Dienstag, 18. Januar 2011 von Karin S. Wozonig
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Literarischer Erstkontakt im Gespräch

Auch im Jahr 2011 werde ich gemeinsam mit Detlef Thofern regelmäßig einen literarischen Salon veranstalten. Unter dem Titel „Kaffeehausgespräche“ widmen wir uns wechselnden Themen. Detlef und ich denken uns den Gesprächsstoff aus und bereiten jeweils ca. 10minütige Einleitungen vor, die den möglichen Rahmen abstecken. Dann wird das allgemeine Gespräch eröffnet und nimmt einen nicht vorhersehbaren Verlauf, der von den Interessen der Gäste bestimmt wird. Salon eben. Übermorgen ist es wieder so weit, Thema: Bücher der Kindheit.

Mittwoch, 12. Januar 2011 von Karin S. Wozonig
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Lesestoff für hundert Jahre

Wie in diesem Blog mehrfach angekündigt, habe ich eine meiner Lieblingstätigkeiten, nämlich das Lesen, auf sogenannte elektronische Bücher ausgedehnt. Als Werkzeug dafür (danke Gerda!) dient mir ein Gerät mit der eigentümlichen Bezeichnung OYO, das unter anderem über eine sehr simple Webshop-Funktion verfügt, mit deren Hilfe man hürdenlos Bücher der Buchhandelskette Thalia (294 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz) kaufen kann, ein Geschäftsmodell, dass sich, glaubt man den Pressemeldungen von Amazon, bewährt.

Wer so wie ich Bücher des neunzehnten Jahrhunderts schätzt, kann mittlerweile auch diese im e-Book-Format käuflich erwerben (der Preis beträgt zwischen 90 Cent und 2 Euro pro Buch). Alternativ stellen diversen Plattformen, unter anderem google books, gemeinfreie Bücher aller Art gratis in den entsprechenden Formaten (der OYO erkennt unter anderem pdf- und epub-Dateien) zur Verfügung. Die Qualität der Digitalisate lässt allerdings oft zu wünschen übrig und die Auswahl ist gleichermaßen überwältigend wie enttäuschend.

Daher habe ich jetzt zu einer altmodischen Lösung gegriffen und mir eine DVD des etwas glücklosen Unternehmens Direct Media Publishing gekauft, das mit seiner Digitalen Bibliothek bereits vor Jahren ein großes Digitalisierungsprojekt realisiert hat, mit seiner proprietären Software – die durchaus gute Funktionalitäten aufweist – allerdings den Geist der Zeit nicht ganz verstanden hat. Neben der von Seiten des Anbieters etwas optimistischen Möglichkeit, durch den Kauf einer Konvertierungssoftware aus den Texten der Digitalen Bibliothek e-Reader-lesbare Dateien zu machen, gibt es auch die Möglichkeit „Die große eBook-Bibliothek der Weltliteratur“ zu erstehen. In meiner Version sind von den knapp 3.000 Texten (davon ca. 1.800 deutschsprachige „Klassiker“) fünf im epub-Format fehlerhaft, lassen sich aber durch die entsprechenden pdf-Files ersetzen. Die Texte sind gut redigiert, Funktionen wie Volltextsuche und Inhaltsverzeichnisse sind vorhanden. Ab heute habe ich nicht nur die Lutherbibel und Goethes „Faust“ sondern auch mehrere Gedichtbände von Ada Christen, den „Witiko“ von Stifter und das publizistische und lyrische Hauptwerk von Betty Paoli immer bei mir.

