Sonntag, 7. Februar 2016 von Karin S. Wozonig
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Vielleicht ist Literaturgeschichte doch nicht nur ein gemaltes Mittagessen

In Wien wird wieder getagt, diesmal zu Leben und Werk von Marie von Ebner-Eschenbach. Gut so. An alle: Lest mehr Ebner-Eschenbach (ein Buch genügt)!

Informationen zur Tagung gibt es hier.

Sonntag, 10. Januar 2016 von Karin S. Wozonig
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Rede, verschriftlicht

Aus der in diesem Blog erwähnten Festrede auf Betty Paoli wurde ein Buch.

Montag, 1. Juni 2015 von Karin S. Wozonig
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Brach

Er liegt ein bisschen brach, dieser Blog. Das wirkliche Leben beansprucht meine ganze Aufmerksamkeit. Dass ich hier seit Monaten nicht mehr über Betty Paoli geschrieben habe, bedeutet natürlich nicht, dass ich nicht an anderem Ort über sie veröffentliche: Mein Aufsatz „Liebeslyrik und Biedermeierprosa. Bürgerliche Familienkonzepte bei Betty Paoli“ ist im JOURNAL OF AUSTRIAN STUDIES, VOL. 48, NO. 1, S. 81-103 erschienen. Er basiert auf einem Vortrag, den ich vor einiger Zeit in Denver – auch eine schöne Stadt! – gehalten habe.

Donnerstag, 12. Februar 2015 von Karin S. Wozonig
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Betty Paoli wurde gefeiert

Wien ist in vielen Teilen sehr hübsch anzusehen – so neunzehntes Jahrhundert. Das Rathaus zum Beispiel, 1883 fertig gestellt, hat einen Stadtsenatssitzungssaal mit vergoldeter Holzdecke und grünen Seidendamasttapeten – man soll ja nicht an der falschen Stelle sparen. In diesem Raum wurde auf Initiative von Julia Danielczyk der zweihundertste Geburtstag von Betty Paoli gefeiert und ich finde, der Rahmen war passend.

Marlen Schachinger baute in ihre anspruchsvolle  „analytisch-literarische Auseinandersetzung“ (Festrede) viel Paoli-O-Ton ein. Es ging um Biografisches und Biografismus, um Beruf und Berufung, und über Tarock habe ich auch etwas gelernt. Am Ende wurde eine Vertonung von Paolis Gedicht „Gute Nacht“ auf der Geige gespielt, ein schöner Abschluss.

Besonders gut gelungen war meines Erachtens die Reflexion über marktdominierte Schreibbedingungen. Diese Reflexion hat Marlen Schachinger in Form der Verflechtung oder des Brückenschlags zwischen dem neunzehnten und dem einundzwanzigsten Jahrhundert präsentiert, mit Blick in die eigene Werkstatt.

Betty Paoli hat sich literarisch ausführlich mit der prekären Lage von Autorinnen und Autoren auseinander gesetzt. Ihr dienten die Biografien von Jules Mercier, einem saint-simonistischen Lieddichter (Selbstmord 1834), und Élisa Mercœur, einer von Chateaubriand protegierten, jung verstorbenen Dichterin, als Vorlage für zwei Almanachbeiträge. Aber auch in ihre Lyrik fließt die Diskrepanz zwischen dem Bedürfnis, hehre Kunst zu schaffen, und der mangelnden Anerkennung (entsprechend auch der mangelnden Entlohnung) als Thema ein.

Diesbezüglich immer noch lesenswert ist Paolis vor 141 Jahren erschienenes Feuilleton „In Sachen der Literatur“, das mit den Sätzen beginnt:

Es gab eine Zeit – und sie liegt nicht sehr ferne hinter uns – in der man dem Himmel, der sich der Vögel in der Luft und der Blumen auf dem Felde getreulich annimmt, auch die Sorge für die Existenz des Dichters und des Schriftstellers überließ. Leider kann man nicht behaupten, daß er dieses Vertrauen immer gerechtfertigt habe.

Was mich dazu bringt, auf eine weitere Veranstaltungsreihe (neben der, in deren Rahmen Paoli gewürdigt wurde: „Autorinnen feiern Autorinnen“), die auf Julia Danielczyks Initiative zurückgeht, hinzuweisen: Literatur im MUSA.

