Mittwoch, 14. Januar 2009 von Karin S. Wozonig
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Jänner 1881

28. Jänner 1881: Nachmittag bei Ida […] Betty [Paoli] hustete, daß die Leute es auf der Straße hören mußten.

Aus: Marie von Ebner-Eschenbach: Tagebücher. Hrsg. v. Polheim, Karl Konrad/Gabriel, Norbert. Band III 1879-1889. Tübingen 1993.

Montag, 12. Januar 2009 von Karin S. Wozonig
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Paolis Schreib- und Lebenssituation

Im Jahr 1855 ließ der gute Stern der Dichterin sie finden, was wol die Erfüllung des Traumes eines jeden Schaffenden ist: alle Annehmlichkeiten, alles Behagen des Familienlebens ohne eine seiner Verpflichtungen. Durch fast vierzig Jahre hat sie im Frieden des Hauses v. Fleischl-Marxow, unter hochbegabten, edlen Menschen gelebt: frei und geschützt.

aus: Feuilleton. Betty Paoli. In: Neue Freie Presse 22. Juli 1894. S. 1-4. [gez. Marie v. Ebner-Eschenbach, St. Gilgen, den 14. Juli 1894]

Montag, 5. Januar 2009 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli trifft Otto Ludwig

In der Neuen Freie Presse vom 10. Januar 1866 schrieb Betty Paoli über den Schriftsteller, der den Begriff „poetischer Realismus“ prägte:

Es war im September des Jahres 1858, als ich, auf der Durchreise einige Tage in Dresden verweilend, diese Gelegenheit, Otto Ludwig persönlich kennen zu lernen, zu benutzen beschloß. Nicht ohne eine gewisse Beklommenheit machte ich mich auf den Weg. Kein Empfehlungsschreiben, kein Anknüpfungspunkt, wie gemeinsame Freunde ihn bieten, vermittelte die Bekanntschaft, nach der es mich verlangte. Ich fragte mich, ob die Verehrung, die ich dem Dichter entgegenbrachte, mir das Recht gebe, in seine Häuslichkeit einzudringen. Solche Zweifel beschäftigten mich noch, als ich auf dem Wege nach Ludwigs ziemlich entlegener Wohnung die Promenade entlang schritt. Ich unterdrückte sie jedoch und sagte mir, daß die Bescheidenheit, die uns verleiten möchte, unser Lieben und Bewundern zu verschweigen, im Grunde nur verkappter Hochmut sei, der sich nicht der Gefahr einer Zurückweisung aussetzen will […]

Das zweiteilige Feuilleton Paolis über das Leben und Werk von Otto Ludwig ist auf ANNO, dem Projekt AustriaNNewspaperOnline, nachzulesen.

Sonntag, 4. Januar 2009 von Karin S. Wozonig
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Gespräch über Helden

Bei den nächsten Kaffeehausgesprächen, dem literarischen Salon in Hamburg, wird es um die Frage gehen, welche Helden und Heldinnen der Literatur wir kennen. Welche Helden sind uns besonders sympathisch, über welche ärgern wir uns, welche wünschen wir uns als beste Freunde… Und was ist denn überhaupt ein Held/eine Heldin? Wir freuen uns auf interessierte Salongäste.
ZEIT: Donnerstag, 15. Januar 2009, 19:30 Uhr
ORT: Wie es Euch gefällt, Juliusstr. 16, 22769 Hamburg

Samstag, 27. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Chaosforschung, interdisziplinär

Die Erforschung nichtlinearer Dynamik (Chaosforschung) hat in den 1980er Jahren die Grenzen von den Naturwissenschaften und der Mathematik in andere wissenschaftliche Felder übersprungen. Durch populärwissenschaftliche Vermittlung (Werke von Briggs/Peat, James Gleick, Friedrich Cramer u.a.) wurden ihre Voraussetzungen und Ergebnisse auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften rezipiert. Seither wurden zahlreiche Versuche unternommen, die Chaostheorie in diesen wissenschaftlichen Bereichen zu etablieren.

Die Konferenz Chaosforschung in der Literaturwissenschaft: interdisziplinäres Paradebeispiel oder disziplinäres Missverständnis? fragt nach der Funktionstüchtigkeit dieses Theorieimports, nach der methodischen Erweiterung und den Folgen für die Selbstdefinition der Literaturwissenschaft durch diese Übertragung aus den Naturwissenschaften.

