Freitag, 12. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach

7. Dezember 1865: „Kleine Soirée bei Fanny Elssler. Betty Paoli, Mathilde Wildauer, allerlei Herren u. Damen. Anfangs war die ganze Gesellschaft steif und schweigsam. Fräulein Wildauer brach das Eis, es wurde mir gleich heimlich, weil sie mit so angenehmer Ungeniertheit allerlei albernes Zeug sprach. Dafür aber Betty Paoli! Eine Minerva, eine Olympierin. Imposant u. hinreißend wenn sie sich herablässt liebenswürdig zu sein.“ (Marie von Ebner-Eschenbach: Tagebücher. Hrsg. v. Polheim, Karl Konrad/Gabriel, Norbert. Band I 1862-1869. Tübingen 1989.)

Mittwoch, 10. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Ein Bild von einer Schriftstellerin

Als im Jahr 1847 ein Bild der Lyrikerin Betty Paoli in Umlauf kam, ein „Meisterwerk lithografischer Kunst, […] die jüngste Arbeit unseres genialen Prinzhofer“, so der Herausgeber der Zeitschrift „Wanderer“, veranlasste das ihren Dichterkollegen Cajetan Cerri (1826 in Brescia geboren, gestorben 1899 in Karlsbad/Karlovy Vary) ein Gedicht auf sie zu verfassen:

An Betty Paoli. Als ihr lithographiertes Porträt erschien.

„Willst Du erschau’n, wie viel ein Herz kann tragen,
O blick in mein’s!“ B. Paoli

Und ob Dich mein Auge nie gesehen,
Ich weiß es doch: dies Bild, es ist Dein Bild.
So muß es sein – so schwärmerisch, so mild
Sah ich Dich stets im Traum vorübergehen.

Oft blick‘ ich kühn zu Deinen Sonnenhöhen,
Ein Aar auf fremdem eisigen Gefild;
Ich las Dein Lied – mein Herzblut rollte wild
Und Südenslüfte fühlt‘ ich mich umwehen.

Und sieh! mir war’s als trämt‘ ich eben wieder
Der Heimat Traum – als sollt‘ mein Stern jetzt fallen,
Um zu vergeh’n im Gluthmeer Deiner Lieder.

Da kam Dein Bild – und stumm sind meine Klagen,
Denn nun ist’s mir als hört‘ ich leise schallen:
Ich bin bei Dir – so lern wie ich ertragen!

C. Cerri

Montag, 8. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Das biedermeierliche literarische Taschenbuch

Das literarische Taschenbuch, eine periodisch (ein Mal jährlich) erscheinende Publikation, die üblicherweise Prosa- und Versbeiträge (Gedichte, Reiseberichte, Erzählungen, Versepen, Epigramme, historische Darstellungen etc.) vereinte, mit Bild- und Musikbeilagen und manchmal mit einem Kalendarium bereichert war, durfte in keinem bürgerlichen Biedermeierhaushalt fehlen. […]

Die Aufmachung der literarischen Taschenbücher prädestinierte diese Publikationen für Geburtstags-, Namenstags- und Weihnachts- bzw. Neujahrsgeschenke, letzteres wurde durch Veröffentlichungstermine pünktlich zum Weihnachtsgeschäft unterstützt. Die üblichen Formate in der Blütezeit der literarischen Taschenbücher waren das Kleinoktav und das Oktav. Oft wurden die Taschenbücher in mehreren Ausstattungen angeboten: in aufwendigen Varianten mit Schuber, Ledereinband und Kolorierung und in einfacheren, billigeren Aufmachungen, womit eine breite Leserschaft erreicht wurde. […]

Diese Reduktion auf das Dekorative entspricht durchaus dem bürgerlichen Bild des Weiblichen und kann als Tribut an die Leserinnen gesehen werden, Anton Schlossar spricht von „Damennippes-Litteratur“ […] (Aus: Karin S. Wozonig: Spanischer Skandal im österreichisch-ungarischen Almanach. Betty Paolis Novelle „Merced“ im literarischen Taschenbuch Iris, 1845. In: Aussiger Beiträge 2 (2008), S. 39-49)

Samstag, 6. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli im Atelier von Ary Scheffer, Teil 2

Am 6.12. 1850 erschien in der österreichischen Tageszeitung „Lloyd“ der zweite Teil des Feuilletons über Ary Scheffer von Betty Paoli. Darin bespricht die Feuilletonistin Ary Scheffers Portraits von Chopin und Liszt und nimmt das zum Anlass, um über George Sand zu schreiben. Ihre Lebensführung und ihre Ideen lehnt Paoli ab:

Die politischen Doctrinen der Sand sind mir ein Greuel, ihre Reformpläne utopistische Träumereien […]

Aber das ändert nichts daran, dass Paoli das Werk George Sands „liebt“, denn diese Schriftstellerin sei von Anfang an wahr und leidenschaftlich gewesen.

