Dienstag, 25. Juni 2013 von Karin S. Wozonig
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Gute Nachrichten für gute Schreiber – und für schlechte

„Usability-Guru“ Jakob Nielsen lässt uns wissen, dass gut geschriebener Text die einzige Möglichkeit ist, UserInnen dazu zu bringen, Websites zu lesen. „Information architecture“ und Layout der Seite seien auch wichtig, aber qualitativ hochwertiger Text sei das Wichtigste, womit man Userinnen und User dazu bringen kann, mehr als die durchschnittlichen 28 Prozent des Texts einer Website zu lesen.

Nun, das mag sein. Und ich bin natürlich auch dafür, dass Websites gut getextet werden. Aber: In jüngster Zeit habe ich mich verstärkt mit dem Phänomen des „social reading“ befasst. Das bezeichnet den Umstand, dass die einsame Tätigkeit des Lesens (von Literatur) sehr, sehr vielen technikaffinen Menschen zu einsam ist. Sie wollen ihren Facebook-Friends erzählen, dass sie ein Buch lesen, wo und warum sie es lesen und vielleicht auch, ob es ihnen gefällt oder nicht. Kobo und Goodreads z.B. machen vor, wie alle Möglichkeiten der virtuellen Gemeinschaftsbildung mit der Tätigkeit des Freizeitlesens von fiktionaler Literatur verknüpft werden können.

Wie aber teilt sich die soziale Leserin, der soziale Leser mit? Schriftlich. In diesen Texten wird zum Beispiel ausgedrückt, dass die Tante K. der Leserin das Buch zum Geburtstag geschenkt hat und dass das Buch dann drei Wochen auf einem Stapel neben dem Bett gelegen ist, und endlich, an einem sehr regnerischen Tag, hat die soziale Leserin dann zu diesem Buch gegriffen, hat es zuerst blöd gefunden, aber es ist dann gleich spannend geworden, und deswegen wird sie, die soziale Leserin, sich jetzt den zweiten Band der Trilogie selber kaufen. Das ist ein fiktives, paraphrasiertes Beispiel für eine Mitteilung, wie man sie auf jeder beliebigen Plattform für soziales Lesen finden kann. Interessanter als der Inhalt ist bei dieser Gemeinschaftsbildung über Bücher aus meiner Sicht aber das Wie.

Mindestens die Hälfte der gemeinschaftsbildenden Texte über Bücher, die ich bei meiner Recherche gelesen habe, sind schlecht geschrieben, nämlich grammatikalisch wie orthographisch unoriginell falsch. Und auch ihr Aufbau folgt in keiner Weise dem, was Jakob Nielsen für guten Webtext empfiehlt. Das Wichtigste steht nicht an erster Stelle, der erste Satz ist nicht voller Information und lässt keinesfalls vermuten, dass im Fortgang der Lektüre irgend eine Aussage von Relevanz zum Buch oder zur Person der Schreiberin zu erwarten wäre.

Was ich damit sagen will: Jakob Nielsen mag damit Recht haben, dass guter Webtext für Seiten, die etwas verkaufen wollen, wichtig ist. Gleichzeitig beobachte ich aber eine sehr hoheToleranz gegenüber schlechten Texten in einer Gruppe, in der ich sie nicht vermutet hätte: bei Leserinnen und Lesern von (Unterhaltungs)Literatur.

Bei sozialem Lesen (und Laienkritik) geht es nicht um Bücher, sondern um Aufmerksamkeit für die Person, die möglicherweise ein Buch gelesen haben könnte. Die lässt sich auch mit schlechten Texten erreichen.

Montag, 4. Juni 2012 von Karin S. Wozonig
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Die gute Website und ihr Newsletter

Von der Brauchbarkeit (usability) zum (positiven) Erlebnis (experience) hat sich der Anspruch der User an eine gute Website in den letzten zehn Jahren gewandelt. Das beobachtet Benutzerfreund Jens Jacobsen, in diesem Blog mehrfach zitiert als einer der sich auskennt. Seit zehn Jahren verschickt er seinen lesenswerten Newsletter, herzliche Gratulation!

Sonntag, 20. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Content-Usability mit und ohne Bindestrich

Content-Usability – man könnte es auch die gute Lesbarkeit und Verständlichkeit der Inhalte von Websites nennen – ist eines der wichtigsten Themen im Zusammenhang mit dem Schreiben für das Internet. Die Elemente, die gute Content-Usability ausmachen, haben sich in den letzten Jahren verändert. Technische Entwicklungen und der Umstand, dass immer mehr Menschen das Internet selbstverständlich und souverän benutzen, haben den Zwang zur Kürze und Simplifikation aufgehoben. (Gut verständliche Sprache ohne Geschwurbel verringert aber die Anforderungen an die Leser/innen, das gilt auch für das Internet.) Für Texterinnen und Texter bedeuten diese Veränderungen mehr Freiheit beim Erstellen und Bearbeiten von Texten.

Mittwoch, 16. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Benutzerfreund über Twitter

Schon mehrmals habe ich mich in meinem Blog auf den Benutzerfreund Jens Jacobsen bezogen. Ich mag ihn, denn er weiß, wovon er spricht. Zuletzt hat sich Herr Jacobsen, wenn auch etwas widerwillig wie es scheint, mit dem Thema „Twitter“ (Microblogging) beschäftigt. Im Zuge dessen sagt er etwas, das ich in die Kategorie ewige Web-Weisheiten einreihen möchte:

Wie eine Website und ein Blog kostet Microblogging vor allem eines: Zeit. Auf einer Website sollte sich in der Regel mindestens im Monatsrhythmus etwas tun, auf einem Blog im Wochenrhythmus, bei einem Microblog im Tagesrhythmus. Der Zeitaufwand fürs Microbloggen ist zunächst einmal nicht so hoch, weil die Einträge ja mit 140 Zeichen ohnehin kurz ausfallen müssen. Aber auch diese Einträge müssen solide recherchiert sein, sie sollten entweder unterhaltsam sein oder Informationen vermitteln. Und sie sollten keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler haben.