Montag, 1. August 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur | Keine Kommentare

Poesie von Frauenhand

Robert Prutz, Deutsches Museum, August 1856

Das „Aurora-Album“ bringt zunächst eine Reihe von Gedichten, unter denen sich die ersten und beliebtesten Namen der wiener Literatur, vermischt mit einigen fremden, finden. … Von Betty Paoli bringt das „Album“ zwei Gedichte: „Kleopatra“ und „Morituri te salutant“, beide in dem eigenthümlich schwungvollen, leidenschaftlichen Stile, der für diese Dichterin charakteristisch ist. Doch können wir nur mit dem zweiten vollkommen einverstanden sein; das erste, das uns die berühmte Königin Aegyptens schildert, wie sie ihre Liebhaber unmittelbar nach durchschwelgter Nacht hinrichten läßt, scheint uns trotz der prachtvoll farbenreichen Darstellung doch kein geeigneter Gegenstand für die Poesie und am wenigsten (so altväterisch sind wir noch) mögen wir ihn von Frauenhand ausgeführt lesen.

Freitag, 15. Juli 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Musik und Literatur

Das nächste Kaffeehausgespräch wird sich einem Thema widmen, an dem niemand vorbei kommt, der sich mit der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts beschäftigt, nämlich der Verbindung von Literatur und Musik. Die Vertonung von Gedichten ist gerade in der Zeit des sogenannten Biedermeier sehr häufig zu finden und in die literarischen Taschenbücher und Almanache werden immer wieder auch Noten aufgenommen. Auch einige Gedichte von Betty Paoli wurden vertont. Über eines davon – es trägt den Titel „Gute Nacht“ – habe ich vor einiger Zeit bereits berichtet.

Montag, 20. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Die Ehre der österreichischen Lyrik

Zeitung für die elegante Welt, 21. Juni 1843:

Carl Beck ist angekommen, um einige Monate hier zu bleiben, und wurde von einigen seiner vielen Freunde und Verehrer mit einem, ihm zu Ehren veranstalteten Diner im Prater freudig empfangen. Ein größeres Gedicht, das er in Pesth geschrieben, soll die ausgesprengten Gerüchte von früher Ermüdung aufs Siegreichste Lügen strafen. – Nun, es thut fast schon Noth, um die Ehre der anerkannten österreichischen Lyrik zu retten. – Von den zwanzig Bänden lyrischer Gedichte, die seit zwei Jahren erschienen, ist keiner außer den beiden Bänden von Betti Paoli stark genug dazu.

Dienstag, 14. Juni 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Betty Paolis Roman

Aus dem Tagebuch der Ottilie von Goethe, 12. Juni 1841: „Mr. Stout der Amerikaner besuchte mich, dann Herr Hartmann der junge böhmische Poet den mir Dr. Frankl angekündigt; er brachte mir in Frankls Nahmen den Roman von Fl Glück (Betty Paoli) für den ich einen Verleger suchen soll.) Direktor Schmidt kam, Herr von Griesinger kam; Mr. Travers der Engländer kam; Betty Glück kam.“

Bei dem Roman handelt es sich um „Die Ehre des Hauses“, der 1844 – nicht auf Vermittlung von Frau von Goethe – als erster Band der Novellensammlung „Die Welt und mein Auge“ bei Cotta erschien.

Montag, 23. Mai 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , , , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Der Geist der Poesie

Notizen von „Asmodeus“: Von literarischen Erscheinungen sind zu nennen: Otto Prechtler’s Gedichte, Betty Paoli’s und Stifter’s Novellen. … Betty Paoli mit ihren Novellen würde uns leicht Karoline Pichler vergessen machen, wenn wir je an dieses Ideal eines Blaustrumpfs als an eine Dichterin gedacht hätten. Ja, Betty Paoli ist uns mehr als Gräfin Ida, der sie an Geist ebenbürtig, an poetischem Gemüthe überlegen ist. Die Dichterin ist Gesellschaftsdame der Fürstin Schwarzenberg. Wahrhaftig, ein interessantes Haus! Die geistreiche, vielerfahrne Frau, der chevalereske Lanzenknecht, die Dichterin der „Briefe an einen Verstorbenen“, das liberale, das aristokratische Princip und der über allen Parteien schwebende Geist der Poesie.

