Montag, 30. August 2010 von Karin S. Wozonig
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Die lyrische Frauenfrage

Am 30. August 1837 erschien im „Humorist“ ein Gedicht Betty Paolis, in dem sich das lyrische Ich Gedanken über die Frauenfrage auf poetischem Gebiet macht. Das Gedicht heißt „Die Dichterin“ und beginnt mit den Versen

Viel Muth braucht man in unsern Tagen,
(Ja Muth! nicht nur Beruf allein),
Sich an die Lira noch zu wagen,
Hat man das Unglück Weib zu sein.
Als Geißel in des Lebens Kreisen
Bezeichnet man die Dichterin,
Allein, wie dieses zu erweisen,
Will mir doch nimmer in den Sinn.

In diesem Zusammenhang sei auf Grillparzers Stammbuchspruch für die Autorin Josephine von Remekházy verwiesen.

Dienstag, 1. September 2009 von Karin S. Wozonig
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Grillparzer und die schreibenden Frauen

Vor einigen Tagen war in diesem Blog von der Dichterin Josephine von Remekházy (1809–1897) die Rede. Die Hauptfigur ihres erwähnten Almanach-Beitrags Fantasien eines Geisteskranken lässt sie sagen:

Aber man gibt mir zu wenig Papier, ja ich schreibe nur verstohlen. – […] Aber ich weiß mir stets zu helfen; wenn man mich nicht schreiben läßt, denk‘ ich doch etwas, und ich rathe es Allen an, die man einem ähnlichen Zwange unterwirft.

Der Autorin Remekházy schrieb Franz Grillparzer ins Stammbuch:

Jung, schön und reich,
Und dennoch Dichterin?
Im Wünschen und im Singen
Strebt sonst man nur nach Dingen,
Die man noch nicht besitzt:
Du hast, was Menschen haben,
Die höchsten Schicksalsgaben,
Des Wirklichen Gewinn;
Und dennoch Dichterin?

Grillparzer, Wien am 31. Mai 1838

Samstag, 29. August 2009 von Karin S. Wozonig
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Aus dem Stammbuch der Baronin Josephine von Remekházy

Der Almanach Thalia von 1847 enthält eine Musikbeilage. Es handelt sich um die Vertonung eines Gedichts von Salomon Hermann Mosenthal von Joseph Dessauer:

Dieser Almanach enthält auch Fantasien eines Geisteskranken, ein Prosastück von Josephine von Rémekhazy, in dem der Insasse einer Irrenanstalt aus seinen früheren Leben erzählt. Der Text endet mit folgender Passage:

Wie viele Episoden möcht‘ ich noch aufzeichnen! Aber man gibt mir zu wenig Papier, ja ich schreibe nur verstohlen. – Der Doctor sagt, ich hätte zu viel gelesen und mein Kopf sei schwach. Gegenwärtige Zeit ist für mich die trübseligste, und wäre die Natur nicht immer für mich grün – ich habe mir eine grüne Brille gekauft – so müßte ich verzweifeln. – Aber ich weiß mir stets zu helfen; wenn man mich nicht schreiben läßt, denk‘ ich doch etwas, und ich rathe es Allen an, die man einem ähnlichen Zwange unterwirft.