Donnerstag, 30. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Geburt einer Pythia

Heute vor 196 Jahren wurde Betty Paoli geboren.

Betty Paoli: „Die Pythia“

Ich dichte nicht in frohen Stunden –
Mein Leben ist an solchen leer!
Ich dichte nicht, um zu gesunden –
Genesung gibts für mich nicht mehr.

Ich dichte nicht, um zu erstreben
Des Ruhmes gleißnerische Pracht,
Die, statt Unsterblichkeit zu geben,
Ein zweites Mal nur sterben macht.

Ich dichte nicht, um mich zu krönen
Mit meiner Leiden Dorngeflecht;
Die Menge würde mich verhöhnen
Und sprechen: Es geschah Dir Recht!

Mein Lied quillt aus demselben Borne,
Aus dem das Wort der Pythia brach,
Als rauh und wild im Siegerzorne
Der Macedonier zu ihr sprach.

Des Schicksals nachtumflorten Willen,
Der Zukunft keimevollen Grund
Sollt‘ ihm ihr Seherspruch enthüllen,
Allein verschlossen blieb ihr Mund.

Doch nichts kann sein Verlangen wenden,
Nichts beugen seinen starren Sinn!
Mit frevelhaft vermessnen Händen
Faßt er die bleiche Priesterin.

Zum Schlunde, dunkel, unergründlich,
Drängt er sie zürnend mit Gewalt,
Bis: »Ja! du bist unüberwindlich!«
Sie angst- und zorndurchschauert lallt. –

Donnerstag, 16. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Konsumgesellschaft

Das heutige Kaffeehausgespräch, der monatliche literarische Salon, den ich gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Detlef Thofern leite, widmet sich dem Thema „Konsum“. Aus diesem Anlass möchte ich die Worte des Warenhausbesitzers Octave Mouret aus „Das Paradies der Damen“ von Emile Zola (1883) zitieren, der seinem Bankier erklärt,

der Handel basiere jetzt auf der ununterbrochenen und raschen Umsetzung des Kapitals, wobei es darum gehe, dieses so oft wie möglich innerhalb eines Jahres in Waren zu verwandeln… Wir bedürfen keines großen Betriebskapitals. Wir müssen uns lediglich bemühen, uns sehr schnell der eingekauften Waren zu entledigen, um sie durch andere zu ersetzen… Auf diese Weise können wir uns mit einem kleinen Gewinn begnügen… Nur werden daraus schließlich doch Millionen, wenn man nur mit erheblichen Warenmengen arbeitet, die unaufhörlich erneuert werden.

Sonntag, 12. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Kunst und Natur nach Hebbel

Die Kunst ist eine zusammengepresste Natur und die Natur eine auseinandergelaufene Kunst.

Friedrich Hebbel

Mittwoch, 8. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Naturbetrachtung nach Friedrich Hebbel

Die Natur hat mit dem Menschen in die Lotterie gesetzt und wird ihren Einsatz verlieren.

Friedrich Hebbel

Freitag, 26. November 2010 von Karin S. Wozonig
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Mutige Frau

George Sand. Die Sand ist doch ein ungewöhnliches Weib, was man auch sonst über sie denken und sagen möge. Das hat sie denn neuerdings bewiesen durch die Offenheit, mit der sie ihren 40sten Geburtstag gefeiert hat; eine gewöhnliche Frau würde diesen Moment in Nacht und Vergessenheit begraben haben.

Sonntags-Blätter, 12. November 1843, Nr. 46, S. 1089

Sonntag, 31. Oktober 2010 von Karin S. Wozonig
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Nikolaus Lenau äquilibriert

Nikolaus Lenau an Emilie von Reinbeck, 6. Oktober 1842:

Betty Paoli hat mir ihre mir gewidmeten Gedichte nebst einem Briefe zugesendet, so voll berauschenden Lobes und warmer Gesinnung der innigsten Theilnahme, daß ich fast einige Augenblicke äquilibriren mußte um nicht von einem selbstüberschätzenden Taumel ergriffen zu werden. Doch, ich bin gerettet; nicht blos bei meiner Geige bin ich mir der falschen Griffe und des Gefitschels bewußt. – Ich habe die Dichterin besucht und fand sie sehr liebenswürdig und vernünftig. Leider konnte ich aber meiner gewohnten Verschlossenheit nicht dasjenige Maß von Freundlichkeit zur Gegengabe abgewinnen, das die gute, edle Seele verdient hätte.