Freitag, 7. Januar 2011 von Karin S. Wozonig
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Linker und Rechter Skeptizismus

Vor fünfzehn Jahren wurde der sogenannte Sokal-Hoax veröffentlicht, ein Artikel, der die geringen naturwissenschaftlichen Kenntnisse von Philosophen, Geistes- und Sozialwissenschaftlern und ihre dilettantische Kritik an „objektivem“ Wissen bloßstellen sollte. In zahlreichen weiteren Texten hat der Autor Alan Sokal seine Hauptaussage, Nicht-Naturwissenschaftler würden naturwissenschaftliche Begriffe verwenden, ohne sie zu verstehen, wiederholt. Ein interessanter Aspekt der Diskussion (mit dem ich mich auch in meinem Buch „Chaostheorie und Literaturwissenschaft“ beschäftigt habe)  ist die Frage nach der Verwendung von Metaphern in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Democracy beschäftigt sich der Kulturwissenschaftler Michael Bérubé in einem lesenswerten Beitrag mit dem politischen Aspekt der Sokal-Debatte und kommt zum Schluss, dass eine krude Abwandlung des von Sokal (implizit) aufs Korn genommenen linken Relativismus den „Klimaskeptikern“ und den Vertretern des „Intelligent Design“ in die Hände spielt.

Dienstag, 4. Januar 2011 von Karin S. Wozonig
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Lektüreempfehlung: Der einzige Ort

Heute, am Geburtstag des Autors, empfehle ich die Lektüre von Thomas Stangls Roman „Der einzige Ort“. Der 2004 erschienene Text handelt von den europäischen Reisenden Gordon Laing und René Caillié, die sich in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts auf die Suche nach dem sagenumwobenen Ort Timbuktu machen. Thomas Stangl macht von seinen Quellen (unter anderem Briefe und Dokumente von Laing und Cailliés Reisebeschreibungen) in bester (postmoderner) literarischer Manier Gebrauch. Hier ein kurzer Textauszug:

Das Licht, das sehr viel später durch die Türöffnung dringt, dem Schattenreich (Lehm, pralle Getreidesäcke, ein Regenschirm, um den sich eine knochige Hand krampft) Konturen gibt, fügt sich in den engen Kreis der Angst und des Schmerzes ein, verstärkt den Schmerz; von seinem Gaumendach zieht sich die Spannung in die Hirnhaut, in die Knochen seiner Schädeldecke, frißt sich voran; etwas in seinem Nacken scheint zu zerreißen, etwas in seiner Kehle scheint sich aufzulösen. Er kann die Augen kaum offen halten, von den Rändern seines Blickfelds her drängt sich etwas Fremdes ins Bild, verzerrt es und schmilzt es zusammen; dieses Fremde (obwohl vom Licht getragen) verschwindet auch nicht bei geschlossenen Lidern, doch solange er eine Spur des Wissens davon bewahren kann, daß es sich um nichts als unbestimmte Traumerscheinungen handelt, glaubt er das Entsetzen in Grenzen halten zu können, den letzten Trost zu bewahren, daß es noch eine Außenwelt gibt, eine Welt, die nach begreifbaren Regeln funktioniert, so wie er nach begreifbaren, ihm bekannten Regeln funktioniert hat.

Thomas Stangl: Der einzige Ort. Roman. München: btb 2006. S. 138f.

Donnerstag, 30. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Geburt einer Pythia

Heute vor 196 Jahren wurde Betty Paoli geboren.

Betty Paoli: „Die Pythia“

Ich dichte nicht in frohen Stunden –
Mein Leben ist an solchen leer!
Ich dichte nicht, um zu gesunden –
Genesung gibts für mich nicht mehr.

Ich dichte nicht, um zu erstreben
Des Ruhmes gleißnerische Pracht,
Die, statt Unsterblichkeit zu geben,
Ein zweites Mal nur sterben macht.

Ich dichte nicht, um mich zu krönen
Mit meiner Leiden Dorngeflecht;
Die Menge würde mich verhöhnen
Und sprechen: Es geschah Dir Recht!

Mein Lied quillt aus demselben Borne,
Aus dem das Wort der Pythia brach,
Als rauh und wild im Siegerzorne
Der Macedonier zu ihr sprach.

Des Schicksals nachtumflorten Willen,
Der Zukunft keimevollen Grund
Sollt‘ ihm ihr Seherspruch enthüllen,
Allein verschlossen blieb ihr Mund.

Doch nichts kann sein Verlangen wenden,
Nichts beugen seinen starren Sinn!
Mit frevelhaft vermessnen Händen
Faßt er die bleiche Priesterin.