Zeitung für die elegante Welt. 15. Mai 1844

Montag, 18. April 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte:
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Noch mehr Stimmen aus dem Ausland

Foreign poetesses are not a whit better than English; think of Madame DesbordesValmont (we think that is the way she spells her name), think of her pitiful wails and lamentations, „Mes Pleurs“ and „Mes Larmes“ innumerable, enough to fill an ocean. As for Germany’s songstresses, though she has several, they are all unknown to fame, save „Betty Paoli“, whom we admire greatly, and should rank upon a level with Mrs. Browning and Miss Lowe, for artistic power; that is, we recognize hers as a kindred spirit with those of Germany’s greatest bards, one who may justly claim equality with them; but then we have always called her „the female Byron,“ so sad is she, so bitter, so painfully passionate; nevertheless, she is great. We recommend Betty Paoli’s poems to the study of every lover of German poetry; they are pure and noble artistic creations, earnest-hearted and earnest-minded, and, above all, not diffuse (wonderful to relate); her words rarely or never outrun the thoughts they represent.

Still, in every country, female poetry it doleful or morbid, and generally speaking it is weak and diffuse, and therefore, as we said at starting, it does not present a too delightful theme.“

The eclectic magazine of foreign literature, science, and art. Volume 2, 1851

Donnerstag, 7. April 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte:
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Frühlingsstimmen aus dem Ausland

A new poetess, Betty Paoli, has created a great sensation here amongst the literary world. Her poems, which are published in one volume by a bookseller in Pesth, contain much that is truly admirable. Great things are expected from this modern Sappho (for Betty Paoli sings chiefly of love), and judging from these her first published poems, she may indeed be considered as an oasis amongst the somewhat barren desert of modern German poetry.

The Foreign and Colonial Quarterly Review, April 1843

PS

Samstag, 2. April 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Stifter erfindet eine Fürstin

In Adalbert Stifters Roman „Der Nachsommer“ finden wir die Beschreibung einer Fürstin und ihrer Vorleserin, in denen wir, wenn wir wollen, die Fürstin Maria Anna zu Schwarzenberg (geb. 1767, gestorben am 2. April 1848) und Betty Paoli erkennen können:

Es lebte eine alte, edle verwitwete Fürstin in unserer Stadt, deren zu früh verstorbener Gemahl den Oberbefehl in den letzten großen Kriegen geführt hatte. Sie war häufig mit ihm im Felde gewesen und hatte da die Verhältnisse von Kriegsheeren und ihren Bewegungen kennen gelernt, sie war in den größten Städten Europas gewesen und hatte die Bekanntschaft von Menschen gemacht, in deren Händen die ganzen Zustände des Weltteiles lagen, sie hatte das gelesen, was die hervorragendsten Männer und Frauen in Dichtungen, in betrachtenden Werken und zum Teile in Wissenschaften, die ihr zugänglich waren, geschrieben haben, und sie hatte alles Schöne genossen, was die Künste hervorbringen. … Weil aber, obwohl ihre Augen noch nicht so schwach waren, das viele Lesen, das sie sich hatte auflegen müssen, bei ihrem Alter doch hätte beschwerlich werden können, hatte sie eine Vorleserin, welche einen Teil, und zwar den größten, des Lesestoffes auf sich nahm und ihr vortrug. Diese Vorleserin war aber keine bloße Vorleserin, sondern vielmehr eine Gesellschafterin der Fürstin, die mit ihr über das Gelesene sprach, und die eine solche Bildung besaß, daß sie dem Geiste der alten Frau Nahrung zu geben vermochte, so wie sie von diesem Geiste auch Nahrung empfing. Nach dem Urteile von Männern, die über solche Dinge sprechen können, war die Gesellschafterin von außerordentlicher Begabung, sie war im Stande, jedes Große in sich aufzunehmen und wieder zu geben, so wie ihre eigenen Hervorbringungen, zu denen sie sich zuweilen verleiten ließ, zu den beachtenswertesten der Zeit gehörten.

