und ehrt,
Muthig und bieder!

Lasset die Braut, das Weib!
Lasset die Heerde!
Lasset des Todten Leib
Ueber der Erde!
Lasset die Jagd, den Teich,
Barken und Schlingen!
Bringt euer Kriegeszeug,
Tartschen und Klingen!

Kommt, wie der Sturm kommt, wenn
Wälder erzittern!
Kommt, wie die Brandung, wenn
Flotten zersplittern!
Schnell heran, schnell herab,
Schneller kommt Alle,
Häuptling, und Bub‘ und Knapp‘,
Herr und Vasalle!

Seht, wie sie kommen! seht,
Wie sie sich schaaren!
Haidkraut im Winde weht,
Feder des Aaren!
Weg den Plaid, zieht das Schwert!
Vorwärts, ihr Leute!
Donuil Dhu’s Kriegsgesang
Töne zum Streite!

Montag, 8. Oktober 2012 von Karin S. Wozonig
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Kontinuität bei Programm und Publikum

Josef Lewinsky, einer der bedeutendsten Burgschauspieler aller Zeiten und ein Protegé Betty Paolis, trat wie im vorigen Blogeintrag berichtet, 1869 mit Gedichten Paolis im alten Musikvereinssaal auf. Das war eine wirksame Werbetour für Paolis Gedichtband „Neueste Gedichte“. Lewinsky, ein großer Rezitator (hier können Sie ihn hören), nahm einige Gedichte Paolis in sein Dauer-Programm auf. 1882 trat er in Baden – wieder vor distinguiertem Publikum – mit einigen Paoli-Gedichten auf, darunter das schon 1869 begeistert aufgenommene „Hochländische Kriegslied“. Das Badener Bezirks-Blatt berichtet:

Lewinsky-Vorlesung. … Die von Herrn Lewinsky selbst getroffene Wahl des Programmes erwies sich als eine vortreffliche und wohlberechtigte, und steigerte sich der Enthusiasmus von Nummer zu Nummer. Die Gedichte von Paoli, u. z. „Der Minotaurus“, „Ich dien‘“, „Das Entscheidende“, „Nimm dich zusammen“, „Morituri te salutant“ (Die Todgeweihten grüßen Dich) und „Hochländisches Kriegslied“ bildeten die Einleitung des Abends … Wenn Herr Lewinsky von seinem durch einen Lampen-Dualismus beleuchteten erhöhten Standpunkte einen Blick in den dichtgefüllten Saal geworfen hat, so wird sein Auge gewiß einer höchst distinguirten Gesellschaft begegnet sein, von welcher die Vertreterinnen des schönen Geschlechtes, gewiß ihm zu Ehren, sogar in grand toilette erschienen waren.

Betty-Paoli-Lesung vor distinguiertem Publikum

Am 11. März 1869 veranstaltete der Hofschauspieler Josef Lewinsky eine Lesung mit Gedichten von Betty Paoli. Die Auswahl der Gedichte zeugt von Paolis breitem literarischem Interesse in den späteren Jahren ihres Schaffens. Nach drei sehr erfolgreichen Gedichtbänden in spätromantisch-weltschmerzlicher Tradition in den 1840er und 1850er Jahren wandte sie sich der schwierigen Kunst des Huldigungsgedichts, literarischen Übersetzungen (das unten erwähnte „Hochländische Kriegslied“ basiert auf einer Vorlage von Walter Scott) und der Ballade zu. Die in der Lesung vorgetragenen Gedichte wurden in Paolis Gedichtsammlung „Neueste Gedichte“ (Wien 1870) aufgenommen.

Zur Vorlesung der neuesten Gedichte Betty Paoli’s durch den Hofschauspieler J. Lewinsky hatte sich gestern Abends im Musikvereinssaale ein sehr zahlreiches und sehr distinguirtes Auditorium eingefunden. … Unter den zehn Sonetten zündeten besonders die beiden: „An Heinrich Anschütz“, „Unsere Zeit“, ein echt modernes, körniges Gedicht, und „Treue“. Ebenso fein gedacht als gelungen durchgeführt sind die zwei elegischen Dichtungen: „An Julie Rettich“, die einstens intimste Freundin der Dichterin. In der zweiten Abtheilung erregte das Gedicht: „Hochländisches Kriegslied“ durch seine lebhafte markige Schilderung einen solchen Beifallsturm, daß es wiederholt werden mußte. Gleicher Anerkennung hatten sich auch die übrigen Gedichte, insbesondere die drei epischen: „Rabbi Löw“ (talmudische Sage), „Nadara“ (indische Legende) und „Andreas Baumkircher“, ein historische Gedicht aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, zu erfreuen.
Die Presse, 13. März 1869

Samstag, 15. September 2012 von Karin S. Wozonig
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Grillparzer auf Reisen

Franz Grillparzer an Katharina Fröhlich, Paris, 10. April 1836:

Ich bin also nach elftägiger äußerst beschwerlicher Reise gestern morgens 9 Uhr hier angekommen. In diesen elf Tagen schlief ich nur eine Nacht in München und eine in Straßburg, oder an einem dieser Orte zwei, die übrigen wurden anfangs schlaflos, dann als die Natur immer schwächer und schwächer wurde, mehr träumend als schlummernd im Wagen zugebracht. … Wer nun meinen Widerwillen gegen das Fahren, ja gegen alles Sitzen kennt, mag sich vorstellen, welche eigentlichen Qualen ich in diesen verfluchten Marterkästen, genannt Eilwagen, ausstand. … Ich komme zur Abfahrt im Packhofe zu München an; wer sitzt da? Die leibhafte Hermine Elßler* aus Wien, die zu ihren Cousinen nach Paris reist. Wir haben den Weg bis hierher zusammen gemacht. Das Mädchen ist gutmütig im höchsten Grade, aber nur lügenhafte Feinde können sie beschuldigen, das dem menschlichen Geschlechte so schädliche Schießpulver erfunden zu haben. Übrigens hatte auch die Nähe dieses wirklich hübschen und herzlich guten Mädchens (den Weiberhaß abgerechnet) schon darum keine Gefahr, weil von allen 300 000 Wienern ihr wahrscheinlich 299 999 zur Gesellschaft lieber gewesen wären, als ich.

*Cousine von Fanny Elßler

Mittwoch, 29. August 2012 von Karin S. Wozonig
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Henriette Hanke gegen reisende Schriftstellerinnen

Im neunzehnten Jahrhundert war es für schreibende Frauen sehr wichtig, den Weiblichkeitsvorstellungen zu entsprechen. Sich durch das Veröffentlichen von Büchern zu exponieren, hat nicht dem Frauenideal („Und drinnen waltet/Die züchtige Hausfrau,/Die Mutter der Kinder,/Und herrschet weise/Im häuslichen Kreise“ etc.) entsprochen. Wenn es aber unbedingt sein musste, dann konnte man wenigstens aus den richtigen Gründen und über die richtigen Themen schreiben, so wie Henriette Hanke. Sie hat geschrieben, um die fünf Kinder aus den ersten Ehen ihres Mannes zu ernähren und ihr bevorzugtes Genre waren sentimentale „Frauenromane“. Am Ende eines langen, erfolgreichen Schriftstellerinnenlebens („Gesammelte Werke“ in hundertsechsundzwanzig Bändchen) gab sie dem (aus ihrer Perspektive in beunruhigend großer Menge vorhandenen) weiblichen schriftstellerischen Nachwuchs gute Ratschläge und warnte vor Verirrungen:

Als ein Irrthum erscheint es mir, daß die Schriftstellerinnen der Jetztzeit Reisen über Land und Meer für nöthig erachten, um Stoff zu sammeln. Dagegen ist ein geweiheter Blick in das Innere des Hauses, in die Tiefe des Herzens weit dringender zu empfehlen. […] Indem Du Dir von allen Vergänglichkeiten dieses Daseins die Liebe rettest, erweisest Du, von wannen Du bist.
Henriette Hanke: Offnes Sendschreiben an die jüngeren Schriftstellerinnen Deutschlands. 1858

Dienstag, 21. August 2012 von Karin S. Wozonig
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Land der Biere

Es ist Reisezeit und ich widme mich dem entsprechend der Reiseliteratur. Heute lasse ich Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, an den Erkenntnissen des Autors J. G. Kohl teilhaben, der 1850 in Bayern folgende Bemerkung macht:

Diese Bier-Passion ist wirklich in Baiern etwas Bewunderungswürdiges, und man findet in der That – ich glaube – in keinem Lande etwas Aehnliches wieder. Der Franzose liebt seinen Wein, das ist wahr, aber er spricht doch nicht unaufhörlich davon. Der Italiener liebt seine Macaroni, aber er erzählt dir doch nicht bei Gelegenheit von Rimini oder Capua oder Ancona, daß man dort gute Macaroni esse. Der Russe liebt auch den Kisli Tschi*, aber er hat doch viele Augenblicke, wo er ihn ganz vergißt. Mit dem Baiern ist dieß in Bezug auf sein Bier nicht der Fall. Er vergißt es so wenig, wie ein Irrsinniger seine fixe Idee, und ist fast eben so beständig mit der Kritik, dem Lobe oder dem Tadel des Biers, das er eben trinkt, oder deßjenigen, das man hier oder dort trinkt, beschäftigt, wie die Leute in andern Ländern mit der Kritik des guten oder schlechten Wetters beschäftigt sind. Eine große und raffinirte Feinschmeckerei in Bezug auf ein so edles Getränk, wie der Wein ist, finde ich sehr begreiflich; aber dieselbe Feinschmeckerei und „G’naschigkeit“, wie die Baiern sich selbst ausdrücken, auf das Bier angewendet zu sehen, kann billig in Verwunderung setzen, da doch das beste Bier zu den feinen Weinen sich immer noch verhält, wie ein Hanfstrick zu Brüsseler Spitzen.

*Kisli Schtschi = Kwas

Montag, 23. Juli 2012 von Karin S. Wozonig
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Das Wunderding

Das Internet ist ein Wunderding. Ich bin virtuell über eine Bachelor-Arbeit gestolpert, in der sich das Faksimile einer Seite eines Briefs von Betty Paoli an Friedrich Fürst Schwarzenberg findet. Der Verfasser der Arbeit hat sich nicht die Mühe gemacht, das Korrespondenzstück zu entziffern. Das erstaunt mich nicht, hat Betty Paoli doch schon Jahrzehnte vor Gicht und „Chloral“-induzierter Zittrigkeit eine eher schlampige Handschrift.

Nach längerer paläographischer Bemühung weiß ich jetzt: Der Fürst geht auf die Jagd und die verständnisvolle Dichterin wünscht ihm viele Hirsche.