Zum Schlunde, dunkel, unergründlich,
Drängt er sie zürnend mit Gewalt,
Bis: »Ja! du bist unüberwindlich!«
Sie angst- und zorndurchschauert lallt. –

Sonntag, 26. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Weihnachten auf dem Semmering

Wenn man in diesen Tagen in den Wäldern des Semmeringgebietes lustwandelt, erhält man den Eindruck, daß Wien eigentlich nicht zu Hause sein müsse, sondern sich hier oben in herrlicher Alpenluft Rendezvous gegeben habe. Es ist gegenwärtig stark bevölkert, das Semmeringgebiet, und auf Schritt und Tritt begegnet man bekannten Persönlichkeiten. Die Reize unseres österreichischen Rigi sind zur Winterszeit vielleicht noch verführerischer und lockender als im Sommer, und es ist nachgerade Mode geworden, den Semmering im Schneegewande zu besichtigen. Diese Mode ist einmal recht vernünftig und die Menschen, die ihr huldigen, sind klug. Wer an einem schönen Wintertage die Pracht und Schönheit der entzückenden Semmeringlandschaft auf sich hat wirken lassen, der wird sicher ein begeisterter Anhänger des Semmeringkultus. Es ist darum auch kein Wunder, daß geplagte Bureau- und Stadtmenschen die Feiertage dazu benützen, um dem Lärm und Treiben der Großstadt zu entfliehen und sich für kurze Zeit der friedlichen, stillen Natur hinzugeben. …

Notiz aus der Neuen Freien Presse, 25. Dezember 1903.

Sonntag, 19. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Lesen im Schnee

Ich habe seit einigen Wochen einen eBook-Reader und es ergeht mir wie Ruth Klüger, die bei der Eröffnungsrede zur BuchBasel („Bekenntnisse einer süchtigen E-Book-Leserin“) im November von dieser Erfindung schwärmte. Klüger sieht ihren Kindle als Erweiterung dessen an, was wir bisher als Buch kannten. Um die Buchstaben gehe es, um das Lesen, meint die Literaturwissenschaftlerin und Autorin, (deren Buch „weiter leben“ ich – in jeder Form – empfehle). Wer nicht besonders gut sieht und manchmal auf Reisen ist, wird einen eBook-Reader zu schätzen wissen. Ich verlasse das Haus nicht mehr ohne ihn – die Gefahr, ohne Lektüre in einem eingeschneiten Zug festzusitzen, ist gebannt.

Donnerstag, 16. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Konsumgesellschaft

Das heutige Kaffeehausgespräch, der monatliche literarische Salon, den ich gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Detlef Thofern leite, widmet sich dem Thema „Konsum“. Aus diesem Anlass möchte ich die Worte des Warenhausbesitzers Octave Mouret aus „Das Paradies der Damen“ von Emile Zola (1883) zitieren, der seinem Bankier erklärt,

der Handel basiere jetzt auf der ununterbrochenen und raschen Umsetzung des Kapitals, wobei es darum gehe, dieses so oft wie möglich innerhalb eines Jahres in Waren zu verwandeln… Wir bedürfen keines großen Betriebskapitals. Wir müssen uns lediglich bemühen, uns sehr schnell der eingekauften Waren zu entledigen, um sie durch andere zu ersetzen… Auf diese Weise können wir uns mit einem kleinen Gewinn begnügen… Nur werden daraus schließlich doch Millionen, wenn man nur mit erheblichen Warenmengen arbeitet, die unaufhörlich erneuert werden.

Sonntag, 12. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Kunst und Natur nach Hebbel

Die Kunst ist eine zusammengepresste Natur und die Natur eine auseinandergelaufene Kunst.

Friedrich Hebbel

Mittwoch, 8. Dezember 2010 von Karin S. Wozonig
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Naturbetrachtung nach Friedrich Hebbel

Die Natur hat mit dem Menschen in die Lotterie gesetzt und wird ihren Einsatz verlieren.

Friedrich Hebbel