Konzept und Organisation: Dr. Roman Mikulaš und Dr. Karin S. Wozonig
Zeit: 28. 1. 2009, 9-17.00
Ort: Mozartsaal, Österreichisches Kulturforum Bratislava, Zelená 7
811 01 Bratislava, Slowakische Republik

TeilnehmerInnen:
Dr. Ulrike Goldschweer, Ruhr-Universität Bochum
Dr. Karin Harrasser, Humboldt-Universität Berlin/Universität Wien
Prof. Susanne Hartwig, Universität Passau
Dr. Pavel Matejovic, Slowakische Akademie der Wissenschaften
Dr. Roman Mikulas, Slowakische Akademie der Wissenschaften
Dr. Sibylle Moser, LOOP. Inst. für systemische Medienforschung, Wien
Dr. Stephan-Immanuel Teichgräber, Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur, Wien
Prof. Thomas Wägenbaur, International University, Bruchsal
Prof. Friedrich Wallner, Universität Wien
Dr. Karin S. Wozonig, Hamburg/Wien
Prof. Dieter Wrobel, Universität Würzburg
Prof. Peter Zajac, Slowakische Akademie der Wissenschaften

Sonntag, 21. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Veröffentlicht in Schreiben für das Internet,Schreibtipps | 1 Kommentar

Texte kürzen ohne zu verlieren

Für die Gestaltung von Webtexten gilt auf der obersten Ebene der Informationsvermittlung das sogenannte KISS-Prinzip: keep it short and simple. Gelegentlich wird dieses Prinzip so weit getrieben, dass das Resultat ein unpersönlicher, langweiliger Text ist. Das ist unnötig.

Einige Grundregeln genügen, um Texte für das Internet lesefreudlich zu machen. Zum Beispiel: Verwenden Sie keine Strichpunkte, keine ausufernden Schachtelsätze und keine Einschübe.

Zum Thema Satzlänge: Es gibt keine Wortanzahl, die optimal ist. Aber je näher das erste Wort und der Punkt eines Satzes bei einander liegen, desto höher ist die Lesegeschwindigkeit. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, Sätze über zwei oder mehr Zeilen laufen zu lassen.

Texte einfach zu gestalten, bedeutet nicht nur ausufernde Sätze zu kürzen, sondern auch kurze Wörter zu verwenden. Lange, zusammengesetzte Hauptwörter werden im Internet tendenziell mit Bindestrich geschrieben.

Die immer öfter auftauchende Besonderheit, dass deutsche Komposita (zusammengesetzte Hauptwörter) getrennt und ohne Bindestrich geschrieben werden, ist das Ergebnis der Übernahme einer Regel aus dem Englischen bzw. automatischer Übersetzungen. Von empfindlichen Texterinnen und Textern und anderen Sprachaufpassern wird der so entstehende Raum zwischen den beiden Bestandteilen des deutschen Wortes „Idiotenleerzeichen“ genannt.

Donnerstag, 18. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Kaffeehausgespräch aus gegebenem Anlass

Aus gegebenem Anlass trägt das heutige Kaffeehausgespräch den Titel „Das geht immer – Das Buch als Geschenk“. Es soll diesmal – noch mehr als sonst – um Anekdoten rund ums Buch und um das Lesen gehen. Die Kaffeehausgespräche orientieren sich an der Tradition der Salons. Es geht um die grundsätzliche Frage, welchen Stellenwert Literatur und Bücher im Leben der Salongäste haben und um den angeregten und anregenden Austausch in angenehmer Atmosphäre darüber.

Üblicherweise werden die Kaffeehausgespräche mit einem zum Thema des Abends passenden Vortrag von ca. 15 Minuten eingeleitet, der den Gästen die Gelegenheit geben soll, sich auf das Gespräch einzustimmen. Für heute kann ich eine Themenverfehlung ankündigen: Ich werde über „Das Geschenk im Buch“ sprechen.

ZEIT: Donnerstag, 18. Dezember 2008, 19:30 Uhr
ORT: Wie es Euch gefällt, Juliusstr. 16, 22769 Hamburg
Der Eintritt ist frei.

Dienstag, 16. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Intuition im wissenschaftlichen Diskurs

Selbstverständlich kann man eine Biografie der Schriftstellerin Betty Paoli mit den Worten beginnen lassen:

Am 5. Juli 1894 starb Betty Paoli während eines Sommeraufenthalts in Baden bei Wien.

