Dienstag, 20. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Frühlings-Bimbam

Frühlings-Bimbam à la Nachahmer von Heine

Im Frühling wächst die Blume,
Es geht der Kelch schön auf.
Im Frühling kommt die Muhme,
Da geht das Herz mir auf.

Im Frühling kommen Blätter,
Sie säuseln auf und zu,
Im Frühling kommt der Vetter,
Wir spielen blinde Kuh!

Im Frühling liebt der Schäfer
Die Schäferin, auch zwei!
Ich liebe wie ein Käfer,
Das macht die Poesei!

(Moritz Saphir, 1837)

Dienstag, 13. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Paoli, Bauernfeld, Liszt ohne Grillparzer

Aus Eduard von Bauernfelds Tagebuch: „Gestern [27. Juni 1846] bei Frau von Prokesch [Irene Prokesch von Osten]. – Liszt spielte… Betti Paoli zugegen, auch Fürst Fritz Schwarzenberg (Grillparzer, wie gewöhnlich, weggeblieben).“

Mittwoch, 7. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Huldigungsgedicht zum 8. März

Betty Paoli: Einer Tänzerin

O schwebe hin, du flüchtige Sylphide,
Süß lächelnd, mit gesenktem Augenliede,
Geschmückt mit jeder holden Zier!
Phantastisch schön, ein freud’ger Lichtgedanke,
Schwingst du dich über jede Körperschranke,
Und Irdisches ist nicht an dir!

Du weißt von Schmerzen nichts und nichts vom Sehnen,
In deinen Augen brennen keine Thränen,
Und fremd ist dir der Erde Lust.
Du kennst sie nicht – o lerne nie sie kennen!
Es wäre selbst, was wir Entzückung nennen,
Nur eine Last für deine Brust.

Denn dein Beruf ist es, wie Klang und Düfte
Dahin zu gaukeln durch die freien Lüfte,
Ein Schmetterling im sonn’gen Raum,
Und, wenn einst abgeblüht dein Blumenleben,
Dem trunknen Blicke spurlos zu entschweben
Gleichwie ein Frühlingsmorgentraum!

(Quelle: Ost und West Nr. 19, 8. März 1842)

Freitag, 2. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Nationale Gedichte

Neben der Erkundung meines neuen Wohnorts beschäftige ich mich zur Zeit mit dem Thema Nationalismus. Ich habe im Alltag oft Gelegenheit, über die Bedeutung von Patriotismus und die Aktualität von nationalen Symbolen nachzudenken, interessiere mich aber – wie meistens – mehr für die Geschichte als für die Gegenwart.

Wie bei vielen anderen Dingen (z.B. Arbeitsteilung, Geschlechterrollen, Individualismus), die für uns heute eine Selbstverständlichkeit erreicht haben, die sie argumentativ an Natürlichkeit grenzen lassen, ist es auch beim Thema Nationalismus ratsam, ins neunzehnte Jahrhundert zurückzublicken, um die basalen Mechanismen zu verstehen.

Für die jährliche Konferenz der Austrian Studies Association (früher MALCA), die unter dem Motto AEIOU: GLOBAL AUSTRIA steht, bereite ich einen Vortrag über einen Text von Hieronymus Lorm vor. In „Wien’s poetische Schwingen und Federn“ (1847) wird das österreichische „Nationalgemüt“ auf sehr interessante Weise mit ästhetischen Kriterien verquickt und auf eine Art lebendig gemacht, die über die Frage hinausreicht, was ein deutsches Gedicht von einem Dichter mährischer, ungarischer oder ruthenischer Herkunft über die Begründung einer Kulturnation im Vorfeld der sogenannten bürgerlichen Revolution aussagt. Ich freue mich schon darauf, über diesen Text im Rahmen der Konferenz zu diskutieren.

Sonntag, 19. Februar 2012 von Karin S. Wozonig
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Neues aus dem Salon

Gestern hat das erste Kaffeehausgespräch in Davis stattgefunden und ich freue mich, dass es regen Zuspruch gefunden hat. Ich wollte ein „Format“ (wie man so sagt), das eine starke kulturelle Verankerung und Tradition hat, an neuem Ort testen. Ein Salon bietet nach meinem Verständnis im Idealfall die Gelegenheit für geselligen Austausch, getragen von Offenheit und gegenseitigem Respekt. Das erste Treffen „meines“ Salons war für mich ein voller Erfolg und die kalifornischen Kaffeehausgespräche werden fortgesetzt.

