Samstag, 15. September 2012 von Karin S. Wozonig
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Grillparzer auf Reisen

Franz Grillparzer an Katharina Fröhlich, Paris, 10. April 1836:

Ich bin also nach elftägiger äußerst beschwerlicher Reise gestern morgens 9 Uhr hier angekommen. In diesen elf Tagen schlief ich nur eine Nacht in München und eine in Straßburg, oder an einem dieser Orte zwei, die übrigen wurden anfangs schlaflos, dann als die Natur immer schwächer und schwächer wurde, mehr träumend als schlummernd im Wagen zugebracht. … Wer nun meinen Widerwillen gegen das Fahren, ja gegen alles Sitzen kennt, mag sich vorstellen, welche eigentlichen Qualen ich in diesen verfluchten Marterkästen, genannt Eilwagen, ausstand. … Ich komme zur Abfahrt im Packhofe zu München an; wer sitzt da? Die leibhafte Hermine Elßler* aus Wien, die zu ihren Cousinen nach Paris reist. Wir haben den Weg bis hierher zusammen gemacht. Das Mädchen ist gutmütig im höchsten Grade, aber nur lügenhafte Feinde können sie beschuldigen, das dem menschlichen Geschlechte so schädliche Schießpulver erfunden zu haben. Übrigens hatte auch die Nähe dieses wirklich hübschen und herzlich guten Mädchens (den Weiberhaß abgerechnet) schon darum keine Gefahr, weil von allen 300 000 Wienern ihr wahrscheinlich 299 999 zur Gesellschaft lieber gewesen wären, als ich.

*Cousine von Fanny Elßler

Mittwoch, 7. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Huldigungsgedicht zum 8. März

Betty Paoli: Einer Tänzerin

O schwebe hin, du flüchtige Sylphide,
Süß lächelnd, mit gesenktem Augenliede,
Geschmückt mit jeder holden Zier!
Phantastisch schön, ein freud’ger Lichtgedanke,
Schwingst du dich über jede Körperschranke,
Und Irdisches ist nicht an dir!

Du weißt von Schmerzen nichts und nichts vom Sehnen,
In deinen Augen brennen keine Thränen,
Und fremd ist dir der Erde Lust.
Du kennst sie nicht – o lerne nie sie kennen!
Es wäre selbst, was wir Entzückung nennen,
Nur eine Last für deine Brust.

Denn dein Beruf ist es, wie Klang und Düfte
Dahin zu gaukeln durch die freien Lüfte,
Ein Schmetterling im sonn’gen Raum,
Und, wenn einst abgeblüht dein Blumenleben,
Dem trunknen Blicke spurlos zu entschweben
Gleichwie ein Frühlingsmorgentraum!

(Quelle: Ost und West Nr. 19, 8. März 1842)

Mittwoch, 10. März 2010 von Karin S. Wozonig
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März 1848, Teil 1

Fanny Elßler trifft schon nächste Woche hier ein; die Preise der Blumen heben sich.

Humorist, Wiener Tags-Courier, 10. März 1848

Freitag, 12. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach

7. Dezember 1865: „Kleine Soirée bei Fanny Elssler. Betty Paoli, Mathilde Wildauer, allerlei Herren u. Damen. Anfangs war die ganze Gesellschaft steif und schweigsam. Fräulein Wildauer brach das Eis, es wurde mir gleich heimlich, weil sie mit so angenehmer Ungeniertheit allerlei albernes Zeug sprach. Dafür aber Betty Paoli! Eine Minerva, eine Olympierin. Imposant u. hinreißend wenn sie sich herablässt liebenswürdig zu sein.“ (Marie von Ebner-Eschenbach: Tagebücher. Hrsg. v. Polheim, Karl Konrad/Gabriel, Norbert. Band I 1862-1869. Tübingen 1989.)