Das rollt das Leben gewissermaßen von hinten auf, was die Illusion erzeugen könnte, dass Linearität beim Erzählen einer Lebensgeschichte nicht unbegingt notwendig sei. […] Vielleicht könnte man auch noch das zu erzählende Menschenleben auf mehr oder weniger zusammenhängende wirkliche und metaphorische Örtlichkeiten verteilen und so der Einförmigkeit der fließenden Zeit entgehen? […]

Die wissenschaftliche Erzählung […] veranschaulicht die historisch Lebenswelt, zugleich vermeidet die Matrix von öffentlichen und privaten Räumen, vor der der individuelle Lebenslauf beschrieben wird die evolutive Unumgänglichkeit der Biographie […]

Das mag auf den ersten Blick eine recht brauchbare Lösung sein, aber die Lebensgeschichte bleibt eine Geschichte, somit dem Modus der Narration unterworfen, und der Anfang und das Ende mögen auseinander klaffen oder zusammengepackt werden, die Verläufe mögen verworren werden (beabsichtigt oder durch Unachtsamkeit der Schreiberin) […] Aber

Jede historische Darstellung ist auch Fiktion, da die Stringenz der Darstellung nicht nur auf dem Prinzip der Sukzession und der chronologischen Begrenzung beruht, sondern auch auf der Form der Narration

[…], dann sollte ich mir auch die Mühe machen, nach der Alternative zur öden, kausalzusammenhangsfixierten Historiographie der Neuzeit zu suchen, oder? Und hier kommt die Erforschung nichtlinearer Dynamik, vulgo Chaosforschung, ins Spiel. (aus: Karin S. Wozonig: „Das gefühlte Ende und Intuition als wissenschaftliche Kategorie.“ In: sinn-haft nr.18. Theorie Erzählungen. Persönliches Sprechen vom eigenen Denken. S. 35-37)

Freitag, 12. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach

7. Dezember 1865: „Kleine Soirée bei Fanny Elssler. Betty Paoli, Mathilde Wildauer, allerlei Herren u. Damen. Anfangs war die ganze Gesellschaft steif und schweigsam. Fräulein Wildauer brach das Eis, es wurde mir gleich heimlich, weil sie mit so angenehmer Ungeniertheit allerlei albernes Zeug sprach. Dafür aber Betty Paoli! Eine Minerva, eine Olympierin. Imposant u. hinreißend wenn sie sich herablässt liebenswürdig zu sein.“ (Marie von Ebner-Eschenbach: Tagebücher. Hrsg. v. Polheim, Karl Konrad/Gabriel, Norbert. Band I 1862-1869. Tübingen 1989.)

Mittwoch, 10. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Ein Bild von einer Schriftstellerin

Als im Jahr 1847 ein Bild der Lyrikerin Betty Paoli in Umlauf kam, ein „Meisterwerk lithografischer Kunst, […] die jüngste Arbeit unseres genialen Prinzhofer“, so der Herausgeber der Zeitschrift „Wanderer“, veranlasste das ihren Dichterkollegen Cajetan Cerri (1826 in Brescia geboren, gestorben 1899 in Karlsbad/Karlovy Vary) ein Gedicht auf sie zu verfassen:

An Betty Paoli. Als ihr lithographiertes Porträt erschien.

„Willst Du erschau’n, wie viel ein Herz kann tragen,
O blick in mein’s!“ B. Paoli

Und ob Dich mein Auge nie gesehen,
Ich weiß es doch: dies Bild, es ist Dein Bild.
So muß es sein – so schwärmerisch, so mild
Sah ich Dich stets im Traum vorübergehen.

Oft blick‘ ich kühn zu Deinen Sonnenhöhen,
Ein Aar auf fremdem eisigen Gefild;
Ich las Dein Lied – mein Herzblut rollte wild
Und Südenslüfte fühlt‘ ich mich umwehen.

Und sieh! mir war’s als trämt‘ ich eben wieder
Der Heimat Traum – als sollt‘ mein Stern jetzt fallen,
Um zu vergeh’n im Gluthmeer Deiner Lieder.

Da kam Dein Bild – und stumm sind meine Klagen,
Denn nun ist’s mir als hört‘ ich leise schallen:
Ich bin bei Dir – so lern wie ich ertragen!

C. Cerri