Pathologische Romane
Aus dem Tagebuch von Betty Paoli:
14.1. [1890]: Über Grillparzer und an Helene B. geschrieben. … Abends allein; Germinie Lacerteux zu Ende gelesen. Wenn doch alle diese pathologischen Romane der Teufel holte!
Aus dem Tagebuch von Betty Paoli:
14.1. [1890]: Über Grillparzer und an Helene B. geschrieben. … Abends allein; Germinie Lacerteux zu Ende gelesen. Wenn doch alle diese pathologischen Romane der Teufel holte!
Hier sehen Sie eine Postkarte mit einem Gedichtanfang von Betty Paoli, verschickt im Jahr 1903, aus dem Bestand des San Jose Postcard Club.
Das Gedicht trägt den Titel „Gute Nacht!“ und lautet vollständig:
Im tiefsten Innern
Ein süß Erinnern
Und einen Gruß
Zum Tagesschluß.
Daß Gottes Güte
Mein Glück behüte,
Daß seine Treu‘
Stets mit dir sei;
Daß deine Seele
Sich mir vermähle
Auf ewiglich:
Das bete ich.
Auf ihn nur zähl‘ ich,
Uns beid‘ empfehl‘ ich
Fromm seiner Macht –
Nun, gute Nacht!
Dabei handelt es sich um eines der populärsten Gedichte Betty Paolis. Es wurde mindestens fünf Mal vertont: Von Robert Franz (1815-1892), Hans Hermann (1870-1931), Ernst Ludwig (1852-1925), der Prager Komponistin Katerina Emingerová (1856-1934)
sowie von Walter Battison Haynes (1859–1900) mit einer Übersetzung von Th. Baker:
Aus dem Tagebuch von Betty Paoli:
8.2. [1880] Abends im „Wippchen“ gelesen. Über einen einzelnen Witz mag man lachen, eine Collection von Witzen erregt leicht Langeweile.
Nachzuprüfen in: Wippchens charmante Scharmützel. Erträumt v. Julius Stettenheim. In Erinnerung gebracht von Siegfried Lenz u. Egon Schramm. Hoffmann u. Campe. Hamburg 1983.
Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach:
13. Jänner 1867: Abds im Burgtheater. Gringoire v. Th: Banville. Ein allerliebstes einaktiges Stück, von B. Paoli vortrefflich übersetzt.
Ein Nachtrag zum gestrigen Blog-Eintrag:
To most German Hausfraus the dinners and the puddings are of paramount importance, and they pride themselves on keeping those parts of their houses that are seen in a state of perpetual and spotless perfection, and this is exceedingly praiseworthy; but, I would humbly inquire, are there not other things even more important? And is not plain living and high thinking better than the other way about? And all too careful making of dinners and dusting of furniture takes a terrible amount of precious time, and – and with shame I confess that my sympathies are all with the pudding and the grammar.
[Elizabeth von Arnim]: “Elizabeth and her German Garden”, London: MacMillan 1900 [1898].
Für die meisten deutschen Hausfrauen sind die Mahlzeiten und insbesondere der Pudding von größter Bedeutung, und sie rühmen sich, alle sichtbaren Teile des Hauses in einem Zustand ewiger makelloser Reinheit zu halten, und das ist äußerst lobenswert; aber, so möchte ich bescheiden fragen, gibt es nicht anderes, was noch wichtiger ist? Und ist nicht schlichte Lebensweise und hochgespanntes Denken besser als umgekehrt? Und allzu umständliches Essenzubereiten und Möbelstauben beansprucht doch furchtbar viel kostbare Zeit – und schamhaft gestehe ich, daß meine Zuneigung dem Pudding und der Grammatik gilt.
Elizabeth von Arnim: Elizabeth und ihr Garten. Frankfurt 2008, S. 60f. Erstausgabe anonym 1898 unter dem Titel „Elizabeth and her German Garden“
Wien 25 Januar 1886.
Geehrtester Herr!