Freitag, 5. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli im Atelier von Ary Scheffer, Teil 1

Am 5. Dezember 1850 erschien in der österreichischen Zeitung „Lloyd“ ein Feuilleton von Betty Paoli mit dem Titel „Pariser Eindrücke II. Ary Scheffer“. Die Journalistin besuchte den Maler Ary Scheffer (1795-1858), der für seine historisierenden Darstellungen und Genrebildern bekannt war, in seiner Wohnung in der Rue Chaptal.

Grüße, die ich ihm von unserm verehrten Freunde Cornelius brachte, verschafften mir die wohlwollendste Aufnahme und die Vergünstigung, aus dem Munde des Künstlers selbst den Commentar zu seinen Werken zu erhalten.

Paoli berichtet außerdem von einem Besuch im Louvre. Ein „Conservator“ hatte sie in einen abgesperrten Teil geführt, in dem sich Bilder befanden, die im Revolutionsjahr 1848 beschädigt worden waren.

Donnerstag, 4. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Das Buch im Zeitalter des Internets

„Das Internet hat für viele von uns Veränderungen gebracht. Auch der Bereich der Bücher, des Lesens und Schreibens, der Literatur ist davon betroffen. Oft sind die Folgen zwiespältig, die sich aus der Durchdringung unseres Alltags mit elektronischer Kommunikation ergeben. Wir bestellen vielleicht mit einem Mausklick billige Bücher bei Amazon und sehen gleichzeitig mit Bedauern, dass die kleine Buchhandlung in der Nachbarschaft zusperren muss. […]

Oder ein anderes Beispiel: Einerseits wird durch das Internet das Reden über Bücher erleichtert, man denke nur an Leserrezensionen, die manchmal mehr aussagen, als die gedrechselten Sätze des Feuilletonisten eines Printmediums – oder an die Kaffeehausgespräche, zu denen ein Blog gehört, in dem unser Reden über Bücher dokumentiert wird. Andererseits folgt aber auch der Buchmarkt einer beschleunigten Aufmerksamkeitsökonomie und kleine bunte Banner auf Websites verheißen ‚den besten Roman des Jahres‘ oder das ‚wichtigste Sachbuch zum Thema X‘ – und hinter der begeisterten ‚Leserrezension‘ auf Amazon verbirgt sich nicht selten der Autor des Buchs selbst. Allerdings hat schon Karl Marx für den ersten Band von ‚Das Kapital‘ unter Pseudonymen Rezensionen geschrieben; das hat also Tradition, 19. Jahrhundert sag ich nur. […]

Ich möchte in der gebotenen Kürze drei Aspekte aufgreifen, der erste ist ein Materieller, der mit Büchern im Allgemeinen aber auch mit Literatur zu tun hat, die beiden weiteren Beispiele sind literarischer Art. […] Ich beginne mit meinen Beispielen dort, wo man immer anfängt, wenn ums Internet geht: Bei Google. Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung über die Digitalisierung von Büchern aus 29 großen Bibliotheken durch Google ist übertitelt mit ‚Vom Buch zum Byte‘ – nun ja, das ist nicht gerade originell. Was ich spannender fand, ist die rhetorische Frage des Autors, Helmut Martin-Jung, Redakteur beim Computer-Teil der Süddeutschen: ‚Eine Suchmaschine als Retter der Weltliteratur?‘ Das ist ein interessanter Ansatz. Ich stelle hier die Frage – auch, ohne sie zu beantworten: Ist die Weltliteratur ohne Google dem Untergang geweiht?“ (aus: Einleitung zum Kaffeehausgespräch „Das Buch im Zeitalter des Internets“, unveröffentlicht)

Mittwoch, 3. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Printtexte für das Web bearbeiten

Sehr oft stehen für Websites Texte zur Verfügung, die für Printprodukte (Broschüren, Programme, Geschäftsberichte etc.) verfasst wurden. Um sie webgerecht zu machen, bedarf es oft nur geringen Aufwandes. Hier ein paar Tipps, die Ihnen dabei helfen, mit vorhandenem Textmaterial guten Content für Ihre Website zu produzieren:

Textvorlagen, die für den Druck verfasst wurden, sollten für den Gebrauch im Web um ungefähr ein Drittel gekürzt werden.

