Sonntag, 7. Februar 2010 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur | Keine Kommentare

Ins Theater

Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach:

13. Jänner 1867: Abds im Burgtheater. Gringoire v. Th: Banville. Ein allerliebstes einaktiges Stück, von B. Paoli vortrefflich übersetzt.

Freitag, 29. Januar 2010 von Karin S. Wozonig
Schlagworte:
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Welt | Keine Kommentare

Winter 1886

Wien 25 Januar 1886.

Geehrtester Herr!

Ich hoffe, daß der Aufenthalt in Meran Ihnen recht wohl bekommt und möchte Sie eindringlich ermahnen, denselben ja nicht eigenmächtig abzukürzen. Wir haben hier einen zwar nicht übermäßig strengen, aber abscheulichen schneereichen Winter und müssen uns auf ein elendes Frühjahr gefaßt machen. Kehren Sie ja nicht nach Wien zurück, bevor man, soweit das in unserem Klima überhaupt möglich ist, auf gutes, warmes Wetter rechnen darf; Sind Sie einmal in Wien, so machen Sie mir hoffentlich auch das Vergnügen mich zu besuchen. Inzwischen verbleibe ich mit besonderer Hochachtung

Ihre ergebene
Betty Paoli

Samstag, 16. Januar 2010 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur | Keine Kommentare

Grillparzer wird gefeiert

Am 15. Jänner 1868 bringt Marie von Ebner-Eschenbach dem Dichter Franz Grillparzer, der an diesem Tag seinen 77. Geburtstag feiert, einen Blumenstrauß. Sie notiert in ihrem Tagebuch:

Nach dem Besuch bei ihm ging ich hinüber zu den Fräuleins Fröhlich und fand Betty Paoli dort.

Montag, 11. Januar 2010 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert | Keine Kommentare

Schauspielerinnen und Bürger

Für die Schauspielerinnen der Hof- wie der Vorstadttheater gilt: Sie befinden sich innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft des neunzehnten Jahrhunderts in einem Dilemma: […] Ihr Beruf macht es nötig, dass sie zwischen bürgerlichem, weiblichem Wohlverhalten und ihrer eigenen Ausnahmestellung aufgrund ihrer bezahlten, öffentlichen Berufstätigkeit vermitteln, dass sie sozusagen zwischen Normerfüllung und Normbruch lavieren. […] Der Aufstieg des Bürgertums im neunzehnten Jahrhundert, zu dem unabdingbar die bürgerlich definierte moralische und kulturelle Integrität gehört, macht dieses Problem der Schauspielerin aber zusätzlichen kompliziert: Die soziale Definition (und Selbstdefinition) der Schauspielerin wird ambivalent, denn ihre Kunst des Rollenspiels zählt nun auch im Rahmen des bürgerlichen Zusammenlebens zu den erstrebenswerten „soft skills“. Die Darstellungskunst überlagert sich mit einer bürgerlichen Alltagskompetenz. „Soziale Theatralität“ durchdringt jeden Bereich der bürgerlichen Gesellschaft, das Spielen der richtigen Rolle innerhalb der Familie, der sozialen Schicht, des Berufsumfeldes etc. ist für die bürgerliche Existenz unabdingbar. Schauspielerinnen (und Schauspieler), die die Integration in die bürgerliche Gesellschaft anstreben, spielen dauerhaft zwei Rollen und ihre bürgerliche Privatrolle wird, parallel zur Zunahme der Bedeutung des Bürgertums als Publikum […] im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wichtiger.

Karin S. Wozonig: Betty Paoli und die schönen Frauen. In: NESTROYANA. Blätter der Internationalen Nestroy-Gesellschaft. 29. Jahrgang 2009, Heft 1–2. 72-81.

