Mittwoch, 7. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Huldigungsgedicht zum 8. März

Betty Paoli: Einer Tänzerin

O schwebe hin, du flüchtige Sylphide,
Süß lächelnd, mit gesenktem Augenliede,
Geschmückt mit jeder holden Zier!
Phantastisch schön, ein freud’ger Lichtgedanke,
Schwingst du dich über jede Körperschranke,
Und Irdisches ist nicht an dir!

Du weißt von Schmerzen nichts und nichts vom Sehnen,
In deinen Augen brennen keine Thränen,
Und fremd ist dir der Erde Lust.
Du kennst sie nicht – o lerne nie sie kennen!
Es wäre selbst, was wir Entzückung nennen,
Nur eine Last für deine Brust.

Denn dein Beruf ist es, wie Klang und Düfte
Dahin zu gaukeln durch die freien Lüfte,
Ein Schmetterling im sonn’gen Raum,
Und, wenn einst abgeblüht dein Blumenleben,
Dem trunknen Blicke spurlos zu entschweben
Gleichwie ein Frühlingsmorgentraum!

(Quelle: Ost und West Nr. 19, 8. März 1842)

Freitag, 2. März 2012 von Karin S. Wozonig
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Nationale Gedichte

Neben der Erkundung meines neuen Wohnorts beschäftige ich mich zur Zeit mit dem Thema Nationalismus. Ich habe im Alltag oft Gelegenheit, über die Bedeutung von Patriotismus und die Aktualität von nationalen Symbolen nachzudenken, interessiere mich aber – wie meistens – mehr für die Geschichte als für die Gegenwart.

Wie bei vielen anderen Dingen (z.B. Arbeitsteilung, Geschlechterrollen, Individualismus), die für uns heute eine Selbstverständlichkeit erreicht haben, die sie argumentativ an Natürlichkeit grenzen lassen, ist es auch beim Thema Nationalismus ratsam, ins neunzehnte Jahrhundert zurückzublicken, um die basalen Mechanismen zu verstehen.

Für die jährliche Konferenz der Austrian Studies Association (früher MALCA), die unter dem Motto AEIOU: GLOBAL AUSTRIA steht, bereite ich einen Vortrag über einen Text von Hieronymus Lorm vor. In „Wien’s poetische Schwingen und Federn“ (1847) wird das österreichische „Nationalgemüt“ auf sehr interessante Weise mit ästhetischen Kriterien verquickt und auf eine Art lebendig gemacht, die über die Frage hinausreicht, was ein deutsches Gedicht von einem Dichter mährischer, ungarischer oder ruthenischer Herkunft über die Begründung einer Kulturnation im Vorfeld der sogenannten bürgerlichen Revolution aussagt. Ich freue mich schon darauf, über diesen Text im Rahmen der Konferenz zu diskutieren.

Sonntag, 19. Februar 2012 von Karin S. Wozonig
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Neues aus dem Salon

Gestern hat das erste Kaffeehausgespräch in Davis stattgefunden und ich freue mich, dass es regen Zuspruch gefunden hat. Ich wollte ein „Format“ (wie man so sagt), das eine starke kulturelle Verankerung und Tradition hat, an neuem Ort testen. Ein Salon bietet nach meinem Verständnis im Idealfall die Gelegenheit für geselligen Austausch, getragen von Offenheit und gegenseitigem Respekt. Das erste Treffen „meines“ Salons war für mich ein voller Erfolg und die kalifornischen Kaffeehausgespräche werden fortgesetzt.

Dienstag, 14. Februar 2012 von Karin S. Wozonig
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Ein Thema

Ich habe einen Wochenendausflug gemacht.

Montag, 16. Januar 2012 von Karin S. Wozonig
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Von Hochstaplern

Ich interessiere mich für das neunzehnte Jahrhundert. Deshalb hat mich die Beschreibung des neuen Romans von Umberto Eco gereizt. Der Klappentext der deutschen Übersetzung:

Der Italiener Simon Simonini lebt in Paris, und er erlebt aus nächster Nähe eine dunkle Geschichte: geheime Militärpapiere, die der jüdische Hauptmann Dreyfus angeblich an die deutsche Botschaft verkauft, piemontesische, französische und preußische Geheimdienste, die noch geheimere Pläne schmieden, Freimaurer, Jesuiten und Revolutionäre – und am Ende tauchen zum ersten Mal die Protokolle der Weisen von Zion auf, ein gefälschtes „Dokument“ für die „jüdische Weltverschwörung“, das dann fatale Folgen haben wird.