Ich hoffe, daß der Aufenthalt in Meran Ihnen recht wohl bekommt und möchte Sie eindringlich ermahnen, denselben ja nicht eigenmächtig abzukürzen. Wir haben hier einen zwar nicht übermäßig strengen, aber abscheulichen schneereichen Winter und müssen uns auf ein elendes Frühjahr gefaßt machen. Kehren Sie ja nicht nach Wien zurück, bevor man, soweit das in unserem Klima überhaupt möglich ist, auf gutes, warmes Wetter rechnen darf; Sind Sie einmal in Wien, so machen Sie mir hoffentlich auch das Vergnügen mich zu besuchen. Inzwischen verbleibe ich mit besonderer Hochachtung
Ihre ergebene
Betty Paoli
Am 15. Jänner 1868 bringt Marie von Ebner-Eschenbach dem Dichter Franz Grillparzer, der an diesem Tag seinen 77. Geburtstag feiert, einen Blumenstrauß. Sie notiert in ihrem Tagebuch:
Nach dem Besuch bei ihm ging ich hinüber zu den Fräuleins Fröhlich und fand Betty Paoli dort.
Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach, 15. Jänner 1867:
Grillparzers Geburtstag. Ich fand ihn heiter und angeregt. Frl. Wolter schickte ihm einen prachtvollen Strauß und ihr Bild; es schien ihn sehr zu freuen. Am Abend Sappho; die Wolter übertraf sich selbst; sie hat vielleicht noch nie so herrlich gespielt, wie an dem Abend.
Für die Schauspielerinnen der Hof- wie der Vorstadttheater gilt: Sie befinden sich innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft des neunzehnten Jahrhunderts in einem Dilemma: […] Ihr Beruf macht es nötig, dass sie zwischen bürgerlichem, weiblichem Wohlverhalten und ihrer eigenen Ausnahmestellung aufgrund ihrer bezahlten, öffentlichen Berufstätigkeit vermitteln, dass sie sozusagen zwischen Normerfüllung und Normbruch lavieren. […] Der Aufstieg des Bürgertums im neunzehnten Jahrhundert, zu dem unabdingbar die bürgerlich definierte moralische und kulturelle Integrität gehört, macht dieses Problem der Schauspielerin aber zusätzlichen kompliziert: Die soziale Definition (und Selbstdefinition) der Schauspielerin wird ambivalent, denn ihre Kunst des Rollenspiels zählt nun auch im Rahmen des bürgerlichen Zusammenlebens zu den erstrebenswerten „soft skills“. Die Darstellungskunst überlagert sich mit einer bürgerlichen Alltagskompetenz. „Soziale Theatralität“ durchdringt jeden Bereich der bürgerlichen Gesellschaft, das Spielen der richtigen Rolle innerhalb der Familie, der sozialen Schicht, des Berufsumfeldes etc. ist für die bürgerliche Existenz unabdingbar. Schauspielerinnen (und Schauspieler), die die Integration in die bürgerliche Gesellschaft anstreben, spielen dauerhaft zwei Rollen und ihre bürgerliche Privatrolle wird, parallel zur Zunahme der Bedeutung des Bürgertums als Publikum […] im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wichtiger.
Karin S. Wozonig: Betty Paoli und die schönen Frauen. In: NESTROYANA. Blätter der Internationalen Nestroy-Gesellschaft. 29. Jahrgang 2009, Heft 1–2. 72-81.
Brief von Carl von Lewinski an Josephine von Wertheimstein
Brünn, 11. Jänner 1866 … Die edelste Seele der Dorotheergasse und einiger anderer Welttheile ist auch öfter so gut, mich au courant zu halten über wichtige Vorkommnisse in der heiligen Stadt Wien, in welcher der Geist der Verneinung, i. e. des Wolterianismus bedenklich zuzunehmen scheint. – Ich habe mit aller sittlichen Entrüstung, deren ich in der Eile habhaft werden konnte, erfahren, daß diese Delila bei Samson auf dem Balle war, und freue mich, daß der gerechte Himmel dieses freche Eindringen des Weltkindes… durch dreimaliges Tanzen mit Boskowitz rasch und strenge bestrafte.
Gomperz, Heinrich/Kann, Robert A. (Hg.): Briefe an, von und um Josephine von Wertheimstein. Wien 1981
Carl/Karl von Lewinski, 1813-1869, liberal gesinnter Zensurbeamter
„edelste Seele der Dorotheergasse“: Sophie Todesco
Samson: Wiener Salon
Julius Boskowitz, Architekt