Samstag, 9. Oktober 2010 von Karin S. Wozonig
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Der Killy

Für die Neuausgabe des Killy Literaturlexikons habe ich einen Artikel über Betty Paoli geschrieben. Vor einigen Wochen ist der betreffende Band erschienen und jetzt auch online beim Verlag de Gruyter verfügbar. Ich schreibe immer gern über Paoli, dieser Lexikonbeitrag hat mir aber besondere Freude gemacht. Denn der Artikel aus dem Killy von 1991, verfasst von Eda Sagarra, war für mich ein wichtiger Startpunkt für mein literaturwissenschaftliches Interesse an der Dichterin. Dieses hat seither zu einer Monographie, Zeitschriften- und Buchbeiträgen geführt und ist – wie Sie auch aus diesem Blog ersehen können – noch nicht erlahmt.

Dienstag, 5. Oktober 2010 von Karin S. Wozonig
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Flügel des Gesanges

Ein neues Buch hat in meine Sammlung von Lyrikanthologien Aufnahme gefunden (herzlichen Dank an Susanne), nämlich Auf Flügeln des Gesanges, herausgegeben von der Freiin v. Hohenhausen. Es handelt sich um die sehr schöne Ausgabe aus dem Leipziger Verlag Gustav Fock, gedruckt 1899, mit Illustrationen unter anderem von Ludwig Richter.
Bei der Herausgeberin handelt es sich um Elise von Hohenhausen, einer Förderin von Annette von Droste-Hülshoff und einer Verehrerin Heinrich Heines. Von Betty Paoli hat Hohenhausen das Gedicht „Gabe“ in die Sammlung aufgenommen. Die erste Strophe lautet:

Alles hinzugeben
Ist der Liebe Brauch;
Nimm denn hin mein Leben,
Und mein Sterben auch!

Das Gedicht wurde von der Wiener Komponistin und Dirigentin Lise Maria Mayer (1894-1968) und von Erik Meyer-Helmund (1861-1932) vertont.

Als Betty Paoli nach Paris reiste, lernte sie durch Elise von Hohenhausens Vermittlung Heinrich Heine kennen.

Mittwoch, 29. September 2010 von Karin S. Wozonig
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R.L. über ein Buch über „bedeutende Frauen des 19. Jahrhunderts“

Vergnüglich und anregend ist die kurze Rezension von Rolf Löchel über das Buch „Bedeutende Frauen des 19. Jahrhunderts. Elf biographische Essays“, herausgegeben von Elke Pilz, zu lesen.

Donnerstag, 16. September 2010 von Karin S. Wozonig
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Bunterlei über schreibende Frauen

Auch das weibliche Geschlecht will nicht hinter dem Zeitgeiste zurückbleiben. Auch dieses will seine Denkmale haben. Mehrere würtembergische Frauenvereine haben den Aufruf ergehen lassen, um Beiträge zu einem Monumente für die geschichtlich bekannte Weibertreue in Weinsberg. Das läßt sich noch hören; ein solches außerordentliches Beispiel, das sich vielleicht nicht mehr wiederholen dürfte, verdient, daß man seine Erinnerung durch ein Denkmal aufrecht halte, nur soll das zarte Geschlecht nicht weiter gehen wollen, und einst vielleicht eine Amalie Schoppe, Fanny Tarnow, Therese Huber, oder irgend eine andere strumpfstrickende Schriftstellerin in Stein verewigen wollen.

„Bunterlei“ im Humorist, 13. September 1837