Sonntag, 8. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Heldinnen? 3. und letzter Teil

„Besonders interessant ist, dass es Heldinnen nur mit Attribut oder Ergänzung gibt. Es sind also keine Heldinnen – Punkt. Sondern es sind Heldinnen der Liebe, der Nächstenliebe, der Fürsorge oder christliche Heldin, auch Heldinnen des politischen Widerstands oder Heldinnen des Alltags. Mir fällt keine literarische weibliche heldenhafte Figur ein, die einfach nur Heldin ist. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Das Heldenhafte in der traditionellen Definition und damit in der Literatur ist männliche Heldenhaftigkeit. Dazu wurden dann Abweichungen und Teilmengen erfunden und in dieser Teilheldenhaftigkeit finden Frauen ihren Platz.

Am deutlichsten kann man die Geschlechtsspezifik von Heldentum meiner Meinung nach daran sehen, dass literarische Heldinnen, wenn sie tatsächlich einfach nur Heldinnen zu sein versuchen – also Heldin Punkt –, das am ehesten noch als Heldenjungfrauen sein können, als Virago, z.B. „Penthesilea“ von Kleist. Die Heldenjungfrau ist allerdings meistens eine Frau, der die biologische Weiblichkeit irgendwie abhanden gekommen ist, ein Mannweib im schlechtesten Fall. […] Selbstständige Frauen, gebildete Frauen, Frauen die Macht haben, strategisch denkende Frauen… kurz gesagt weibliche Figuren, die zum heldenhaften, vorbildlichen Handeln ermächtigt werden, sind in der Literatur traditionell hässlich (im neunzehnten Jahrhundert bedeutet das: groß und dunkelhaarig), unverheiratet oder unglücklich verheiratet und fast immer kinderlos. Oder sie sind (wie) Kinder (Pipi Langstrumpf) oder durch irgend einen Trick geschlechtslos gemacht. […] Auf jeden Fall ist die Folge des weiblichen heldenhaften Handelns nicht nachhaltig, wie z.B. die Gründung einer Stadt, die Rettung der Welt etc.“

Ausschnitt aus meiner Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 19. Februar 2009 zum Thema “Heldinnen – starke Frauen in der Literatur”

Sonntag, 1. März 2009 von Karin S. Wozonig
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Heldinnen? 2. Teil

„[…] In einer patriarchalen Gesellschaft, in der die Macht vom Vater auf den Sohn übergeht, gibt es keine Städtegründerinnen und Volksmütter, auf die man sich berufen kann. Frauen können heldenhaft sein – z.B. stark und klug –, aber die heroische Grundidee, nämlich dass sie ganze Völker – oder genereller gesagt, eine Gruppe von Menschen – in ihrem Selbstverständnis legitimieren, die geht bei ihnen nicht auf. In diesem antiken, klassischen Heldenverständnis können Frauen Heldentaten vollbringen, können kämpfen und sich in ihrer Herkunft auf Götter und Helden berufen (z.B. Olympias, die Mutter von Alexander dem Großen, stammt von Archilles ab), aber sie können diese Macht nicht weitergeben. Das Heldentum von Frauen nimmt mit dem individuellen Leben sein Ende. Und ein Held, der nicht weiterlebt, ist kein Held. […]“ (Schluss folgt)

Ausschnitt aus meiner Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 19. Februar 2009 zum Thema “Heldinnen – starke Frauen in der Literatur”

Dienstag, 24. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Heldinnen? 1. Teil

„[…] Ein Held ist eine Figur mit besonderen herausragenden Fähigkeiten oder Eigenschaften, die sie zu hervorragenden Leistungen, sogenannten Heldentaten, befähigt. Ganz wichtig bei dieser Definition ist die Vorbildfunktion. Nur was in der Zeit und in der Gesellschaft für erwünscht und vorbildlich gehalten wird, gilt als Heldentat. Heldentum kann also nur aus dem Kontext heraus erklärt werden. Körperliche Kraft oder geistige Fähigkeiten sind für sich genommen kein Zeichen dafür, dass eine Figur ein Held ist. […] Heldentum ist also eine Frage des Weltbilds, keine Eigenschaft der Figur.

Ich glaube, dass die klassische Definition von Heldentum, die aus der Antike stammt, uns bis heute begleitet und unsere Vorstellung davon, was ein Held ist, immer noch beeinflusst – und sei es auch nur, indem wir uns davon distanzieren. […] Damit kommen wir zu einem Problem der Heldin: Es gibt sie nicht.“ (Fortsetzung folgt)

Ausschnitt aus meiner Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 19. Februar 2009 zum Thema „Heldinnen – starke Frauen in der Literatur“

Freitag, 13. Februar 2009 von Karin S. Wozonig
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Gespräch über Heldinnen

Das nächste Kaffeehausgespräch wird zum Thema „Heldinnen, starke Frauen in der Literatur“ stattfinden.

ORT: Wie es Euch gefällt, Juliusstr. 16, 22769 Hamburg
ZEIT: Donnerstag, 19. Februar 2009, 19:30 Uhr
Der Eintritt ist frei

Dienstag, 27. Oktober 2009 von Karin S. Wozonig
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Glänzende Normalos

Das Thema „Heldentum“ hat mich in diesem Blog mehrfach beschäftigt, als Thema des Salons Kaffeehausgespräche (hier nachzulesen). Im neuen Merkur findet sich ein sehr interessanter Artikel von Ute Frevert zu diesem Thema. Die Autorin kommt unter anderem zum Schluss:

Die Prozesse der Demokratisierung, Zivilisierung und Trivialisierung des Heldentums haben seine elitäre Aura zwar in Mitleidenschaft gezogen, völlig zerstört aber haben sie sie nicht.

Sonntag, 4. Januar 2009 von Karin S. Wozonig
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Gespräch über Helden

Bei den nächsten Kaffeehausgesprächen, dem literarischen Salon in Hamburg, wird es um die Frage gehen, welche Helden und Heldinnen der Literatur wir kennen. Welche Helden sind uns besonders sympathisch, über welche ärgern wir uns, welche wünschen wir uns als beste Freunde… Und was ist denn überhaupt ein Held/eine Heldin? Wir freuen uns auf interessierte Salongäste.
ZEIT: Donnerstag, 15. Januar 2009, 19:30 Uhr
ORT: Wie es Euch gefällt, Juliusstr. 16, 22769 Hamburg