Dienstag, 24. November 2009 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli intertextuell 3

Nicht nur in den literarischen Werken ihrer Zeitgenossen werden Gedichte von Betty Paoli erwähnt, sondern auch im Fernsehfilm „Späte Aussicht“ (2007). Darin zitiert eine Figur die ersten Zeilen des Gedichts „Ich“. Das Gedicht wurde zuerst 1841 veröffentlicht und lautet:

Ich
Ich kann, was ich muß! o seltnes Geschick!
Ich will, was ich muß – – o doppeltes Glück.

Mein Herz ist an Stärke dem Felsen gleich,
Mein Herz ist, wie Blumen, sanft und weich.

Mein Wesen gleicht Glocken von strengem Metall:
Schlag kräftig d’ran, gibt es auch kräftigen Schall.

Mein Geist stürmt auf eiligem Wolkenroß hin;
Mein Geist spielt mit Kindern mit kindlichem Sinn.

Ich weiß, was ich will! und weil ich es weiß,
Drum bann‘ ich’s zu mir in den magischen Kreis.

Ich weiß, was ich will! das ist ja die Kraft,
Die sich aus dem Chaos ein Weltall entrafft.

Ich weiß, was ich will! und wenn ich’s erreich‘,
Dann gelten der Tod und das Leben mir gleich.

In dem Film wirkt die Schauspielerin Rosemarie Fendel mit, eine Paoli-Kennerin. Sie spricht Paoli-Gedichte in den Hörbüchern „Das Dichterinnen Projekt“ und „Seelenbalsam“.

Mittwoch, 27. Mai 2009 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli über Zufall, Ordnung, Chaos und die Poesie

Die Wirklichkeit mit ihren tausend Zufälligkeiten ist gleichsam ein Nebel, der unseren geistigen Blick beschränkt, beirrt und ihn hindert, die Erscheinungen in ihrer Totalität aufzufassen. Die Poesie hat den Beruf, ihn mit ihrem mächtigen Odem zu zerstreuen und aus dem wüsten Chaos eine von ethischen Gesetzen beherrschte Welt zu schaffen.

Aus Betty Paoli: „Božena“. In: Betty Paoli: Gesammelte Aufsätze. Eingeleitet und herausgegebene von Helene Bettel-Gabillon. Wien 1908 (Erstdruck in der Beilage zur Augsburger Allgemeinen Zeitung, 1876)