Brief von Carl von Lewinski an Josephine von Wertheimstein

Brünn, 11. Jänner 1866 … Die edelste Seele der Dorotheergasse und einiger anderer Welttheile ist auch öfter so gut, mich au courant zu halten über wichtige Vorkommnisse in der heiligen Stadt Wien, in welcher der Geist der Verneinung, i. e. des Wolterianismus bedenklich zuzunehmen scheint. – Ich habe mit aller sittlichen Entrüstung, deren ich in der Eile habhaft werden konnte, erfahren, daß diese Delila bei Samson auf dem Balle war, und freue mich, daß der gerechte Himmel dieses freche Eindringen des Weltkindes… durch dreimaliges Tanzen mit Boskowitz rasch und strenge bestrafte.

Gomperz, Heinrich/Kann, Robert A. (Hg.): Briefe an, von und um Josephine von Wertheimstein. Wien 1981

Carl/Karl von Lewinski, 1813-1869, liberal gesinnter Zensurbeamter
„edelste Seele der Dorotheergasse“: Sophie Todesco
Samson: Wiener Salon
Julius Boskowitz, Architekt

Samstag, 19. Dezember 2009 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Welt | Keine Kommentare

Brief von Betty Paoli an Friedrich Hebbel

Geehrtester Herr!

Meine auf morgen festgesetzte Abreise macht es mir leider unmöglich, Ihre freundliche Einladung für den Christabend zu benutzen, wie ich so gerne möchte. Mein Bedauern ist um so lebhafter als mir auch zugleich das Vergnügen entzogen wird, die persönliche Bekanntschaft Ihrer Frau Gemahlin zu machen, der ich so viele der schönsten Genüsse schulde. […] Mich Ihrer freundlichen Erinnerung empfehlend verbleibe ich mit wahrer Hochachtung Ihre ergebene Betty Paoli.

Freitag, 22. Dezember [1848]

Sonntag, 6. Dezember 2009 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Welt | Keine Kommentare

Hochtönender Vortrag

Vor kurzem wurde mir ein Artikel über „Die Kunst, pathetisch zu sprechen“ zur Kenntnis gebracht (Reinhart Meyer-Kalkus, FAZ 11. November 2009). Das bringt mich dazu, über Josef Lewinsky, geboren 1835 in Wien,  gestorben 1907 ebenda, Hofschauspieler, Regisseur, Schriftsteller und gefeierter Rezitator, zu berichten. Von 1858 bis 1907 war Lewinsky Charakterdarsteller am Wiener Burgtheater, ab 1870 arbeitete er auch als Regisseur.

Seine ersten Rollen spielte er in „Die Räuber“ und in „Clavigo“. Von der Theaterkritikerin der Oesterreichischen Zeitung, Betty Paoli, mit der ihn später eine enge Freundschaft verband, wurde Lewinsky hymnisch hochgeschrieben. Paoli nahm sich seines Sprechstils und seiner Interpretation an und unterstützte ihn mit ihrer Expertise als Sprachlehrerin, Übersetzerin französischer Stücke und Autorin formstrenger Gedichte.

Es gibt ein Tonzeugnis der Vortragskunst Josef Lewinskys: Die Österreichische Mediathek stellt seine Rezitation des Gedichts „Die drei Zigeuner“ von Nikolaus Lenau aus dem Jahr 1901 zur Verfügung.

Donnerstag, 3. Dezember 2009 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft,Welt | Keine Kommentare

Vom Manuskript besessen

In ihrem Roman „Possession“ hat A. S. Byatt einer besonderen Spezies ein Denkmal gesetzt: Der historisch arbeitenden Literaturwissenschaftlerin, die von der Vergangenheit und von den Dokumenten über Leben und Werk einer Autorin oder eines Autors besessen ist.

Ich danke Dr. Rainer Theobald (Sammlung Theobald), Spezialist für das Theater des 17. bis 19. Jahrhunderts und Verfasser von zahlreichen Aufsätzen (z.B. „‘Nur nicht zu ultraliberal!‘“ Drei Briefe von M. G. Saphir, aus den Handschriften mitgeteilt“, Nestroyana, Bd. 28, 2008), dafür, dass er meine Besessenheit unterstützt.