Dienstag, 20. Januar 2015 von Karin S. Wozonig
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Das geistige Leben vor hundert Jahren

Das geistige Leben, das sich in Deutschland vor hundert Jahren viel reicher, freier und edler entfalten konnte als in unserm kapitalistischen und materiellen Zeitalter, hat auch eine ganze Zahl bedeutender Frauen hervorgebracht. Die um die klassischen Dichter Goethe, Schiller, Jean Paul gescharten Gesellschaftskreise, die Anhänger der Romantik und die des „Jungen Deutschland“ sammelten sich in Salons, deren Seele das weibliche Element war, deren Ton angegeben und dauernd beherrscht wurde von Frauen, ja zuweilen selbst von Mädchen reifster Bildung, feinster Umgangsformen, vollendeter Herzensgüte.

Kurt Martens (1870-1945) im Vorwort zu „Rahel von Varnhagens Freundeskreis“, Berlin, Deutsche Bibliothek, o. J.

Mittwoch, 10. Dezember 2014 von Karin S. Wozonig
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Lektüre in einem Zug

Falls Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser dieses Blogs, aufgefallen ist, dass es hier in letzter Zeit ziemlich ruhig ist: Ich bin umgezogen, das hat meine Energien ein bisschen gebunden. Meine neue Wohn- und Arbeitssituation führt dazu, dass ich viel im Zug lese, z.B. die Aufzeichnungen von Kajetan Unterweeger, einem Brünner Bürger, der die Einquartierung französischer Soldaten nach der Schlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805) miterlebt und in einem Tagebuch festhält.

Am 4ten Dezember… Mir wurde heute der General Thiebaut gebracht, der durch einen Kartetschenschuß in der rechten Seite schwer, aber doch nicht tödtlich blessirt ist. Er hat seinen Chyrurgus, Kammerdiener, Koch, 3 Domestiquen, 14 Pferde und 8 Mann Eskorte mit. Er hat 6 Zimmer in Besitz genommen, die ich alle heitzen lassen muß. Gott stehe mir bei! Ich weiß nicht, was ich alles werde herschaffen und liefern müssen… An Fleisch und Brod ist fordauernder großer Mangel… Am 17ten Dezember. Alles ist hier im Alten. Von Wien kommen fast täglich Transporte von Proviantmehl, um dem Mehlmangel vorzubeugen. Der Wein fängt an allgemein zu mangeln und rar zu werden, auch werden wir nach ein paar Gebräuen kein Bier mehr haben, weil es an Malz gebricht. Kalbfleisch bekommt man keines mehr – statt Rindfleisch nur Kühfleisch… Am 28ten Dezember. Aller bisherigen Friedensnachrichten ungeachtet rührt sich das französische Militär noch nicht vom Fleck… Mein einquartierter General Thiebaut macht Miene, sein Quartier verändern zu wollen. Ich halte ihm seit 14 Tagen eine eigene Köchin und ein Extramensch, schaffe ihm alle möglichen Bequemlichkeiten, und es ist ihm noch nichts genug. In Gottes Namen! Wenn er nicht bleiben will, so kann er gehen, 30 gemeine Soldaten werden nicht so viel kosten, als er mit seinem Gesinde.

Und noch einmal kluge Frauen im Salon

Die literarische Veranstaltung im Kulturcafé Chavis (Kaffeehausgespräche) vorzubereiten, gehört zu meinen liebsten Hobbys. Nachdem das Gespräch im vorigen Monat recht allgemein wurde – es ging weniger um die Geschichte als um die Gegenwart, was für einige der Salongäste wohl eine willkommene Abwechslung war -, habe ich für das Treffen am kommenden Donnerstag ein sehr konkretes Thema gewählt: Annette von Droste-Hülshoff, Selma Lagerlöf, Patricia Highsmith, Elfriede Jelinek… Die Aufzählung könnte fortgesetzt werden, aber wir wollen (oder eigentlich: ich will) das Treffen im Salon mit diesen vier Schriftstellerinnen beginnen. Von dort kann man dann weitersehen und -reden.