Nun ist die Darstellung der Wirklichkeit, vor allem real existierender Personen, in literarischen Texten aber eine komplizierte Angelegenheit. Man könnte sagen, die Fürstin und die Vorleserin in Stifters Roman haben nichts mit der Fürstin Maria Anna zu Schwarzenberg und der Dichterin Betty Paoli zu tun, und dass es nichts zur literarischen Sache tut, dass Stifter die Fürstin und Paoli gekannt hat. Ich möchte zu dieser Frage eine Erfindung Stifters, den Protagonisten der Erzählung „Nachkommenschaften“, zu Wort kommen lassen:

Freilich sagt man, es sei ein großer Fehler, wenn man zu wirklich das Wirkliche darstelle: man werde da trocken, handwerksmäßig, und zerstöre allen dichterischen Duft der Arbeit. Freier Schwung, freies Ermessen, freier Flug des Künstlers müsse da sein, dann entstehe ein freies, leichtes, dichterisches Werk. Sonst sei alles vergeblich und am Ende – das sagen die, welche die Wirklichkeit nicht darstellen können. Ich aber sage: warum hat denn Gott das Wirkliche gar so wirklich und am wirklichsten in seinem Kunstwerke gemacht, und in demselben doch den höchsten Schwung erreicht, den ihr auch mit all euren Schwingen nicht recht schwingen könnt? In der Welt und in ihren Teilen ist die größte dichterische Fülle und die herzergreifendste Gewalt. Macht nur die Wirklichkeit so wirklich wie sie ist, und verändert nicht den Schwung, der ohnehin in ihr ist, und ihr werdet wunderbarere Werke hervorbringen, als ihr glaubt, und als ihr tut, wenn ihr Afterheiten malt und sagt: Jetzt ist Schwung darinnen.

Donnerstag, 24. März 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: , ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert,Literatur,Literaturwissenschaft | Keine Kommentare

Zwei interessante Erscheinungen

Heute bringe ich eine Neuerscheinung zur Kenntnis:

Anlässlich des 200. Geburtstags von Fanny Lewald [geboren am 24. März 1811 in Königsberg, Preußen] erscheint folgender Band:
Christina Ujma (Hg.)
Fanny Lewald (1811-1889)
Studien zu einer großen europäischen Schriftstellerin und Intellektuellen
Vormärz-Studien Bd. XX, Aisthesis 2011

Das ist aber keine der beiden Erscheinungen, von denen der Titel dieses Blogeintrags spricht. Dieser bezieht sich vielmehr auf  folgende Bemerkung der Elise von Hohenhausen (1789–1857, Lyrikerin, Erzählerin, Publizistin und Übersetzerin; ihre Tochter, eine Schriftstellerin und Salonière, wurde in diesem Blog als Herausgeberin einer Lyrikanthologie gewürdigt), festgehalten in einem Brief an Heinrich Heine:

Varnhagen hat mich mit alter Freundschaft aufgenommen — Betty Paoli, Fanny Lewald, die ich hier kennen lernte, sind interessante neue Erscheinungen…

Sonntag, 13. März 2011 von Karin S. Wozonig
Schlagworte: ,
Veröffentlicht in 19. Jahrhundert | Keine Kommentare

Zur Erinnerung

Aus dem Tagebuch von Betty Paoli, 13. März 1882:

27ster Jahrestag von meiner ersten Begegnung mit Ida.