Freitag, 17. Februar 2012 von Karin S. Wozonig
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Ein kalifornisches Kaffeehausgespräch

Ich versuche die Tradition des literarischen Salons, den ich 2008 auf Anregung der „Grande Dame der Hamburger Literaturszene“ – (c) Welt am Sonntag – gegründet habe, in meinem derzeitigen Wohnort weiterzuführen. Die „Kaffeehausgespräche“ finden heute mit dem Thema „Lesen Sie Deutsch? Von Originalen und Übersetzungen“ in der „Konditorei“ statt.

Donnerstag, 16. Februar 2012 von Karin S. Wozonig
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Alte und neue Welt

Ein Fundstück aus „History of California“ von Helen Elliott Bandini, veröffentlicht 1908:

Once before, when the world was younger, there was a land similar to this,— sea-kissed, mountain-guarded, with such gentle climate and soft skies. Its people, who also lived much out of doors at peace with nature, became almost perfect in health and figure, with mental qualities which enabled them to give to the world the best it has known in literature and art. What the ancient Greeks were, the people of California may become; but with an advancement in knowledge and loving-kindness of man toward man which heathen Athens never knew.

Freitag, 3. Februar 2012 von Karin S. Wozonig
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Wege der Germanistik

Ich hatte die Gelegenheit, einen Beitrag über das Thema Literaturwissenschaft und Biologie für die germanistische Zeitschrift Aussiger Beiträge 5 (2011) zu schreiben. Dass die Naturwissenschaften eine Faszination auf die Geisteswissenschaften ausübt, die sich auch in der Methodologie niederschlägt, interessiert mich seit langem. Die besondere Aufmerksamkeit der Literaturwissenschaftlerinnen für die Evolutionsbiologie hat ganz besondere Implikationen, die ich seit einiger Zeit zu bedenken versuche. Immerhin geht es um die Frage, wie natürlich Kultur ist.

Die gedruckte Version der Aussiger Beiträge Nr. 5 hat es jetzt auch zu mir, ans andere Ende der Welt sozusagen, geschafft und ich freue mich, dass ich darin unter dem Titel „Auf der Fährte der Natur“ über den literaturwissenschaftlichen Blick auf die Evolutionsbiologie schreiben durfte.

Das vollständige Inhaltsverzeichnis des Bandes, der sich mit der Zukunft der Germanistik beschäftigt, hier als PDF zu finden.

Für mich zur Zeit ganz besonders erhellend ist der Beitrag von Jill E. Twark, Birgit A. Jensen und Susanne Lenné Jones: Erfolgsstrategien zur Wiederbelebung eines universitären Germanistikstudienganges in den Vereinigten Staaten.

Dank an die Redaktion der Aussiger Beiträge!

Sonntag, 29. Januar 2012 von Karin S. Wozonig
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Schräge Vögel

Heute gibt es wieder einmal einen Blog-Eintrag aus dem California Birthday Book, dessen Untertitel lautet:  “Prose and Poetical Selections from the Writings of Living California Authors with a Brief Biographical Sketch of each”. Herausgegeben wurde dieses Buch im Jahr 1909 von George Wharton James (1858–1923), einer flamboyanten, umstrittenen Persönlichkeit.

JANUARY 29.
Westward the Star of Empire! Come West, young men! Westward ho! to all of you who want an opportunity to do something and to be something. Here is the place in the great Southwest, in the great Northwest, in all the great West, where you can find an opportunity ready to your hand. We are only 3,000,000 now. There is room here for 30,000,000. Where each one of us is now finding an opportunity to do something and be something there is plenty of room for ten more of you to come and join us.
George Ward Burton, in Burton’s Book on California.

Montag, 16. Januar 2012 von Karin S. Wozonig
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Von Hochstaplern

Ich interessiere mich für das neunzehnte Jahrhundert. Deshalb hat mich die Beschreibung des neuen Romans von Umberto Eco gereizt. Der Klappentext der deutschen Übersetzung:

Der Italiener Simon Simonini lebt in Paris, und er erlebt aus nächster Nähe eine dunkle Geschichte: geheime Militärpapiere, die der jüdische Hauptmann Dreyfus angeblich an die deutsche Botschaft verkauft, piemontesische, französische und preußische Geheimdienste, die noch geheimere Pläne schmieden, Freimaurer, Jesuiten und Revolutionäre – und am Ende tauchen zum ersten Mal die Protokolle der Weisen von Zion auf, ein gefälschtes „Dokument“ für die „jüdische Weltverschwörung“, das dann fatale Folgen haben wird.

Jetzt schlage ich mich schon seit Wochen mit diesem Buch herum. Es wird nicht besser. Ich fürchte, da wollte einer, der sehr viel kann, noch mehr. Eco hat seine Handlung zugeschüttet mit Namen und historischen Ereignissen und sein widerlicher Protagonist verliert zusehends an Farbe. Schade; die Idee war gut.