Sonntag, 29. November 2009 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Betty Paoli an Josephine von Knorr

Wien 29 November 1877.
Theuerste Baronin!

Störungen aller Art, – darunter auch längeres Unwohlsein, – haben mich verhindert Ihnen für Ihre freundlichen Glückwünsche und das sie begleitende Geschenk schon früher zu danken. […]

Ich dachte häufig an Sie, liebste Baronin, in den prachtvollen Tagen, welche dieser Herbst uns ausnahmsweise brachte, ich erinnere mich keines so heiteren, sonnigen Novembers. Da muß das Leben auf dem Lande, trotz der kurzen Tage, doch recht angenehm gewesen sein, man konnte ja viele Stunden im Freien verbringen. Jetzt gehen Sie wohl bald nach Salzburg und dann nach Paris. […]

Hier in unserem kleinen Kreise spinnt sich das gewohnte Leben fort, nur mit dem betrübenden Unterschied, daß Sie und Frau von Littrow fehlen. […]

Leben Sie wohl, theuerste Baronin, und empfangen Sie wiederholt meinen beßten Dank für ihre freundliche Erinnerung. Mit den herzlichsten Wünschen für Ihr Wohlergehen und die ungehinderte Durchführung Ihrer Reiseprojekte
Ihre wahrhaft ergebene Betty Paoli

Josephine Freiin von Knorr (1827-1908) war Lyrikerin, Übersetzerin und Briefpartnerin von Marie von Ebner-Eschenbach. Durch Knorrs Vermittlung lernte Ebner-Eschenbach Franz Grillparzer und die Schwestern Fröhlich kennen.

Dienstag, 24. November 2009 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in Literatur,Welt | 1 Kommentar

Betty Paoli intertextuell 3

Nicht nur in den literarischen Werken ihrer Zeitgenossen werden Gedichte von Betty Paoli erwähnt, sondern auch im Fernsehfilm „Späte Aussicht“ (2007). Darin zitiert eine Figur die ersten Zeilen des Gedichts „Ich“. Das Gedicht wurde zuerst 1841 veröffentlicht und lautet:

Ich
Ich kann, was ich muß! o seltnes Geschick!
Ich will, was ich muß – – o doppeltes Glück.

Mein Herz ist an Stärke dem Felsen gleich,
Mein Herz ist, wie Blumen, sanft und weich.

Mein Wesen gleicht Glocken von strengem Metall:
Schlag kräftig d’ran, gibt es auch kräftigen Schall.

Mein Geist stürmt auf eiligem Wolkenroß hin;
Mein Geist spielt mit Kindern mit kindlichem Sinn.

Ich weiß, was ich will! und weil ich es weiß,
Drum bann‘ ich’s zu mir in den magischen Kreis.

Ich weiß, was ich will! das ist ja die Kraft,
Die sich aus dem Chaos ein Weltall entrafft.

Ich weiß, was ich will! und wenn ich’s erreich‘,
Dann gelten der Tod und das Leben mir gleich.

In dem Film wirkt die Schauspielerin Rosemarie Fendel mit, eine Paoli-Kennerin. Sie spricht Paoli-Gedichte in den Hörbüchern „Das Dichterinnen Projekt“ und „Seelenbalsam“.

Freitag, 20. November 2009 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur | Keine Kommentare

Betty Paoli in Europa

Weibliche Autoren giebt es relativ wenig in Wien. Betty Paoli, Ada Christen und die Baronin von Ebner-Eschenbach halten indessen die Fahne der Frauenliteratur zur Ehre ihres Geschlechtes ziemlich hoch. Betty Paoli, ein Talent erster Ordnung, ein edler Geist und edles Herz, ist durch ihre lyrischen Gedichte eine europäische Berühmtheit geworden.

Paul Vasili [Katharina von Radziwill]: Die Wiener Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig: H. le Soudier 1885. S. 304f.