Jetzt schlage ich mich schon seit Wochen mit diesem Buch herum. Es wird nicht besser. Ich fürchte, da wollte einer, der sehr viel kann, noch mehr. Eco hat seine Handlung zugeschüttet mit Namen und historischen Ereignissen und sein widerlicher Protagonist verliert zusehends an Farbe. Schade; die Idee war gut.

Donnerstag, 5. Januar 2012 von Karin S. Wozonig
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A Vintage of Vers

Above me rise the snowy peaks
Where golden sunbeams gleam and quiver,
And far below, toward Golden Gate,
O’er golden sand flows Yuba River.
Through crystal air the mountain mist
Floats far beyond yon distant eagle,
And swift o’er crag and hill and vale
Steps morning, purple-robed and regal.

Clarence Urmy (1858-1924)

aus: The California Birthday Book, 1909

Freitag, 30. Dezember 2011 von Karin S. Wozonig
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Geburtstag

Aus dem Tagebuch von Marie von Marie von Ebner-Eschenbach, 30. 12. 1876: „Um ½ 2 zu Betty Paoli, um sie abzuholen. Es ist heute ihr Geburtstag und wir speisten, zur Feier desselben bei den vortrefflichen Pachlers.“

Samstag, 10. Dezember 2011 von Karin S. Wozonig
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Nachromantische Lyrik in Prosa

Fremder, der du diese Blätter liesest! ich möchte dich kennen, um zu wissen, ob es dir je im Leben so gut ward, zur Zeit, wo die Blumen noch blühen und die Früchte schon reifen, die ein Doppellaut ist von Duft und Süße, an der Seite eines geliebten Wesens, ein dir noch unbekanntes Land zu durchstreifen, wohin dich Wunsch und Sehnsucht oft getragen, und welches du nun noch viel schöner fandst, als in deinen Träumen? Wenn dir je so wohl ward: so laß uns schweigen, wie Wissende gern thun. … Bist du aber, was Gott verhüte! gar Einer von den Philistern, die es albern finden, daß man seinen wohlgeordneten Haushalt gegen Straßenstaub und schlechte Betten in den Gasthäusern vertauscht, die es für thöricht erachten, einen Berg zu besteigen, weil man oben doch nur sieht, was man unten noch deutlicher sehen könnte: so will ich vollends kein Wort an dich verlieren. Du würdest es doch nie begreifen, was es heißt, beim Morgensonnenstrahl hingehen, die staunende Andacht des eignen Herzens auf geliebten Zügen wiederfinden, von dem heißen Strahl des Mittags in den Wald flüchten, die herbe Lieblichkeit seines Duftes einathmen, seine Schatten und Lichten über ein theures Antlitz spielen sehen, – Abends, wenn die Sonne scheidet, daß sie nicht alles Licht von dir fortnimmt, da dir ein Wesen bleibt, das fähig, dir jede Nacht zu erhellen, und beim Mondenglanz dein Herz emporrauschen fühlen, wie das heilige Meer! – Wenn du’s begreifst, so brauche ich dir’s nicht zu sagen; und begreifst du’s nicht, so wär’s fruchtlos, dir’s zu sagen. Darum: Schweigen für alle Fälle.
Aus: Betty Paoli: Honorine (Novelle), 1844

Montag, 5. Dezember 2011 von Karin S. Wozonig
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Jenseits von Weltschmerz

Himmelstrauer

Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke,
Die düstre Wolke dort, so bang, so schwer;
Wie auf dem Lager sich der Seelenkranke,
Wirft sich der Strauch im Winde hin und her.

Vom Himmel tönt ein schwermuthmattes Grollen,
Die dunkle Wimper blinzet manches Mal,
– So blinzen Augen, wenn sie weinen wollen, –
Und aus der Wimper zuckt ein schwacher Strahl. –

Schon schleichen aus dem Moore kühle Schauer,
Und leise Nebel über’s Heideland;
Der Himmel ließ, nachsinnend seiner Trauer,
Die Sonne läßig fallen aus der Hand.

Nikolaus Lenau (1831)

Montag, 21. November 2011 von Karin S. Wozonig
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Illustre Gesellschaft

Aus dem Tagebuch der Ottilie von Goethe: 23. November 1840: „Seligmann kam, wir frühstückten zusammen und fuhren nach 3 Uhr zu Wertheimers. An Damen war noch da [?] die neben mir sass, also eigentlich die Einzige die ich kennen lernte und Fr. (von) Königswarter mit ihren drei Töchtern. Fl Glück konnte ich nur aus der Ferne mit ein paar Worten begrüssen.“