Montag, 6. Juli 2009 von Karin S. Wozonig
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Reisezeit: Betty Paoli über die Steiermark

… das schöne Steiermark that sich vor uns auf. Ich möchte dies Land den Smaragd in Oesterreichs Krone nennen, so licht, so frisch und grün breitet sich’s vor dem Blicke aus … Der Charakter des Landes ist von einer unbeschreiblich heitern Lieblichkeit, an der man sich erfreut, ohne weiter nach Seen, Alpenfirnen und Wasserfällen zu fragen.

Betty Paoli: „Reise-Memoiretten“, Lloyd, 6. 11. 1852

Freitag, 3. Juli 2009 von Karin S. Wozonig
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Nochmals: Betty Paoli und Otto Ludwig

Otto Ludwig schreibt am 5. 1. 1864 an Josef Lewinsky, Burgschauspieler und Freund von Betty Paoli :

Daß Fräulein Betty Paoli einige Zeit hier zubringen will, würde mich weit mehr freuen, wenn ich mich im Stande fühlte, die Anregung, die sie bringen muß, wohin sie ihren Fuß setzt, recht zu verwerten; ich für meinen Teil, fürchte ich, werde ihr nur Langeweile machen können.

Dienstag, 30. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Raum und Literatur 2. Teil

„Stark vereinfacht könnte man als nächsten Befund aufstellen: Orte der Handlung können erfunden oder nicht erfunden sein. Gehen wir davon aus, dass wir uns einig sind, was ’nicht erfunden‘ bedeutet. Jetzt ist es natürlich interessant zu fragen: Was bedeutet ‚erfunden‘? Es gibt die Möglichkeit zu behaupten, dass alles was in einem literarischen Text steht, erfunden ist, weil es das Charakteristikum von Literatur ist, nicht wahr zu sein – schon allein deshalb, weil es sich ja nur um Zeichen (Buchstaben, Wörter…) handelt. Aber da kann man ganz schön in die Bredouille kommen. Erstens weil auch in einer völlig frei erfundenen Handlung immer in der Wirklichkeit existierende Gegenstände vorkommen, sonst würden wir gar nicht erkennen worum es geht. Zweitens, weil es durchaus auch Literatur gibt, die deshalb funktioniert, weil sie gerade nicht nur erfunden ist […].

Kurz gesagt, ’nicht erfunden‘ ist nicht eindeutig. Dafür benützt die Literaturwissenschaft das schöne Wort Fiktionalität. Fiktionalität bezeichnet eine Aussage, die keinen Wahrheitsanspruch erhebt. Das bedeutet: Die Gegenstände, über die die Aussage etwas aussagt, müssen nicht existieren. Das bedeutet aber auch: sie können existieren. Das hat interessante Folgen: Fiktionalität ist ein relationales Kriterium, es steht in Relation zur Wirklichkeit. Und wegen der sich daraus ergebenden Offenheit (sie kann erfunden sein oder eben auch nicht), hat Fiktion – also Literatur – die Eigenschaft, wahrer zu sein, als die Wirklichkeit. Aber das ist ein zu weites Feld, fürchte ich, ich kehre zum Ort zurück.

Ich versuche es so auszudrücken: Orte in der Literatur sind Mischformen aus erfundenen und nicht erfundenen Orten, die im Kopf von Autorinnen/Autoren oder Leserinnen und Lesern entstehen. Durch die Relationalität von Fiktionalität ergibt sich: An der Sprache allein kann man nicht erkennen, ob ein Ort in der Literatur erfunden ist oder nicht.“

Auszug aus: Karin S. Wozonig: Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 17. Juni 2009, Thema: Mit anderen Augen. Orte in der Literatur

Donnerstag, 25. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Ebner-Eschenbach, Paoli und Annette von Droste-Hülshoff

Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach, 6. 5. 1876:

Vormittag in strömendem Regen zu Betty Paoli, Tante Louise u. Dr Pachler. Betty P. hatte sehr anerkennende u. verehrungsvolle Briefe von Anast: Grün, Wüllerstorf u. Levin Schücking erhalten, wegen ihres schönen Aufsatzes über An: v. Droste in der Heimat.