Stellen Sie wichtige Informationen an den Anfang des Satzes und wichtige Sätze an den Anfang des Absatzes. Im Deutschen ist sehr oft eine unwichtige Einleitung der Auftakt eines Textes, das Wichtigste steht oft im letzten Absatz. Daher: Löschen Sie bei umfangreichen Texten, die für Printprodukte getextet wurden, den ersten Absatz.

Lösen Sie Textteile, die als Verweistexte funktionieren könnten, aus der Textvorlage. Stellen Sie dazu z.B. die Frage: Ist der letzte Absatz als Zusammenfassung geeignet? Können Gliederungen als verlinkte Inhaltsverzeichnisse benützt werden? Gibt es Hervorhebungen, aus denen man Überschriften für kürzere Texte machen könnte?

Mittwoch, 3. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Das (Miss)Verständnis Chaostheorie

Einladung zur Konferenz
„Chaosforschung in der Literaturwissenschaft: interdisziplinäres Paradebeispiel oder disziplinäres Missverständnis?“
Konzept und Organisation: Dr. Roman Mikulaš und Dr. Karin S. Wozonig

Zeit: 28. 1. 2009, Beginn der Konferenz: 9:00
Ort:  Mozartsaal Österreichisches Kulturforum, Zelená 7, 811 01 Bratislava, Slowakische Republik

Mittwoch, 3. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli – Biographisches

Betty Paoli ist das Pseudonym der Lyrikerin, Novellistin, Kritikerin und Essayistin Barbara Elisabeth Glück, die am 30.12.1814 in Wien geboren wurde und am 5.7.1894 in Baden bei Wien starb.

1832 trat Paoli mit dem Gedicht „An die Männer unsrer Zeit“ erstmals an die Öffentlichkeit. In den folgenden Jahren etablierte sie sich als Lyrikerin durch Veröffentlichungen in Zeitschriften und Almanachen und durch mehrere Gedichtbände. Paolis Behandlung der Themen Todessehnsucht, Einsamkeit und Liebe steht in der Tradition der Spätromantik und zeigt den Einfluss Byrons. Die Betonung der weiblichen Perspektive führte zu einer begeisterten Aufnahme der Gedichte, die Formstrenge und politische Implikationen erregten aber auch Kritik an ihrem „männlichen“ Ton. Eine Novellensammlung mit dem Titel „Die Welt und mein Auge“ erschien 1844.

Paoli arbeitete als Gesellschafterin, Sprachlehrerin und Übersetzerin. Nach 1848 verfasste sie Theater- und Kunstkritiken sowie Feuilletons für österreichische und deutsche Tageszeitung. Paoli setzte sich in ihrer journalistischen Arbeit für die Werke von Annette von Droste-Hülshoff, Franz Grillparzer und Marie von Ebner-Eschenbach ein. Neben den Themen Kunst und Literatur behandelte Paoli in ihren Essays vor allem die Fragen Frauenbildung und –erwerbstätigkeit.

Weitere Informationen: Karin S. Wozonig: Die Literatin Betty Paoli. Weibliche Mobilität im 19. Jahrhundert. Wien: Löcker, 1999. ISBN 3-85409-306-3
und hier im Blog.

Mittwoch, 3. Dezember 2008 von Karin S. Wozonig
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Bringt guter Text im Web etwas?

Ja, und zwar Geld. Das hat Jens Jacobsen, Betreiber der Website www.benutzerfreun.de im Jahr 2006 zu belegen versucht. Seine Studie mit immerhin 121 Teilnehmern zeigt, dass gute Texte

  • die Kaufbereitschaft von Besuchern einer Website um bis zu 50 Prozent steigert.
  • das Vertrauen in die Betreiber der Site um 12 Prozent und
  • die positiven Gefühle der Besucher gegenüber der Site um 23 Prozent erhöht.

Mehr Informationen über die Studie gibt es auf http://www.benutzerfreun.de/text