Meine ausführliche Beschäftigung mit der Bedeutung von Dichterinnen-Biografien habe ich in diesem Blog dokumentiert.  Ich weiß, dass man bei der (quellennahen) Beforschung von Schriftstellerinnenleben Gefahr läuft, das literarische Werk zu vernachlässigen, da es oft gegen einen Widerstand entstanden ist, der seinerseits ein interessantes Thema abgibt und außerdem häufig ins Werk eingeflossen ist. (Bei Schriftstellern trifft das wohl gelegentlich auch zu, hat aber meistens nichts mit ihrem biologischen Geschlecht zu tun.) Die Mustererkennung läuft und ich vereinfache: Schriftstellerinnen schreiben trotzdem. Darüber sollte man reden.

Mittwoch, 17. September 2014 von Karin S. Wozonig
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Die Frauenfrage im Salon

Seit Jahren beschäftige ich mich mit der sogenannten Frauenfrage und mit der Bedeutung von Bildung für die politische und kulturelle Teilhabe von Frauen. Jetzt schafft es das Thema auch in den Salon „Kaffeehausgespräche„. Nächste Woche werde ich in diesem Kreis mit Informationen zu klugen und gebildeten Frauen im neunzehnten Jahrhundert nicht sparen.

Dienstag, 1. Juli 2014 von Karin S. Wozonig
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Geschichte mit Bild

Selten habe ich die Gelegenheit, einen Text über Betty Paoli (von denen ich schon ziemlich viele verfasst habe, wie Sie auf dieser Seite sehen können – und die Themen gehen mir nicht aus) zu bebildern. Im schönen neuen Heft Ariadne der „Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung“ aber gibt es zu meinem Beitrag „Moral, Leidenschaft und Brotberuf. Betty Paoli und die Wandlungen der Frauenfrage“ auch ein paar Bilder. Und nicht nur das: Betty Paoli und ihre Tarockpartie haben es auf die Titelseite geschafft.

Dank an die Herausgeberinnen dieses Ariadne-Heftes Laura Schibbe und Janine Schemmer!

Dienstag, 17. Juni 2014 von Karin S. Wozonig
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Das Leben der Literaturwissenschaft

Mein Lieblingsrezensent Rolf Löchel hat wieder einmal eine Rezension geschrieben, die nach meiner Einschätzung bedeutend interessanter und lesenswerter ist, als das Buch das er bespricht. In dem besprochenen Buch geht es hauptsächlich um den von „den Dekonstruktivisten“ – wer immer das sein mag – verkündeten Tod des Autors, also kein ganz neues Thema und eines, mit dem ich mich aus mehreren Gründen ausführlich beschäftigt habe.

Diese Gründe sind vielfältig. Erstens: Meine literaturwissenschaftliche Sozialisation fand in den 1990er Jahren statt und ich hatte reichlich Gelegenheit, mich zu fragen, wie das mit dem Tod des Autors denn jetzt zu verstehen sei, so ganz rein theoretisch gesprochen. Zweitens: Ich bringe – LeserInnen dieses Blogs dürfte das nicht entgangen sein – einen beträchtlichen Teil meiner Lebenszeit mit toten Autorinnen und einen kleineren mit toten Autoren zu, was durchaus Anlass zum Nachdenken bietet: Die sind tot und ich bin am Leben, was sagt uns das? Und drittens: Im Rahmen eines Forschungsprojekts, das sich mit dem Thema „Literatur und Wissen“ befasst hat, habe ich einen Autor (Thomas Stangl) zu meinem literaturwissenschaftlichen Urteil über einen seiner Romane befragt und er hat freundlicherweise Antworten gegeben. Vorgetragen habe ich meine Fragen bei einer Konferenz, bei der der Autor durch eine Vertreterin gesprochen hat (alle gendertheoretisch informierten DekonstruktivistInnen, und auch die Konstruktivistinnen, müssen bei diesem Szenario vor Neid erblassen). Gedruckt wird diese Befragung in einem Konferenzband, über den ich die LeserInnen dieses Blogs zu gegebener Zeit informieren werde. Kurz gesagt: Das von Rolf Löchel besprochene Buch birgt keine Überraschungen für mich.

Die Rezension hingegen ist absolut zu empfehlen, denn sie bietet einige knackige Antworten auf die Frage „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Literaturwissenschaft?“ Und fragen wir uns das nicht alle irgendwann?