Donnerstag, 19. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Vortrag über Marie von Ebner-Eschenbach

Ankündigung

Ein Zitat aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach habe ich als Titel für einen Vortrag gewählt, den ich im Rahmen der Mühlberger-Tage 2009 in Eislingen halten werde:

Ich will daß mein Blut an jedem Worte hänge das ich schreibe.

Ich freue mich ganz besonders, dass der Vortrag von einer Lesung aus Werken von Marie von Ebner-Eschenbach durch die Autorin Tina Stroheker begleitet wird.

Samstag, 14. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Wer war Ida Fleischl-Marxow?

Am 4. Juni 1911 notierte Marie von Ebner-Eschenbach in ihr Tagebuch: „Heute vor 12 Jahren ist Ida gestorben. Brief vom getreuen Otto ‚In 30 Jahren weiss niemand mehr was für eine Frau Mama gewesen ist.‘“

Ida Fleischl-Marxow war maßgeblich am literarischen Erfolg Ebner-Eschenbachs beteiligt. Sie war die erste Leserin der Entwürfe der Schriftstellerin, sie nahm Einfluss auf Handlung und Gestaltung der Erzählungen und korrigierte die Druckbögen.

Zudem war Ida Fleischl-Marxow die Lebensfreundin Betty Paolis. Vierzig Jahre lang lebte die Dichterin im Hause Fleischl und konnte durch diese Unterstützung als freie Schriftstellerin arbeiten.

Ida Fleischls Sohn Otto, Arzt und Pianist (1849-1935), lebte seit 1873 in Rom. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Schweizerin Nina Schwarzenbach, empfing er in seinem offenen Haus Musiker, Maler und Intellektuelle. Zu den Gästen zählten Liszt, Wagner, Brahms, Nietzsche und Böcklin.

Freitag, 13. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Begegnung mit Ida Fleischl-Marxow

Aus dem Tagebuch von Betty Paoli:

13. März 1866:

Dienstag. Jahrestag meiner ersten Begegnung mit Ida. Vormittags gearbeitet; Besuch von Fürst Fr. Schwarzenberg. Nach Tisch mit Ida Frau Wertheimer besucht. Abends zu Hause und Ida vorgelesen.

13. März  1880:

25jähriger Gedächtnistag meiner ersten Begegnung mit Ida. Ein Vierteljahrhundert!

13. März 1885:

Dreißigster Jahrestag meiner ersten Begegnung mit Ida.

13. März 1893:

Der 38ste Jahrestag meiner ersten Begegnung mit Ida. Sie schenkte mir C. F. Meyer’s Novellen.

Mittwoch, 4. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Mein Beitrag zum Darwin-Jahr 2

Wie schon bemerkt, gibt es einen Trend in der Literaturwissenschaft, Evolutionsbiologie zur Erklärung von Literatur heranzuziehen. 2005 fragte Christopher Shea „Does Darwin have anything to say about Beowulf and Madame Bovary?“ und antwortet:

[…]  the readings often get stuck at the level of: Madame Bovary cheated because she lusted for an alpha male.

Der Transfer von Theorien und Methoden aus einer Disziplin (z.B. Biologie) in die andere (z.B. Literaturwissenschaft) geht oft mit Simplifikation einher. Immer wieder gehören Halbwissen und Missverständnisse zur interdisziplinären Arbeit. Und das ist gut so, denn das gibt der produktiven Ignoranz eine Chance, über die Günther Anders schreibt:

Zuweilen geschieht es, daß einer ein Phänomen prima vista in einem Lichte sieht, in dem es von den Spezialisten niemals hatte gesehen werden können; und daß er nun (ohne die geringste Ahnung von seiner eigenen Originalität, aber wirklich auch ohne das mindeste Verdienst) einfach deshalb, weil er auf Grund seiner Ignoranz das ungetrübteste und vorurteilsfreieste Auge besitzt, Aussagen über dieses Phänomen machen kann, deren Folgen sich als umwälzend herausstellen. Wenn es diese ‚produktive Ignoranz‘ nicht gäbe, wäre Philosophieren die lächerlichste Zeitvergeudung. (Philosophische Stenogramme, München 2002, S. 122)

Samstag, 28. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Probleme mit dem Erstlingswerk

Im Jahr 1858 erschien anonym ein schmales Buch mit dem Titel „Aus Franzensbad“, in dem eine adelige junge Frau mit feinem Spott ihre Beobachtungen über das Treiben im Kurbad festhält. Ziel der Kritik in dieser Briefsatire sind die oberflächlichen, langweiligen und gelangweilten Standesgenossinnen der Briefeschreiberin, bürgerliche Emporkömmlinge und geltungssüchtige Journalisten. Die Autorin des Buchs ist Marie von Ebner-Eschenbach.

1867, in der Zeit, in der Ebner-Eschenbach versucht als Dramenautorin Fuß zu fassen, holt ihre literarische Vergangenheit sie ein. Die Fürstin Auersperg, Ehefrau des Oberstkämmerers Fürst Auersperg, der für das Burgtheater zuständig ist, kann der Baronin ihren Erstling nicht verzeihen.