Montag, 22. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Raum und Literatur 1. Teil

„Der Ort in der Literatur, der war immer schon interessant für die Literaturwissenschaft, aber in den letzten Jahren ist er besonders intensiv untersucht worden, denn seit der Mitte der 1990er Jahre ungefähr fühlen sich viele LiteraturwissenschaftlerInnen als KulturwissenschaftlerInnen, das heißt: zuständig für mehr als nur für literarische Texte. Sie schauen über den Tellerrand hinaus und sehen, was die anderen machen. Und die anderen – die Soziologie z.B. – haben etwas entdeckt, was zum Spatial Turn führte: der Raum – in der Einzahl – wurde als wissenschaftliches Objekt immer interessanter. Für die Literaturwissenschaft heißt das, neben dem literarischen Schauplatz werden auch „Kultur-“, „Kommunikations-“ und „Gedächtnisräume“ interessant. Raum wird also als kulturelle Größe gesehen, was uns völlig einleuchtend erscheint, weil ja auch in der Alltagssprache Raum und Bedeutung zusammengehören – wir orientieren uns ja darin, und sei es, indem wir „über den Tellerrand schauen“. Oder wenn wir hier im Salon gleich über Orte in der Literatur sprechen werden, und vielleicht einige von Ihnen eine Meinung „in den Raum stellen“ werden.“ (Fortsetzung folgt)

Auszug aus: Einleitung zum Kaffeehausgespräch am 17. Juni 2009, Thema: Mit anderen Augen. Orte in der Literatur

Donnerstag, 18. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Grillparzer über Wolter

Dramatisch

Der Weg ist schlecht, der Karren schwach,
Es geht so ziemlich holter-polter.
Da hilft am besten Vorspann nach,
Als allerbeste Fräulein Wolter.

Grillparzer: Epigramme, 1868

Montag, 15. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Und wer war Carl von Fleischl-Marxow?

Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach, 23. Juni 1893:

Ida sagte gestern: Weißt du was Karl war? er war Abrahams Schoß. Alle Sorgen die mir weggeräumt werden konnten, jede Mühe, jede Unannehmlichkeit nahm er auf sich. Unabhängiger als ich ist nie eine Frau gewesen. Wenn ich einen Wunsch aussprach, war er im selben Augenblick – sein Wunsch.

Donnerstag, 11. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Kritik im Blog

Christoph Egger denkt in der Neuen Zürcher Zeitung über Filmkritiken in Zeitungen nach und erinnert vorab an Grundsätzliches:

Kritik, das ist im Bereich des Ästhetischen eine Auseinandersetzung, in der das Kunstwerk öffentlich reflektiert wird. Zugleich verständigt sich, über diese Form von Kritik, eine Öffentlichkeit über sich selbst, ihre Prämissen und Präferenzen. Ort dieser Kritik ist zuallererst die Tageszeitung, auch beim Film.

Und wie immer, wenn es um Öffentlichkeit geht, ist die Frage nach der Rolle des Internets nicht weit. So kommt der Autor, seit 1984 verantwortlich für Film bei der NZZ, zum Schluss:

Das Blog im Internet braucht an gedanklicher Schärfe nicht hinter der Rezension in der Tageszeitung zurückzustehen; an Umfang und damit möglicher Vertiefung ebenso wie in der radikalen Subjektivität ist es ihr ohnehin überlegen. Nicht vergleichbar ist es, zumindest auf absehbare Zeit, mit deren eingangs geschilderter Funktion als Forum öffentlicher Auseinandersetzung und Bewusstseinsbildung.

Dienstag, 9. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Der Ort im Kaffeehausgespräch

Nächste Woche geht es weiter mit dem literarischen Salon, in dem über alles gesprochen wird: „Mit anderen Augen. Orte in der Literatur“ lautet das Thema für das Juni-Kaffeehausgespräch. Vielleicht kommen die Bücher von Dan Brown zur Sprache – Stichwort falsche Stadtpläne von Rom und Paris. Vielleicht wird aber auch über Paul Scheerbart gesprochen, den hatten wir noch nicht, obwohl es den Salon seit über einem Jahr gibt.

Zeit: Mittwoch, 17. Juni 2009, 19.30
Ort: Café Heile Welt, Weidenallee 10 b (Hinterhof), 20357 Hamburg

Freitag, 5. Juni 2009 von Karin S. Wozonig
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Nochmals Tarock oder Der gute Mensch in der Rotenturmstraße

Aus dem Tagebuch von Marie von Ebner-Eschenbach, 16. 5. 1875:

Nachm. kam Ida u. Betty Paoli, wir plauderten bis Moriz sich einfand, der eine Partie Tarok proponirte, u. es wurde bis 8 Uhr gespielt. B. P. hatte ein ganz horrendes Unglück „Das geht über meine Verhältnisse!“ Moriz behauptete, ich hätte verstohlen ihre Marken aus unseren Büchsen in die ihre zurück escamotirt.