Als Marie von Ebner-Eschenbach Jahrzehnte später mit ihren Erzählungen und Aphorismen zur Bestsellerautorin geworden war, witterte ein Verlag ein gutes Geschäft in der Neuauflage des Buchs, diesmal selbstverständlich mit Nennung des Namens der Verfasserin. Marie von Ebner-Eschenbach versuchte sich dagegen zu wehren. Aus dem Tagebuch Marie von Ebner-Eschenbachs von 1913:

12. Februar: Eckelhafte Geschichte mit dem Nachdruck v. Aus Franzensbad.
17. Februar: Dr. Georg Paetel schreibt: Ich hoffe dass der Buchhandel ihren Willen respektieren wird (in der Angelegenheit v. aus Franzensbad.)
26. Februar: Frl. Bucher vorm. Wir schrieben an H. Paetel dass die Neuauflage v. aus Franzensbad jedenfalls unterbleiben solle. Es heisst also H. Fiedler eine Spekulation abkaufen.
3. März: Bf. v. H. Paetel. Mitteilung seines Rechtsfreundes. Summa Summarum. Ich bin rechtlos. Das gute hülfreiche Frl. Bucher kam zum Glück, wir schrieben an H. Paetel. Breuer u. Frl. Luggin, die abds. ein gutes Stück des Machwerks aus Franzensbad vorlas, sind dafür, das Zeug einfach erscheinen zu lassen u. keine Notiz davon zu nehmen.

Das Buch wird gegen den Willen der Autorin gedruckt.

Montag, 23. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli schreibt im Februar

Aus dem Tagebuch Marie von Ebner-Eschenbachs: 25. Februar 1885: „Abends bei Ida [Fleischl-Marxow] – zerfasert, der ganze Abend. Das beste war ein Aufsatz Betty’s den sie selbst vorlas über die Wandlungen der Frauenfrage.“

Mittwoch, 18. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Jobdescription: Gesellschafterin

Ihr Aufenthalt bey der Familie des Hrn. A. wurde ihr nun doppelt schwer, und da sich zu derselben Zeit eine Veranlassung darbot, dieß Haus zu verlassen, so ergriff sie diese begierig und gesellte sich zu einer Dame, die eine sogenannte Gesellschafterinn, das heißt eine Person suchte, der außer den Arbeiten und Lasten, die einer Dienstmagd aufgelegt werden, noch die weit schwerere Pflicht aufgedrungen wird, sich immer in der nächsten Nähe der Gebieterinn als ein Ableiter ihrer bösen Launen, als Theilnehmerinn und Gehülfinn an allen Sorgen und Beschwerden der Familie, ohne doch als Mitglied derselben gerechnet zu werden, aufhalten zu müssen.

aus: L. Kruse: „Käthchen. Eine dänische Erzählung“ In: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. Dienstag, den 2. April 1833. (S. 325-328) [1. Teil]

Donnerstag, 12. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Mein Beitrag zum Darwin-Jahr 1

Vor einigen Jahren konnte man in der Literaturwissenschaft eine aufkeimende Begeisterung für die Idee beobachten, Literatur ließe sich evolutionsbiologisch erklären. Ein Beispiel für diesen Trend ist Karl Eibl, der in seinem Buch Animal poeta. Bausteine der biologischen Kultur- und Literaturtheorie (2004) den Bogen von der Evolutionstheorie zur Kultur- und Literaturtheorie zu schlagen versucht. Eibls zentrale These besagt vereinfacht ausgedrückt, dass Literatur, Kultur und ästhetische Erfahrung auf „Dispositionen“ zurückzuführen seien. Diese Dispositionen seien in der Biologie des Menschen begründet und könnten daher evolutionsbiologisch erhellt werden. Ein interessanter Ansatz. Aber für alle, die Literatur biologisch zu begründen versuchen, ergibt sich ein kaum zu lösendes Problem: Um biologische Bedingungen von Kultur zu beschreiben, muss man den menschlichen Geist bedenken und dabei seine Grundlagen als dem Denken vorausgehend definieren. (Fortsetzung folgt)

Freitag, 6. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Von Baden ins Salzkammergut

Betty Paoli beobachtet den bürgerlichen Aufstieg

Im September 1869 schrieb eine der bedeutendsten österreichischen Chronistinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Betty Paoli, aus der Sommerfrische in Ischl ein Feuilleton für die Neue Freie Presse, das Leibblatt des liberalen Großbürgertums.

In diesem Text steckt alles, was die Leser und Leserinnen der Zeitung in den vier Jahrzehnten vor der Publikation dieses Feuilletons in das Salzkammergut geführt hatte:

  • die Eisenbahn,
  • die soziale Mobilität,
  • der Überdruss am städtischen Leben,
  • die Sehnsucht nach bezwingbarer Natur – und mehr:

In diesem Text war die Vorahnung formuliert, wohin es weitergehen würde; nämlich weiter hinaus in die Welt. Denn wer es in den Jahren zwischen 1829 und 1869 von Baden bei Wien in das urban-alpine Ischl geschafft hatte, der würde dort nicht halt machen. Lesen Sie auf Kakanien revisited, was ein Sommerurlaub in Ischl mit dem sozialen Aufstieg des Bürgertums in der Habsburgermonarchie zu tun hat.

Dienstag, 3. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Nochmals: Ein Bild von einer Dichterin

Eine Ergänzung zum Eintrag über Cajetan Cerris Huldigung an Betty Paoli „Als ihr lithographiertes Portrait erschien“.

Cajetan Cerri zu Füßen von Betty Paoli. „Der österreichische Parnaß“, Karrikatur von Franz Gaul, 1862, (Ausschnitt). Abgebildet in: Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Dichtung in Österreich-Ungarn. 3. Bd. Hg. Eduard Castle. Fromme: Wien 1930.